Sport in der Region
Schützenverein - ein Verein wie jeder andere?
26. Juni 2018, 14:30 Uhr aktualisiert am 26. Juni 2018, 14:30 Uhr
In Amerika gesteht die Verfassung den Bürgern das Recht auf Waffenbesitz zu. Immer wieder werden diese Gesetze scharf kritisiert. Doch wie sieht es damit in Deutschland aus? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um eine Waffe besitzen zu dürfen? Wieso schießt man überhaupt gerne? Wir haben für unsere Serie "Sport in der Region" bei den Aitrachschützen Ittling vorbeigeschaut.
"In Deutschland sind die Waffengesetze sehr streng - und das ist auch gut so", sagt Reinhard Helmbrecht, Sport- und Jugendleiter der Aitrachschützen Ittling. Hierzulande braucht man beim Kauf einer Waffe nicht nur das nötige Kleingeld, sondern man darf sich auch nichts zu Schulden kommen lassen.
"Der Sportschütze mit der legalen Waffe ist der sauberste und gesetzestreueste Bürger, den man finden kann. Einmal mit 0,5 Promille Auto gefahren und erwischt worden und du musst alles abgeben. Das Sportschießen ist so reguliert, dass du eigentlich keinen Unfug treiben kannst. Das ist das Gute am deutschen Waffenrecht", erklärt Christian Wild, Sportleiter Kurzwaffe bei den Aitrachschützen. Durch Vorurteile, aber auch nach Tragödien wie bei Amokläufen, steht das Schießen immer wieder in der Kritik.
Egal ob Luftwaffe oder Kleinkaliber - will man in Deutschland eine Waffe beantragen und kaufen, so darf der Käufer keine Vorstrafen, psychische Krankheiten oder anderes vorweisen. "Ordnungswidridkeiten wie Falschparken zählen natürlich nicht dazu", sagt Wild mit einem Zwinkern. Will man eine Waffe beantragen, ist dies ein langer Weg: Zunächst muss der Schütze seit mindestens einem Jahr in einem Verein regelmäßig schießen. Dann muss ein Antrag in München beim Bayerischen Sportschützenbund (BSSB) gestellt werden, wo diese Angaben überprüft werden. Man bekommt dann ein Dokument, das man bei der Stadt oder dem Landratsamt abgeben muss. Dort wird es zusammen mit dem polizeilichen Führungszeugnis, den Punkten in Flensburg und weiteren Nachweisen überprüft, ob man schlussendlich dann den Waffenbesitzschein erhält. Im Gegensatz zum Waffenschein, den die Polizisten erhalten, dürfen die Sportschützen die Waffe in der Öffentlichkeit nicht bei sich tragen.
Bestimmungen sollen den Missbrauch erschweren
Auch weitere Bestimmungen machen in Deutschland einen Waffenmissbrauch beinahe unmöglich. Zum Beispiel muss man nach dem Training die Waffe auf direktem Weg nach Hause oder in den Tresor bringen. Zwischenstopps können sehr teuer werden. Auch während des Transports muss die Waffe sicher verstaut werden. Bestenfalls im Kofferraum: "Man muss mindestens drei Griffe brauchen, um an die Waffe zu kommen. In einem offenen Koffer auf dem Beifahrersitz des Autos ist die Waffe zum Beispiel nicht gestattet", so Reinhard Helmbrecht, Sport- und Jugendleiter.
Doch wieso geht man überhaupt schießen? "Jeder sucht nach der Arbeit nach etwas, bei dem er runterkommen kann. Ich habe überlegt was ich machen kann. Fußball - hab ich noch nie gemocht, Tennis - war ich noch nie gut. Viele kennen das Schießen ja schon von der Bundeswehr", sagt Wild.
Anfangen kann man schon im Alter von zwölf Jahren. Da allerdings nur mit Luftwaffen und mit der Einverständnis der Erziehungsberechtigten. Kleinkaliberwaffen dürfen Jugendliche ab 14 schießen. Großkaliber-Waffen sind in Deutschland erst ab 18 Jahren erlaubt.
Die Aufsicht hat bei den Durchgängen das Kommando, aber auch die Verantwortung. "Die eingeteilte Aufsicht hat das Sagen im Stand. Sie gibt die Kommandos und ohne diese macht keiner etwas. Dafür braucht man einen extra Schein", sagt Wild. Wenn jemand vorne im Schussfeld steht, darf nicht an der Waffe herumgespielt werden.
Vom Bauarbeiter bis zum Arzt
Das Klientel des Schützenvereins reicht von Bauarbeiter zum Arzt, der Großteil ist jedoch älter als 25. "Gehörschutz", kommandiert Wild. Alle Schützen gehorchen und setzen ihren Gehörschutz auf. Die Schutzbrille kommt danach. "Waffe mit fünf Patronen laden", schreit die Aufsicht. Nachdem die Patronen bei jedem in der Waffe liegen, heißt es "Feuer frei". Fünf Schützen, jeweils fünf Schüsse. Dann geht es wieder von vorne los.
Ohne Gehörschutz hätte man danach wohl ein Piepen im Ohr - so laut ist es in dem kleinen Bereich des Raumes. Vor dem Stand ist eine 25 Meter lange Schussbahn. Treffen muss man auf eine 30x30 Zentimerter kleine Scheibe. Nachladen, nochmal fünf Schuss. Dann werden die Waffen niedergelegt, das Magazin herausgenommen und rote Fähnchen in die Waffe gelegt. Das zeigt der Aufsicht, die Waffe ist entladen. "Sicherheit" - Die Schützen dürfen nun Gehör- und Sichtschutz wieder abnehmen.
Das war's für heute. Draußen ist es schon dunkel, als die Gruppe aus dem Schützenhaus-Gebäude tritt. Jetzt geht es nach Hause. "Auf direktem Weg", sagt Wild mit seiner Kurzwaffe im Koffer. Der Schießsport wird auch weiterhin kritisch beäugt werden, doch die Gesetze und Regelungen in Deutschland sorgen für Sicherheit. Solange diese eingehalten werden, ist auch ein Schützenverein ein Verein wie jeder andere auch - nur eben mit Waffen.
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