Tiergarten Straubing
Plusgrade allein reichen nicht
29. Februar 2020, 8:57 Uhr aktualisiert am 11. April 2023, 16:17 Uhr
Regen statt Schnee und Temperaturen weit über null Grad - was bedeutet ein warmer Winter für die Tiere im Tiergarten?
Schnee ist diesen Winter ein seltener Anblick. Die meiste Zeit zeigt das Thermometer über null Grad an. Der Naturschutzbund Nabu warnt davor, dass das warme Wetter den Lebensrhythmus mancher einheimischer Tiere empfindlich stört. An der Papageienvoliere des Tiergartens Straubing hängt trotzdem ein Schild, auf dem steht "Uns ist's jetzt zu kalt und zu ungemütlich geworden! Darum sind wir ins Winterquartier hinter den Kulissen umgezogen". Die Temperatur allein macht es nämlich nicht aus, erklärt Ludwig Fischer, der Kurator des Tiergartens.
Ob Exoten, die es warm brauchen, nach draußen dürfen, hängt vor allem davon ab, ob die Sonne scheint. "Papageien können die Mittagssonne selbst bei leichten Minusgraden genießen", sagt Fischer. Gefährlich werde es für sie bei Regen oder Schnee. Ein nasses Tier friere nämlich bei den momentanen Temperaturen stärker als ein trockenes Tier bei unter null Grad. Im schlimmsten Fall könne ein kleiner Vogel bei nassem, kaltem Wetter auf seinem Ast erfrieren. "Das ist bei uns noch nicht passiert, in anderen Zoos aber schon", sagt der Kurator. Dieser Winter ist zwar wärmer, aber einer von der windigen und feuchten Sorte. Sonnentage sind selten, deswegen bleiben die Exoten drinnen. Alle kleinen Exoten und Reptilien zumindest. Emus und Kängurus stammen zwar auch aus einer wärmeren Gegend, kommen aber mit unserem Winter zurecht. Sie haben mehr Körpermasse als beispielsweise ein Papagei und kühlen nicht so schnell aus. Sie sind auch Ende Februar draußen, aber bewegen sich längst nicht so viel wie im Frühling oder Sommer.
Warum der Bär wach ist, weiß nur er selbst
"Die echten Winterschläfer, die wir im Tiergarten haben, halten wir unter kontrollierten klimatischen Bedingungen die eine optimale Überwinterung ermöglichen", sagt Fischer. Diese echten Winterschläfer, zum Beispiel Schildkröten, merken also nicht einmal, dass es draußen wärmer ist. Damit niemand ihre Ruhe stört, zeigt der Tiergarten sie im Winter nicht. Winterruher wie die Braunbären sind dagegen schon draußen unterwegs. Die Bären drehen ihre Runden oder fläzen sich auch einfach auf einen Baumstamm, der im Gehege liegt. Das muss laut Fischer aber nichts mit der Temperatur zu tun haben. Die Braunbären könnten auch in kälteren Wintern aktiv sein. "Ob die aktuelle Aktivität gerade wirklich wetterabhängig ist, wäre eine Frage, die wir den Tieren direkt stellen müssten", sagt er.
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Und dann sind da noch die, die es von Haus aus lieber kalt mögen oder zumindest damit zurechtkommen. Wisente, Trampeltiere und Brillenpinguine sind das ganze Jahr über draußen. Die sibirischen Tiger vertragen kälteres Wetter auch gut, schauen aber nur für kurze Spaziergänge aus ihren Verstecken. Zwei Waschbären haben sich auf einem Baum aneinandergekuschelt. Wirklich in Frühlingsstimmung scheint trotz Plusgraden keins der Tiere zu sein. Die einzige Auswirkung des Wetters: Theoretisch bräuchten all diese Tiere in diesem Winter nicht so viel fressen. "Messbar ist das für uns nicht wirklich", sagt Fischer. Die Tiere seien durch ihre Gene darauf festgelegt, über den Winter möglichst viel Energie zu sparen und nur so viel zu fressen, wie sie brauchen, um ihre Körpertemperatur zu halten. Auch ein wärmerer Winter ändert nichts an diesem Energiesparprogramm.