Landkreis Regensburg
Inventur im Straubinger Tiergarten
21. Januar 2013, 6:53 Uhr aktualisiert am 21. Januar 2013, 6:53 Uhr
"Bei den Braunbären ist es noch einfach, bei den Fischen dagegen wird es schon schwieriger", gibt Tiergarten-Direktor Wolfgang Peter zu. Gemeint ist das Zählen der Tiere, denn gegen Ende eines jeden Jahres wird auch im Tiergarten Inventur gemacht. Das Ergebnis von 2012: genau 1402 einzelne Tiere und 204 verschiedene Arten leben im Straubinger Zoo. Doch wie kommen die Mitarbeiter auf diese Zahl? Mit Strichliste oder technischem Hilfsgerät? Und wie aufwändig ist so eine Inventur mit Tieren? Wir haben uns schlau gemacht.
"Die Tiere zu zählen ist kein großer Akt", meint Tiergartendirektor Wolfgang Peter und fügt hinzu: "Mittlerweile zumindest nicht mehr. Denn wir sind gut organisiert." Die gesamte Anlage des Zoos ist in fünf Reviere geteilt und über jedes Revier wird das ganze Jahr hindurch genau Buch geführt. "Neuzugänge, Geburten und Sterbefälle werden also ohnehin laufend aktualisiert, so dass bei der Inventur lediglich geprüft werden muss, ob der Bestand tatsächlich mit der Tierbestandsdatei übereinstimmt", erklärt der Zoodirektor.
Ausnahmsweise heißt es einmal nicht "Ladys first"
Dafür gibt es eine ausgedruckte Liste für die Zoo-Tierpfleger, die sich gegen Ende des Jahres zusätzlich zu ihren tagtäglichen Aufgaben Zeit nehmen, um den Tierbestand ihrer Reviere zu prüfen. Vier Zahlen werden in dieser Liste festgehalten und dabei heißt es ausnahmsweise einmal nicht "Ladys first", erklärt Peter mit einem Augenzwinkern. "An erster Stelle steht nämlich die Zahl der Männchen, an zweiter die der Weibchen, dann kommen die Jungtiere, von denen noch kein Geschlecht feststellbar ist, am Ende steht die Gesamtzahl der Tiere. Das ist bundesweit so festgelegt."
Gezählt und geprüft wird alles, mit wenigen Ausnahmen. "Engerlinge beispielsweise, die die Käfer im Erdreich ablegen, werden nicht extra ausgebuddelt", scherzt der Zoodirektor. Auch bei einem quirligen Schwarm kleiner Fische sei es schwierig. Deshalb greifen die Zoo-Mitarbeiter schon mal zu technischen Hilfsmitteln. "Einfach mehrere Fotos machen und dann zählen", verrät Peter. "Dann bekommt man immerhin eine grobe Zahl."
Gemessen und gewogen werden die Tiere bei der Inventur in Straubing nicht, so wie es andere Zoos praktizieren. "Das ist viel zu zeitaufwändig", sagt Peter. "Außerdem sind diese Daten, die häufig für wissenschaftliche Erhebungen erfasst werden, für uns nicht relevant", fügt er hinzu. "Uns ist es wichtig, dass das Tier gesund ist. Deshalb interessiert uns mehr der Zustand der Haut und des Fells, der Muskulatur und der Körpergestalt. Und das wird ohnehin Tag für Tag geprüft." Außerdem müssten für derlei Datenerhebungen die Tiere eingefangen werden, gibt Peter zu bedenken. "Das ist mit unnötigem Stress verbunden. Deshalb machen wir solche Messungen nur im Rahmen von ohnehin nötigen tiermedizinischen Behandlungen."
Trotzdem hat der Tiergartenleiter noch einige interessante Zahlen parat. Der Wiesent-Bulle ist mit etwa 800 Kilo das schwerste der 1402 einzelnen Tiere im Tiergarten. Die Kongo-Rosenkäfer zum Beispiel gehören nicht nur zu den leichtesten, sondern auch zu den kleinsten Exemplaren. "Und das Größte ist sicherlich unser Trampeltier-Bulle Balou", ist Peter überzeugt. Eine genaue Zahl konnte er aus den genannten Gründen nicht sagen. Laut Lexikon können Trampeltiere jedoch eine Kopfrumpflänge von bis zu drei Metern und eine Schulterhöhe von bis zu 2,30 Metern erreichen.
Senioren verbringen im Zoo ihren Lebensabend
Auch Senioren verbringen im Straubinger Tiergarten ihren Lebensabend, verrät der Tiergarten-Leiter. Bei den Säugetieren haben sowohl das Löwenpärchen als auch die drei Bärendamen das natürliche Höchstalter bereits erreicht. Braunbärin "Erika" ist mit 37 Jahren die Älteste. "Wir sind froh, dass sie so alt geworden sind", sagt Peter. "In freier Wildbahn hätte das nicht geklappt. Aber wir müssen damit rechnen, dass wir uns bald von ihnen verabschieden müssen."
Verabschieden musste sich der Zoo auch im vergangenen Jahr von einigen Tieren. Der spektakulärste Todesfall war sicherlich der von Tiger "Cornelius" im Oktober. Er war nach einer Rangelei mit seinem Bruder "Claudius" im Nürnberger Zoo verendet, wo sich beide während der Umbauarbeiten des Straubinger Geheges befanden. "Claudius" wird am Ende diesen Jahres wieder im Bestand des Tiergartens auftauchen, denn im Frühsommer kann er in sein neues, dreimal so großes Gehege zurückkehren. Und vielleicht steht dann ja auch schon eine "Claudia" auf der Tierbestandsliste. Die Operation "Tiger sucht Frau" ist nämlich bereits in vollem Gange.