Straubing-Bogen

„Kein Kunstrasenplatz im Landkreis – das ist eine Farce sondergleichen“


Quo vadis, Amateurfußball? Für Andreas Wagner hat der Landkreis Straubing-Bogen die Talsohle längst durchschritten. Um den regionalen Fußball weiter voranzubringen, wünscht sich der Trainer des Bayernligisten TSV Bogen bessere Rahmenbedingungen. (Foto: Fabian Roßmann)

Quo vadis, Amateurfußball? Für Andreas Wagner hat der Landkreis Straubing-Bogen die Talsohle längst durchschritten. Um den regionalen Fußball weiter voranzubringen, wünscht sich der Trainer des Bayernligisten TSV Bogen bessere Rahmenbedingungen. (Foto: Fabian Roßmann)

Von Fabian Roßmann und Redaktion idowa

Das alles bestimmende Sportthema im Landkreis Straubing-Bogen sind zweifelsfrei die Straubing Tigers. Auch die Volleyballdamen von NawaRo sorgen mehr und mehr für Aufsehen. Eigentlich untypisch für Deutschland ist der Fußball fast schon in den Hintergrund gerückt. Kein Wunder: Viele Jahre lang gab es kaum Mannschaften, die höherklassig spielten. Nach dem Aushängeschild SpVgg Hankofen-Hailing kam lange nichts.

Eine Situation, die sich mittlerweile allerdings verändert hat. "Die Talsohle hat der Landkreis Straubing-Bogen schon längst durchschritten", ist Andreas Wagner überzeugt. Der 37-Jährige trainiert derzeit äußerst erfolgreich den TSV Bogen in der Bayernliga Süd. "Ich bin der Meinung, dass der Fußball in Straubing und seiner Umgebung wieder ein bisschen mehr in den Vordergrund rücken müsste. Wir haben mit Han-kofen und Bogen als einziger niederbayerischer Landkreis zwei Bayernligisten. Wir haben mit Mariaposching, Kirchroth und Geiselhöring mittlerweile immerhin schon wieder drei Vereine auf Bezirksebene. Und der VfB Straubing sowie der ASV Degernbach sind zwei Vereine, die auf dem Sprung in die Bezirksliga sind", fasst Wagner zusammen. Im Herrenbereich sei man dadurch relativ gut aufgestellt.

Was fehlt, sind die Voraussetzungen für gute Nachwuchsarbeit. "Jetzt müssen die nächsten Schritte folgen", ist Wagner überzeugt. Der Landkreis Straubing-Bogen müsse unter allen Umständen versuchen, ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) zu bekommen. "Damit könnte man zumindest einem Verein ermöglichen, wieder eine Nachwuchsarbeit zu machen, wie sie vor über 20 Jahren zum Beispiel noch der TSV Straubing gemacht hat, wo die Jugendmannschaften auch kontinuierlich in der Bayernliga gespielt haben", sagt Wagner. Entlang der A92 gibt es mit Landshut, Dingolfing und Deggendorf drei NLZ-Standorte auf kleinem Raum. "Aber der Landkreis Straubing-Bogen ist diesbezüglich ein weißer Fleck auf der Landkarte", so Wagner. In Straubing gibt es lediglich einen Basisstützpunkt, und dieser ist an keinen Verein gebunden.

"Der frühere Stützpunktkoordinator Michael Köllner beziehungsweise der Verband hat die Stützpunkte unter den damaligen Gesichtspunkten sicher nach bestem Wissen und Gewissen vergeben. Aber die Kräfteverhältnisse haben sich in den vergangenen Jahren definitiv verändert", so Wagner. Ein nahe liegendes Nachwuchsleistungszentrum musste zuletzt sogar seine U 19 abmelden. "Wenn wir in unserer Region den Fußball mittelfristig und vor allem nachhaltig wieder auf Vordermann bringen wollen, dann müssen wir die Jugend noch weiter stärken, und dann hätte der Straubinger Raum bei entsprechendem Engagement auch mal eine Chance verdient", fordert der Trainer. Es gebe mittlerweile einige gut funktionierende JFGs, also Zusammenschlüsse verschiedener Vereine in der Jugend. Darauf kann man aufbauen.

Schlüssiges Konzept nötig

Wagner hofft, dass sich der neue Stützpunktkoordinator Antonio di Salvo ein umfassendes Bild vom ostbayerischen Fußball macht und die Region Straubing zukünftig stärker berücksichtigt. "Aber davor müssen die Jugendvereine in und um Straubing - ohne Vereinsbrille - ihre Hausaufgaben machen und ein schlüssiges Konzept präsentieren. Erst dann kann man auf das Wohlwollen von Verbandsseite hoffen", ergänzt Wagner.

Von einer guten Nachwuchsarbeit eines Vereins, der mit seinen Mannschaften höherklassig spielen könnte, würden alle Teams im Landkreis profitieren, glaubt Wagner. Natürlich müssen, um als NLZ-Standort in Betracht zu kommen, die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Womit der nächste Wunsch Wagners folgt: "Der Landkreis Straubing-Bogen hat keinen einzigen Kunstrasenplatz. Das ist eine Farce sondergleichen. Wir haben hier so viele Vereine, die auf einen solchen angewiesen wären. Dafür wäre ein Entgegenkommen der regionalen Politik wichtig, um in Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Vereinen das Projekt Kunstrasenplatz anzugehen. Ich wäre bereit, hier tatkräftig mitzuhelfen!"

Neidvoller Blick zu den Nachbarn

Fast schon neidisch könnte man beim Thema Kunstrasenplätze werden, wenn man sich die Situation in den Nachbarlandkreisen anschaut. In Cham wurde 2013 ein Kunstrasenplatz fertiggestellt, bei der DJK Vilzing in diesem Jahr einer gebaut. Heißt: Auf eine Distanz von nicht einmal zehn Kilometer gibt es im Landkreis Cham also zwei Kunstrasenplätze. Auch in Dingolfing, Deggendorf, Landshut und Regensburg gibt es Kunstrasenplätze. "Auch für einen NLZ-Standort ist es Voraussetzung, dass man einen Kunstrasenplatz hat", sagt Wagner. Dadurch würde das eine wieder das andere bedingen.

Am Ende würde das alles wohl an der Kostenfrage hängen. "Wenn ich mich als Stadt und Landkreis wieder mehr zum Fußball bekenne, dann muss ich ein solches Projekt eben auch einmal mit Zuschüssen unterstützen", sagt Wagner. Aufgrund von Nutzungsgebühren für ein Spiel auf dem Kunstrasen könnte man rund 120 bis 150 Euro von etwaigen Vereinen verlangen. Damit würden die Kosten auch wieder ziemlich schnell gedeckt werden. "Dass kein großer Gewinn herausspringen wird, ist auch klar. Aber das sollte einem der Fußball schon wert sein", so Wagner.