Helmut Brunner schreibt offenen Brief
Minister a. D. fordert: Bahn soll Chefsache werden
27. August 2020, 17:15 Uhr aktualisiert am 27. August 2020, 20:23 Uhr
Als ehemaliger Mandatsträger wäre es für Helmut Brunner nicht zwingend notwendig, sich in die politische Entscheidung zur Bahnstrecke Gotteszell-Viechtach einzuschalten. Doch als langjähriger Kämpfer für die dauerhafte Reaktivierung dieser Strecke und als Go-Vit-Ehrenmitglied kann er einfach nicht anders. Daher hat der Zachenberger nun einen offenen Brief an die Bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer.
Die Bevölkerung im Landkreis Regen sei überrascht und verärgert, schreibt Brunner. "Auch für mich war dies wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel, zumal ich mich von Anfang an als Abgeordneter und Kabinettsmitglied mit Herzblut und voller Überzeugung für den Probebetrieb und eine dauerhafte Einrichtung der Bahnlinie Gotteszell-Viechtach eingesetzt habe." Die abrupte Entscheidung sei ein herber Rückschlag für die ganze Region und aus Brunners Sicht zudem "fachlich und sachlich falsch".
"Ein Schlag ins Gesicht"
Vor allem die Art und Weise der Bekanntmachung über die Medien und ohne Einbindung der örtlichen Mandatsträger und des Mobilitätsvereins Go-Vit ist Brunner sauer aufgestoßen - und nicht nur ihm: "Die Enttäuschung und Entrüstung ist in der Bevölkerung allerorts spürbar. Gerade auch für die jahrelangen Bemühungen der Ehrenamtlichen im Verein Go-Vit ist dies wie ein Schlag ins Gesicht. Wie konnte so was geschehen, eine ganze Region vor den Kopf stoßen: 13 Monate vor Ablauf der einvernehmlich festgelegten Probezeit."
Auch auf die vom Ministerium vorgebrachten Argumente geht der Zachenberger ein. Diese seien identisch mit denen von vor drei Jahren, als ihm der damals zuständige Minister Joachim Herrmann die Verlängerung des Probebetriebes trotz Bedenken einiger Beamter zugesagt habe. "Die Bedenkenträger in der Ministerialbürokratie scheinen sich jetzt durchgesetzt zu haben", befürchtet Brunner.
"Zur Chefsache machen"
Er fordert die Ministerin auf, die Angelegenheit zur Chefsache zu machen und die Entscheidung auszusetzen bis zum Ende des Probebetriebes, um auch die Auswirkungen des Nahverkehrskonzeptes des Landkreises bewerten zu können.
"Im Übrigen sollte das hausgemachte, unselige K. O.-Kriterium der 1000 Fahrgastkilometer ernsthaft hinterfragt werden. Der öffentliche Personen- und Schienennahverkehr wird auch im ländlichen Raum weiterhin an Bedeutung gewinnen. Wenn man es ernst nimmt mit der Stärkung des ländlichen Raumes, der möglichst gleichwertigen Arbeits- und Lebensbedingungen und der Chancengerechtigkeit, dann darf man eine Bahnverbindung, die in der gesamten Gesellschaft hohe Akzeptanz genießt, dem Tourismus dienlich ist sowie Arbeitsplätze im Ausbesserungswerk in Viechtach sichert, nicht in Frage stellen. Der finanzielle Aufwand des Landkreises und mehrerer Kommunen kann doch nicht ignoriert werden", schreibt Brunner.
Weiterhin bittet er Ministerin Schreyer, den Landkreis Regen selbst zu besuchen und hier selbst einmal mit der Bahn zu fahren.
Appell an Bahnbefürworter
Brunner hat aber auch eine Bitte, die er an die Bevölkerung im Landkreis Regen richtet: "Ich bitte alle, die sich für den dauerhaften Erhalt der Bahnstrecke Gotteszell-Viechtach einsetzen um Solidarität, Zusammenhalt und wirkungsvolle Aktionen. "Auch wenn wir derzeit im Landkreis Regen keinen eigenen Abgeordneten haben, erwarte ich von allen politischen Mandatsträgern, parteiübergreifend Kampfgeist und Leidenschaft für den Erhalt der Bahn zu entwickeln." Nur Verständnis zu haben für die Verärgerung im Landkreis, das sei zu wenig, findet Brunner: "Nur wenn wir geschlossen und entschlossen für unsere Anliegen mit Kreativität und Herzblut kämpfen, werden wir erfolgreich sein."