Viechtach
Der Ton macht die Musik: Bürgermeister Franz Wittmann zieht die Lehren aus seinem Alleingang auf dem Bürgerfest
8. Juli 2014, 17:54 Uhr aktualisiert am 8. Juli 2014, 17:54 Uhr
Zwei Tage sind seit dem Eklat auf dem Viechtacher Bürgerfest vergangen. Mittlerweile kann Bürgermeister Franz Wittmann über seinen Fauxpas wieder lachen und sagt: "Meine Wortwahl war alles andere als optimal. Dafür entschuldige ich mich ausdrücklich. Ich habe daraus gelernt und für mich ist die Sache damit erledigt." Dass sein Alleingang hohe Wellen schlagen würde, verstehe er natürlich. "Man muss auch mal sehen, dass ich erst acht Wochen im Amt bin. Mir fehlt da einfach noch die Erfahrung und ich war während der drei Tage Bürgerfest an der Grenze der Belastbarkeit angekommen", gesteht der neue Rathauschef gegenüber idowa.
Für diese Ausnahmesituation hat auch Thomas Kugel von der verantwortlichen Firma "Kugel Veranstaltungstechnik" durchaus Verständnis: "Jeder will in den drei Tagen irgendwas vom Bürgermeister. Da kann einem schon mal der Gaul durchgehen." Was ihm jedoch weniger gefiel, war das Nachtarocken Wittmanns. "In seinen Außendarstellungen kam das so rüber, als könnte man sich mit den bei mir angestellten Tontechnikern nicht unterhalten, weil sie beratungsresistent wären. Das ist für mich schon geschäftsschädigend." Er habe nach dem Vorfall noch bis in die frühen Morgenstunden mit dem Rathauschef zusammengesessen und die Angelegenheit unter vier Augen ausdiskutiert. Thomas Kugel: "Ich bin dann davon ausgegangen, die Sache ist damit erledigt. Dementsprechend verärgert haben mich dann seine Aussagen gegenüber der Presse."
Und tatsächlich, hinsichtlich des genauen Ablaufs sind sich beide nach wie vor uneins. Bürgermeister Franz Wittmann schildert, dass er schon in den beiden Tagen zuvor von mehreren Festbesuchern auf die übertriebene Lautstärke angesprochen wurde. Bei dem Konzert der AC/DC-Revivalband habe er sich dann schließlich zum Handeln gezwungen gefühlt und sei zu einem Tontechniker ans Mischpult gegangen. Diesen habe er gebeten, leiser zu machen. Das Gespräch bestätigt auch Thomas Kugel, der jedoch einwirft, dass besagter Mitarbeiter an diesem Abend gar nicht im Dienst war und sich das Konzert selbst nur angesehen habe. "Mein Mitarbeiter hat ihm gesagt, dass die Band einen entsprechenden Vertrag hat und alles entsprechend geregelt ist. Außerdem konnte er gar nicht wissen, dass er da gerade mit dem Bürgermeister redet, weil er sich nicht vorgestellt hat."
Wie so oft, der Ton macht also die Musik. Wie man's stattdessen richtig macht, hat laut Thomas Kugel Marketingleiterin Monika Häuslmeier gezeigt. "Während der Bürgermeister Richtung Bühne gestürmt ist, ging sie ans Mischpult, hat sich vorgestellt und darum gebeten, die Musik ein bisschen leiser zu machen." Und siehe da, ihr Wunsch fand Gehör. Für Thomas Kugel absolut alltäglich: "Ich mache den Job jetzt schon ein paar Jahre und da war es noch nie ein Problem, wenn uns ein Bürgermeister drum gebeten hat, die Musik ein bisschen leiser zu machen. Wir sind da immer gesprächsbereit."
Für Franz Wittmann ist die ganze Sache einfach "extrem unglücklich gelaufen". Er selbst sei sogar großer Rockmusik-Fan. "AC/DC ist ja auch meine Generation. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass wir im nächsten Jahr wieder eine Rockband für unser Bürgerfest engagieren." Er gibt allerdings auch zu bedenken, dass er die Performance der Band "grenzwertig" fand. "Man muss doch da auf der Bühne nicht den blanken Hintern präsentieren. Vor allem nicht, wenn Kinder im Publikum sind", so Wittmann gegenüber idowa. Ein Argument, das Thomas Kugel so nicht gelten lassen will: "Im Vertrag ist die künstlerische Freiheit ganz klar geregelt. Die Band macht das schon seit 25 Jahren und wer diese Band bucht, muss zumindest damit rechnen."
Das Tischtuch zwischen beiden Parteien ist dennoch nicht zerschnitten. Schon am am 19. Juli treffen Wittmann und Kugel zu den Eisenbarth-Festspielen wieder aufeinander. Dann hoffentlich mit einem versöhnlicheren Ende.