Fruchtgummi-Firma

Ein süßes Erbe sucht einen Nachfolger in Straubing

Georg Rösner ist 73 und sucht einen Nachfolger für seine Firma in Straubing - und ärgert sich.


Georg Rösner machte sich 1986 selbstständig und spezialisierte sich 1996 auf Bio-Süßwaren.

Georg Rösner machte sich 1986 selbstständig und spezialisierte sich 1996 auf Bio-Süßwaren.

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Video zum Thema:

In Rot-Gelb, Rot-Orange und Gelb-Grün ziehen die Fruchtgummiwürmer auf dem Förderband vorbei. An dessen Ende fallen sie in eine Sortiermaschine, von dort weiter in Plastikbeutel, die zum Schluss von Hand in Kartons gepackt werden. Eine Halle weiter stehen diese Kartons palettenweise zur Auslieferung bereit. Georg Rösner beugt sich zu den aufgeklebten Lieferscheinen hinunter und liest vor: "Diese Palette geht nach Frankreich, die nach Dänemark und die nach Belgien." Rösner ist 73 und Gründer der gleichnamigen Vertriebsgesellschaft für Bio-Süßwaren mit Sitz in Straubing. In seinem Alter genießen andere längst den Ruhestand. Das würde Rösner auch gerne, aber da gibt es ein Problem.

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Georg Rösner machte sich 1986 selbstständig und spezialisierte sich 1996 auf Bio-Süßwaren.

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Georg Rösner machte sich 1986 selbstständig und spezialisierte sich 1996 auf Bio-Süßwaren.

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Georg Rösner machte sich 1986 selbstständig und spezialisierte sich 1996 auf Bio-Süßwaren.

Mit dem Wort "ernüchtert" beschreibt der Inhaber seine Gefühlslage, wenn er auf das Thema Firmennachfolger zu sprechen kommt. Bereits seit acht Jahren ist er auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Eigene Kinder hat er nicht, sein Neffe und seine Nichten seien in anderen Branchen tätig.

Rund 60 Anfragen hat Rösner bislang erhalten

Er habe alles versucht, sagt der 73-Jährige. Er habe über den Verband, die Industrie- und Handelskammer und die Fachpresse gesucht. Sogar den Bayerischen Rundfunk habe er sich in Haus geholt, damit über seine Situation berichtet wird und sich vielleicht so ein Kandidat findet. Es sei nicht so gewesen, dass es keine Interessenten gegeben hätte. Auf 60 Anfragen habe es sich summiert. Aber in den meisten Fällen sei es immer dasselbe gewesen: Den Interessenten habe es an Fachkompetenz gefehlt und es wolle heutzutage keiner mehr unternehmerische Verantwortung übernehmen. Rösner will sein Lebenswerk aber in guten Händen wissen.

Eine eigene Firma führen, war zunächst nicht in Rösners Lebensplan vorgesehen. Eigentlich wollte er Gymnasiallehrer für die Fächer Sport, Biologie und Chemie werden. Nach dem Referendariat stand er aber jahrelang auf der Warteliste für eine Festanstellung. Irgendwann war er das Warten leid, sattelte auf Groß- und Außenhandelskaufmann um und stieg in den 80er-Jahren in den Saatenhandel seines Großvaters in Straubing ein. 1986 machte sich Rösner selbstständig und gründete seine Vertriebsgesellschaft für Bio-Saaten, 1996 spezialisierte er sich auf Bio-Süßwaren.

Rösner startete seine Geschäfte damals mit drei Sorten Gummibärchen. Pro Jahr ließ er davon 25 bis 30 Tonnen produzieren. Heute umfasst seine Produktpalette 16 Sorten Fruchtgummi, außerdem Marsh-mallows, Lakritz und Schokolinsen. Darunter sind auch zuckerreduzierte, gluten- und laktosefreie sowie vegetarische und vegane Sorten. Im Herbst will Rösner Gelee-Bananen auf den Markt bringen.

Ihren Fruchtgummi-Produktionsspitzenwert habe die Firma während der Corona-Pandemie mit rund 880 Tonnen in einem Jahr erreicht. Aktuell seien es rund 800 Tonnen. "Man merkt, dass die Leute wegen Inflation und Co. aufs Geld schauen und eher zu niedrigpreisigen statt hochpreisigen Produkten greifen", sagt Rösner.

18 Mitarbeiter hat die Firma. Am Sitz in Straubing wird die Ware verpackt, Maschinen zur Herstellung stehen dort nicht. Seine Fruchtgummis lässt Rösner beim Unternehmen Trolli in Neunburg vorm Wald (Kreis Schwandorf) produzieren. Auch für seine Lakritze, Marshmallows und Schokolinsen hat der 73-Jährige jeweils Lohnfertiger. In 15-Kilokartons kommt die Ware von dort nach Straubing, wo sie auf Abpackstraßen gekippt, sortiert, abgewogen und in Tüten verpackt wird, so wie man sie etwa aus dem Supermarkt kennt.

Rösners Eigenmarken wie etwa Ökovital und Eco-Vital gibt es in Biofachmärkten zu kaufen. Aber seine Produkte findet man auch bei großen Supermarktketten und Reformhäusern - dann aber unter deren eigenen Markennamen. Wessen Eigenmarken bedient werden, darf Rösner nicht nennen. Mehr als 200 Handelskunden habe seine Firma. Die Süßwaren gehen von Niederbayern aus nicht nur an Kunden im deutschsprachigen Raum, sondern auch in mehr als 30 weitere Länder, darunter auch Australien, Kanada und Südkorea. Zuletzt erwirtschaftete die Firma einen Umsatz von acht Millionen Euro.

Für Rösner gilt "entweder ganz oder gar nicht"

Der 73-jährige Firmeninhaber verwendet nach eigenen Angaben natürliche Fruchtbestandteile wie Bio-Fruchtsaft, Bio-Fruchtsaftkonzentrat oder Bio-Fruchtpüree für seine Süßwaren. Er gehöre mit seiner Firma zu den Pionieren und Marktführern bei Bio-Fruchtgummi in Deutschland. Es gebe auf dem Markt aber auch Unternehmen, bei denen der Geschmack ihrer Produkte alleine auf Aromen basieren, sagt Rösner. Was in der Zutatenliste ersichtlich sei. Diese würden dann als Gummibonbons mit Fruchtgeschmack deklariert.

Den guten Ruf seiner Firma soll ein potenzieller Käufer zu schätzen wissen. Geärgert hat sich Rösner deshalb über teilweise unverschämte Angebote. Ein Interessent etwa habe ihm 50.000 Euro für die Firma geboten. Es habe auch Unternehmen gegeben, die nur einen Firmenanteil erwerben wollten. Für Rösner gilt aber "entweder ganz oder gar nicht".

Eine Hoffnung des Inhabers war, dass sein Lohnfertiger Trolli die Firma übernimmt. "Die haben mir aber vor einem halben Jahr eine Absage erteilt. Das war sehr enttäuschend für mich", sagt er. Ohne Nachfolger werde er seinen Betrieb liquidieren müssen. Wann das der Fall sein wird? Er weiß es noch nicht. Ein kleines bisschen Hoffnung auf einen würdigen Interessenten hat er noch.