Servus Straubing
Straubinger war auf einem Zerstörer in der ganzen Welt unterwegs
28. September 2015, 9:28 Uhr aktualisiert am 28. September 2015, 9:28 Uhr
"Wenn ich mit meinen Geschichten anfange, komm' ich fast nicht mehr zum Arbeiten", sagt Ernst Aspermaier. Der 60-Jährige ist Altenpfleger und vor allem die männlichen Senioren sind fasziniert von seinen Erzählungen: Der gebürtige Straubinger war in den 1970er-Jahren mit der Marine auf einem Sprachkurs in Texas und lernte den Bau von Sonaranlagen in Kalifornien. Auf einem Zerstörer war er unterwegs vor der US-Küste, in der Karibik und später in der Ostsee. Wir sprachen mit ihm darüber, wie er zu diesem außergewöhnlichen Beruf kam, warum er jetzt Altenpfleger ist und warum er in Hessen, wo er heute lebt, keine Schweinsbraten-Entzugserscheinungen hat.
Straubinger Tagblatt: Herr Aspermaier, einmal im Jahr besuchen Sie noch Ihre Heimat Straubing. Was machen Sie dann?
Ernst Aspermaier: Ich besuche meine Schwester und schaue mir besonders gerne Ecken an, bei denen ich das Gefühl habe, in zwei Zeiten gleichzeitig zu sein. Einfach Orte, die sich nicht verändert haben, zum Beispiel in der Nähe des Freibads, dort hat nämlich meine Oma früher gewohnt. Ich habe bei Elektro Hüttinger gelernt und als junger Mann in der Burggasse gewohnt. In dem Haus war früher unten eine Bäckerei, heute ist dort eine Tiefgarageneinfahrt. Mit 19 Jahren bin ich 1974 zur Marine.
Was haben Sie bei der Marine gemacht?
Ernst Aspermaier: Zuerst die Grundausbildung in Bremerhaven. Dann hab' ich mitbekommen, dass Leute für Sonaranlagen gesucht werden. Mit diesen Anlagen kann man unter Wasser Schallwellen orten und so zum Beispiel im Kriegsfall U-Boote bekämpfen. Die Marine hat mich da erst einmal auf einen viermonatigen Sprachkurs in San Antonio in Texas geschickt, schließlich war ich noch vier Monate in San Diego in Kalifornien und habe dort eine Schulung in Sonaranlagen bekommen.
Wie ging es Ihnen in den USA?
Ernst Aspermaier: Die Amis, die uns in den Kursen Englisch beibrachten, sprachen kein Deutsch. Das heißt, sie haben uns englische Worte in Englisch erklärt. Dadurch lernte ich die Sprache sehr schnell. Die Bevölkerung war sehr nett, wir wurden oft eingeladen. Auf dem Luftwaffenstützpunkt in San Antonio lebten Menschen aus 30 verschiedenen Nationen zusammen, aus Taiwan, China oder Arabien. Dieser kulturelle Austausch hat mir wirklich sehr gefallen.
Wie war der Sonaranlagen-Lehrgang in San Diego?
Ernst Aspermaier: Wir sollten dort die technische Seite kennenlernen, Anlagen reparieren und warten. Nach den vier Monaten mussten wir eine Prüfung absolvieren, da ging es auch um U-Boot-Abwehr. Wir mussten simulierte Gefechte nachstellen. Im November 1975 bin ich wieder zurück nach Kiel und war zwei Jahre mit dem Zerstörer Lütjens unterwegs, auf dem Zerstörer Rommels bin ich durch die Karibik gefahren.
Wie war die Fahrt auf einem Zerstörer?
Ernst Aspermaier: Wir steuerten verschiedene Häfen an, als erstes in Frankreich, weiter ging es zu den Azoren und nach Baltimore und Miami an der US-Küste. Guantanamo, der Stützpunkt der Amerikaner auf Kuba, war die wichtigste Station. Das war eine richtige Übungsfahrt, es gab immer wieder Gefechtsübungen oder wir testeten, wie gut wir schießen können. Über die Jungferninseln und Haiti ging es wieder zurück nach Deutschland. Braungebrannt feierte ich 1977 Weihnachten daheim. "
Wie lebt es sich denn auf einem Zerstörer?
Wie lebt es sich denn auf einem Zerstörer?
Ernst Aspermaier: Unsere Schlafplätze waren in die Technik des Zerstörers integriert. Es gab keinen Privatraum. Wir haben uns auf hochklappbare Rahmen eine Matratze draufgelegt, und dort geschlafen. Mich hat das alles gar nicht gestört, ich wollte einfach nur viel rumfahren.
Was haben Sie nach der Rundfahrt gemacht?
Ernst Aspermaier: 1978 begann ich meinen Bootsmannlehrgang, das dauerte ein Jahr. 1979 bin ich zu den Minensuchern nach Wilhelmshaven gegangen. Wir haben Minen am Meeresgrund mit Sonaranlagen gesucht und unschädlich gemacht. Dafür war ich vor der Ostsee, vor Helgoland und Schottland auf einem Jagdboot unterwegs. Meine Aufgabe war, als Bootsmann den Sonarbereich zu leiten. Ja, und 1980 habe ich dann in Wetzlar meine Frau Rita kennengelernt. Nach acht Jahren bei der Marine wollte ich in den Computerbereich und meldete mich bei der staatlichen Technikerschule in Weilburg an. Als Computertechniker arbeitete ich bis 1992.
1995 haben Sie zum Altenpfleger umgeschult. Wie kam es dazu?
Ernst Aspermaier: Also spontan war ich meistens (lacht). Altenpfleger war natürlich was ganz anderes, als die Arbeit bei der Marine davor. Aber genau das ist mein Zugang zu den Patienten, denn viele von ihnen waren auch einmal bei der Marine.
Mit Ihrer Frau leben Sie im hessischen Wetzlar. Vermissen Sie etwas aus Ihrer Heimat Straubing?
Ernst Aspermaier: Meine Schwester vermisse ich. Ansonsten eigentlich nichts, denn ich habe meiner Frau beigebracht, Schweinsbraten mit Knödel zu machen (lacht). Vor Kurzem war Rita sogar mit ihrem Mandolinverein in Straubing. Der Stadtplatz und der Stadtturm haben den Hessen sehr gefallen.