Stück für Stück zum großen Ganzen
Straubinger Schüler verschönern Wände der Trabrennbahn mit Mosaiken
18. Juli 2014, 17:28 Uhr aktualisiert am 18. Juli 2014, 17:28 Uhr
Vorbeibrausende Autos bremsen ab, Radfahrer und Fußgänger bleiben stehen und staunen. Eine Frau ruft: "Herrlich, das ist Kunst! Hier schau' ich öfter vorbei." Wer wissen will, was diese Leute so in Erstaunen versetzt, muss zur Trabrennbahn in Straubing kommen. Dort verzieren momentan Schüler des Anton-Bruckner-Gymnasiums die äußeren Betonwände für ihr Kunstprojekt.
Kahl und grau war die Eingrenzung um die Trabrennbahn. Das ist sie nicht mehr. Aufgereiht sitzen die Schüler davor, zertrümmern mit Hämmern Fliesen und erwecken mit den Bruchstücken die Bilder an der Wand zum Leben. Die Trabrennbahn Straubing und das Quartiersbüro Süd baten Lehrerin Iris Schaarschmidt um Hilfe. Für die Leiterin des Projektseminars Kunst die perfekte Gelegenheit. 15 Schüler der Q11 meldeten sich für das Projekt. "Für mich war es die Hoffnung, im Sommer draußen zu sein und praktische Abwechslung vom Schulalltag zu haben", erinnert sich Felix Eibl. Im Unterricht gestalteten die Schüler eigene Entwürfe, die als Mosaike die Wände zieren sollten. Jetzt sind dort schon die vier Elemente und ein Hundeausführer zu erkennen. Den Sulky mit vorgespanntem Traber wünschte sich die Trabrennbahn. "ABG 2014" trägt das Pferd auf seiner Decke.
´
Bunte Fliesen gesucht
Für das Projekt hat Lehrerin Iris Schaarschmidt monatelang Material bei Baumärkten gesammelt: "Leider dominieren momentan die Farben Beige, Braun, Weiß und Schwarz die Fliesenmode." Die Schüler benötigen aber vor allem bunte Exemplare. Spenden sind ihnen deswegen sehr willkommen. Sie können immer zu den Arbeitszeiten am Freitag von 13 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 14 Uhr an der Mauer in der Eichendorffstraße abgegeben werden. "Wir können auch Fliesen mit den scheußlichsten Mustern gebrauchen", betont Iris Schaarschmidt. Ein Beobachter, der nahe rangeht, kann zum Beispiel auf einem Bruchstück ein kleines Seepferdchen erkennen. Im großen Ganzen ist das aber nicht zu sehen und darauf kommt es an. "Die Schüler dürfen die Einzelfliese nicht überbewerten, sondern müssen sie in das Gesamtbild einarbeiten", erklärt die Lehrerin. Dafür haben sie Vorlagen auf DIN-A4-Blättern. "Beim Arbeiten haben wir die Zeichnungen im Blick und gehen immer wieder einige Schritte von der Wand weg, um den Überblick zu behalten", erklärt Felix. "Die Farbnuancen sollen stufenartig verlaufen, damit das Bild lebendig aussieht", weiß seine Klassenkameradin Charlotte Rieser.
Kunst mit Sonnenhut und Pulli
Das fordert den Schülern viel Geduld ab. Mehrere Stunden arbeiten, bei Wind und Wetter und das am Freitagnachmittag und Samstagvormittag - Zeiten, zu denen Jugendliche normalerweise nichts mit Schule zu tun haben wollen. Bei Hitze verteilten sie Hüte und Sonnencreme, bei Kälte versorgte ihre Lehrerin sie mit warmen Malpullis. "Sie gehen wirklich mit einer Menge Motivation ran. Ein ,Wann kann ich endlich gehen' habe ich noch nicht gehört", lobt Iris Schaar-schmidt. "Es gefällt mir, dass wir uns nicht durch Worte, sondern durch das ausdrücken, was wir hier schaffen", beschreibt Charlotte. "Außerdem spornen uns die tollen Reaktionen der Leute an, die vorbeigehen." Die Einweihungsfeier war für September im Rahmen des Bluval-Festivals geplant, findet jetzt aber am 5. Oktober statt. Dann übergeben die fleißigen Künstler ihr Werk. Ein Moment, auf den sich die Schüler freuen: "Wenn wir hier vorbeikommen, wird es immer ein tolles Gefühl sein, dass wir uns verewigt haben."