Luftqualität "sehr schlecht"?

iPhone-App erschreckt Nutzer in Ostbayern


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Sieht äußerst bedrohlich aus, ist aber wahrscheinlich ein Fehlalarm: Screenshots aus einer iPhone-Wetterapp vom Donnerstagmorgen.

Der bedrohliche rote Fleck in der Handy-App beginnt knapp nördlich von Weiden in der Oberpfalz und zieht sich im Süden fast bis nach Straubing, Richtung Westen ragt er bis Maxhütte-Haidhof nördlich von Regensburg. "Sehr schlecht" sei die Luftqualität hier, sagt die App - ohne weitere Erklärungen dazu abzugeben. 

Angesichts der Tatsache, dass der Rest der Bundesrepublik laut dieser Darstellung komplett in unbedenklichem Blau-Grün daherkommt, muss die Frage aber doch erlaubt sein: Was ist hier los?

Unbedenkliche Werte bei anderen Quellen

Ein erster Blick auf die aktuellen Werte der bayerischen Luftmessstationen des Bayerischen Landesamts für Umwelt zeigt für den Standort Weiden um 12 Uhr einen Stickstoffoxid-Anteil von 14 Mikrogramm pro Kubikmeter – "sehr gut". Beim Ozon (O₃) sind es 64 Mikrogramm pro Kubikmeter, was ebenfalls noch als "gut" durchgeht. Ähnlich unbedenkliche Werte gibt das Landesamt für den Standort Sulzbach-Rosenberg an. 

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Das Landesamt gibt Entwarnung.

Das Umweltbundesamt kommt auf seiner Webseite für Weiden auf etwas höhere 17 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO₂) und vergleichbare 43 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter – trotzdem gilt die Luftqualität hier als "sehr gut". Ähnliche Daten gibt die kostenlose Informationsplattform für weltweite Luftqualität "IQAir" an: Am Standort Sulzbach-Rosenberg, vermeintlich ebenfalls im alarmroten Bereich gelegen, gilt die Luftqualität am Donnerstagmorgen als "gut", auch optisch ist hier alles buchstäblich im grünen Bereich.

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Auch beim Umweltbundesamt ist von Alarmstimmung nichts zu sehen.

Martin Bohmann, Betreiber einer Wetterstation in Eggerszell (Kreis Straubing-Bogen), sagt auf Anfrage, es gebe derzeit keinen Grund zur Besorgnis wegen der Luftqualität in der Region. Er gehe davon aus, dass es sich um "einen groben Fehler" bei der Messung handle.

Ein Leser schreibt uns überdies, er habe am frühen Morgen auf der Seite des Umweltbundesamts "sehr schlechte" Luftqualität an der Messstation Tiefenbach/Altenschneeberg nachlesen können. "Gegen Mittag war aber alles wieder grün und der Ausschlag vom Morgen nicht in der Statistik verzeichnet." Er vermutet einen Fehler an der Messstation. 

Aussagen des App-Anbieters schwer zu bekommen

Vieles spricht dafür, dass der bedrohliche Anblick in der Handy-App auf die wohl zeitweise fehlerhaften Daten einer Station zurückzuführen ist. Die Wetterdaten für iPhones stammen von "The Weather Channel", einem US-amerikanischen Tochterunternehmen des Computer-Konzernriesen IBM. Dementsprechend schwierig bis unmöglich ist es daher, kurzfristig an Aussagen zum möglicherweise fehlerhaften Verhalten der Wetter-App zu kommen. 

Soll heißen: Endgültig beweisen lässt es sich wohl nicht – angesichts der Daten aus der Region sieht es aber danach aus, als wären unsere Leserin und andere Handynutzer in Ostbayern von einem Software-Fehler aufgeschreckt worden.