Straubing
„Der Fisch, der kaltes Wasser braucht, geht zurück“
29. September 2018, 11:00 Uhr aktualisiert am 6. April 2023, 10:17 Uhr
Die ersten Auswirkungen des Klimawandels, vor denen der Landesverband der Berufsfischer in Bayern warnt, sind auch auf der Donau zwischen Straubing und Vilshofen bereits zu spüren. Wir haben mit Johann Mayer von der Fischerei Mayer darüber gesprochen, was sich in heißen Sommern in der Donau unter Wasseroberfläche so tut - oder eben nicht.
Eine Frage interessiert vor allem die Volksfest-Gänger in Straubing: Wie viele Sahara-Sommer braucht es, damit am Fischstand auf dem Gäubodenvolksfet der Steckerlfisch ausgeht? Das konnte Johann Mayer nicht sagen. Fakt ist aber: Aus Sicht des Fischereiverbands war es ein Rekordsommer, im negativen Sinn. Donaupegel in den Altwässern auf Fußbad-Niveau - überhitzte Teiche. Der Verband sieht langfristig die Existenz vieler Fischer bedroht.
Ist er das schon, der Klimawandel? Ganz klares Jein, sagt Johann Mayer, von der Fischerei Mayer in Straubing: "Klimawandel passiert über Jahrhunderte. Den würde ich nicht an einem trockenen Jahr festmachen. Das letzte Mal hatten wir sowas vor etwa 15 Jahren." Veränderungen spürt aber auch er: "… insofern, als die Fische, die warmes Wasser lieben, zum Beispiel der Karpfen oder die Brachse, stärker kommen. Der Fisch, der kaltes und sauerstoffreiches Wasser braucht, geht zurück. Barbe oder Nase zum Beispiel."
Fischereiwirtschaftlich ist diese Entwicklung wenig erfreulich. Aus Brachse und Co. Werden allenfalls gelegentlich Fischburger. Für den Verkauf am Stück haben diese Fische zu viele Gräten. Hinzu kommt, dass die kulinarisch interessanten Fische oft nicht mehr auf den Teller kommen: "Die Fischarten, die wir brauchen, wie die Barbe oder den Frauennerfling, fangen wir zwar, aber die setzen wir größtenteils um. Die werden also nicht geschlachtet, sondern die verkaufen wir für den Wiederbesatz. Damit der Bestand dort, wo der Fisch schon ausgestorben oder stark zurückgegangen ist, wieder aufgefrischt wird." Die Kunden sind für diese "Edelfische" sind also meist die Fischereivereine.
Die Gefahren des Klimawandels, von denen der Landesfischereiverband spricht, sind nur bedingt auf die Donaufischer übertragbar. Wenn er von "Fischern" spricht meint der Lobbyverband in der Hauptsache "Teichwirte" - von denen gibt es einfach mehr. Hitze und Trockenheit wirken sich in stehenden Gewässern anders aus. Lange Dürrestrecken brauchen tiefere Teiche, brauchen stärkere Pumpen, brauchen mehr Paddel, die Sauerstoff ins Wasser bringen.
Lesen Sie im zweiten Teil, warum sich auch die Donaufischer trotzdem Sorgen machen müssen.
Ein letztes Donau-Biotop - auch für die Fischer
Auf künstliche Weiher ist der Donaufischer nicht angewiesen. Schließlich hat er ja seinen Fluss. Niedrige Pegelstände machen aber auch den Natur-Fischern wie Johann Mayer zu schaffen: "Wir fangen unseren Fisch außerhalb der Fahrrinne, am Rand in den Altwässern. Das Wasser erwärmt sich in warmen und trockenen Sommern unwahrscheinlich. Dann wächst auch sehr viel Gras da drin. Das sieht dann aus wie in einer Wiese. Die Altwässer waren diesen Sommer nur noch grün. Zum einen haben die Fische dort keinen Platz mehr, zum anderen kommt es zu einem Sauerstoffmangel." Trotz des Schiffsverkehrs ist die Mitte des Flusses für die Fische in Extrem-Sommern angenehmer als die seichteren Bereiche: "Da ist ein bisschen kühleres Wasser, außerdem fließt es, ist also von Haus aus sauerstoffreicher. Die Fische ziehen sich dahin zurück und warten ab."
Andere Gewässer - andere Probleme
Dennoch - mit dem Schwarzmalen hat es Johann Mayer nicht, das wird im Gespräch deutlich. Trockene Sommer kommen und gehen, das wichtigste Kapital bleibt für die Donaufischer ihre freifließende Donau. "Wir können nur gegen einen weiteren Donauausbau sein. In Straubing haben wir den direkten Vergleich an der Staustufe. Das Wasser, das oben angestaut wird, erwärmt sich im Sommer auf 30 Grad und mehr. Weiter unten, wo die Donau noch fließt, werden diese Temperaturen nicht erreicht."
Damit Fische gedeihen, brauche es außerdem ein Gewässer, das ihrer Lebensweise entspricht. Bewegungsfreiheit inklusive, erklärt Mayer: "Viele von unseren Fischen kommen aus dem Deggendorfer Raum. Die Fische kommen, laichen ab, und wenn es ihnen hier passt, bleiben sie da. Es kann aber auch sein, dass es sie wieder zurück zieht. Diesen Wechsel braucht es dringend."
Möglicherweise müsste ein Slogan wie das "Schützen durch Nützen" der Waldbauern auch auf die Donau übertragen werden. Das eine ist Voraussetzung für das andere.