Sport in der Region
Bretter, die die Wasserwelt bedeuten
29. Juni 2017, 17:15 Uhr aktualisiert am 29. Juni 2017, 17:15 Uhr
So manch einer kennt den Motorboot und Wasserskiclub Straubing von einer Show während des Gäubodenvolksfests. Was da so einfach aussieht, erfordert Mut und Training - und macht viel Spaß.
Tobias Meier fliegt über die Donau. Jedenfalls sieht es so aus. Auf dem vermeintlichen Flugobjekt sitzend, verlagert er sein Gewicht nach vorne und setzt auf der Wasseroberfläche auf. Im nächsten Moment lehnt er sich wieder nach hinten, hebt ab und fliegt einige Meter in die Luft. Dabei macht er einen Rückwartssalto mit Schraube und landet perfekt ausbalanciert wieder auf dem Wasser. Das Ganze wiederholt er viermal, bevor er eine kleine Verschnaufpause braucht.
Das "Ding", auf dem Meier dieses und andere Kunststücke beherrscht, heißt Hydrofoil. Man ist auf einen Sitz geschnallt, der wiederum auf einem Surfboard steht. "Unter dem Board befindet sich eine Finne, die durch ihre geschwungene Form für Auftrieb sorgt und es so aussehen lässt, als schwebe man über das Wasser", erklärt Meier. Der Sportwart des 1. Motorboot und Wasserskiclub (MWSC) Straubing ist die Nummer drei unter den Hydrofoilern in ganz Europa. Auf den Plätzen eins und zwei stehen ebenfalls Sportler aus Deutschland. Wie so viele Trendsportarten hat auch der Hydrofoil seine Wurzeln in Übersee. "Die Amis sind allerdings nochmal um einiges krasser drauf", sagt Meier.
Barfuß übers Wasser
Sich auf den sündhaft teuren Hydrofoils hinter einem Motorboot herziehen zu lassen, gehört zu den Königsdisziplinen beim MWSC. "Anfänger stellen sich bei uns am besten zuerst auf einen Paarski. Das bedeutet, einen Ski an jedem Fuß zu haben - wie beim Ski Alpin", erzählt Jugendwartin Sandra Freier. "Der nächste Schritt ist der Monoski. Da stehen beide Füße auf einem Brett - eher wie beim Snowboarden." Dort, wo die Aitrach auf die Donau trifft, haben die Vereinsmitglieder auf der 4,6 Kilometer langen Strecke außerdem die Möglichkeit, sich mit dem Knieboard, dem Trick-Ski oder sogar barfuß den Fluss entlang ziehen zu lassen.
Der Sport ist nicht ungefährlich. Je nach Disziplin und Fahrtyp ist Wasserskifahren immer mit einem gewissen Risiko verbunden. "Jeder kann für sich selbst entscheiden, mit welcher Geschwindigkeit das Motorboot anfahren soll. Bei hohem Tempo auf dem Monoski oder barfuß die Kontrolle zu verlieren, kann schmerzhaft sein, da das Wasser extrem hart wird", sagt Tobias Meier. Ein Motorbootfahrer allein reicht trotz Rückspiegel, mit dem er den Wasserskifahrer im Blick hat, nicht aus. Ein Beifahrer muss anwesend sein, um auf Signale des Gezogenen sofort reagieren zu können.
Die Saison beim MWSC läuft in der Regel von März bis Oktober. Dann werden die Stege zum Anlegen der Boote ins Wasser gelassen, beziehungsweise wieder rausgeholt. Einmal die Woche gibt es ein getrenntes Kinder- und Erwachsenentraining. Grundausrüstungen samt Neoprenanzug sind im Salamander, dem Vereinsheim in Form eines Schiffes, gelagert. Trotzdem haben einige ambitionierte Mitglieder - wie Tobias Meier - ihr eigenes Equipment dabei. Gefahren werden kann nur donnerstags bis sonntags - zum Leidwesen des 1. Vereinsvorstands Manfred Schnürer. "Das Verbot, Montag bis Mittwoch aufs Wasser zu gehen, beruht auf einer alten Regel. Früher wurden an diesen Tagen Fischernetze ausgeworfen. Obwohl dem schon lange nicht mehr so ist, gilt die Regel nach wie vor. Halten wir uns nicht daran, gibt es Ärger mit der Wasserschutzpolizei."
Im acht Grad kalten Wasser
Doch nicht nur längst überkommene Fischerregeln schränken die MWSCler bei der Ausübung ihres Hobbys ein. "Heute hat das Wasser eine gute Tiefe", sagt Schnürer. "Oft ist der Wasserstand entweder zu niedrig oder zu hoch. Dann ist Wasserskifahren unmöglich. Etwa einmal alle zwei Jahre ist unser komplettes Vereinsgelände überschwemmt." Tobias Meier ergänzt: "Dazu kommen Kriterien wie Witterung und Temperatur. Wenn das Wasser eiskalt ist, macht es auch keinen Spaß - auch wenn es ein paar Verrückte unter uns gibt, die ab acht, neun Grad ins Wasser gehen." So bleiben den Wasserskifahrern alles in allem etwa zehn bis zwölf Wochenenden im Jahr, bei denen gute Bedingungen herrschen.
Diese Wochenenden nutzt der Verein auch, um sich auf die Wasserskishow vorzubereiten, die während der Gäubodenvolksfestzeit in Straubing stattfindet. Da zeigen nicht nur einzelne Fahrer ihr Können. Es werden auch menschliche Pyramiden gebaut, bei denen nur die unterste Reihe Ski trägt. "Da brauchst du eine Menge Vertrauen in deine Kollegen. Niemand will bei voller Fahrt aus sechs Metern Höhe vornüber ins Wasser fallen. Das kann böse ausgehen”, sagt Elisabeth Schnürer. Die Straubingerin fährt selbst seit 30 Jahren Wasserski. "Der persönliche Ansporn, sicherer zu werden und neue, riskantere Sachen auszuprobieren, gehört einfach dazu”, sagt Schnürer.
Wie Tobias Meier erläutert, sei die Grundausrüstung abgesehen vom Motorboot nicht teuer. Vorteil des Sports sei auch, dass man an dem Donauabschnitt den Massen im Freibad entkommen könne. Außerdem sei der Verein sehr familienfreundlich. Das sehe man an der Altersstruktur. Von den gut 230 Mitgliedern kommen fast 100 aus dem Jugendbereich. Gemeinsame Abende unter MWSC-Mitgliedern sind Meier wichtig. "Auf unserem großflächigen Gelände sitzen wir regelmäßig gemütlich zusammen, spielen Beachvolleyball, grillen und haben eine gute Zeit - auch ohne Wasserski.”
Wer absolute Topfahrer und spektaküläre Tricks und Sprünge sehen will, schaut am besten jetzt gleich beim MWSC vorbei. Dort findet noch bis Sonntag, den 2. Juli ein internationales Großevent statt. Beim "Foil and Fun Donau-Fly-In” zeigen etliche deutsche und ausländische Topfahrer ihr Können.