Berufsportrait

Alle im grünen Bereich: So wird man Gärtner


Mathias Wagners Lieblingsfarbe? Natürlich Grün - unter anderem. Denn der 28-Jährige macht eine Ausbildung zum Gärtner in einer Baumschule.

Mathias Wagners Lieblingsfarbe? Natürlich Grün - unter anderem. Denn der 28-Jährige macht eine Ausbildung zum Gärtner in einer Baumschule.

Bedächtig und beinahe liebevoll schneidet Mathias Wagner die hellgrünen Triebe von einem Eiben- Schwammerl, einem Busch in Pilzform. Der Nieselregen macht ihm gar nichts aus. Denn er ist gerne draußen in der Natur. Mathias lernt Gärtner in der Fachrichtung Baumschule. Dabei hegt und pflegt er Tausende Bäume, Sträucher und Stauden.

Stabile Arbeitsstiefel, eine grüne Hose mit vielen Taschen und bei Regen ein warmer Pulli - das ist die Arbeitskleidung von Mathias Wagner. Und in einer Tasche hat er immer eine kleine Baumschere. Der 28-Jährige schließt in diesem Sommer seine Ausbildung zum Gärtner ab. Für ihn ist das "über Umwege jetzt mein Traumberuf" geworden. Denn nach dem Abi hat Mathias zuerst Forstwirtschaft in Weihenstephan studiert. Das hat ihm nicht mehr gefallen, aber ein Erlebnis ist ihm in guter Erinnerung geblieben: der Besuch einer Forstbaumschule. So entschied sich Mathias für eine Ausbildung in der Baumschule von Pfl anzen Leibl in Straubing. Das war vor zwei Jahren.

Mittlerweile darf Mathias alles machen, was seine Kollegen auch tun, um die Pflanzen zu versorgen: Gießen, Düngen, Spritzen, Zuschneiden, Roden, Umpflanzen, Eintopfen und vieles mehr. "Mir macht das wahnsinnig viel Spaß", sagt Mathias. "Vor allem weil ich am Ende des Tages das Gefühl habe, etwas geleistet zu haben." Und man kann zusehen, wie aus kleinen Pfl änzchen mit einer Höhe von 20 Zentimetern richtige Bäume werden. "Dem Lebensverlauf eines Gehölzes folgen", nennt der Profi das. Denn er ist hauptsächlich für die "Gehölzproduktion" zuständig. Das heißt, Mathias und seine Kollegen kümmern sich um Bäume und Sträucher - bis sie groß genug sind, um im angrenzenden Gartencenter verkauft zu werden. Oder die Landschafts- und Gartenbauer aus dem Betrieb nehmen sie mit auf eine Baustelle, wo sie einen Garten für Kunden anlegen und bepflanzen.

Das Wetter gibt die Arbeitsaufgaben vor

Für so viele Pflanzen braucht es viel Platz. 30 Hektar Baumschulfläche, also mehr als 30 Fußballfelder unter freiem Himmel, die sogenannten Quartiere, sind Mathias' Reich. Jeden Morgen um 6.45 Uhr geht es los. Dann bespricht sich das Team mit Baumschulmeisterin Eva Schmidbauer. Sie ist Mathias' Ausbilderin. Dann geht es an die Arbeit. Was getan werden muss, hängt hauptsächlich von den Jahreszeiten und dem Wetter ab. Wer Gärtner werden will, darf also nicht aus Zucker sein und sollte sich bei Kälte und Sonnenschein gerne draußen aufhalten. Außerdem braucht man Kraft. "Das soll jetzt auf keinen Fall heißen, dass Frauen für den Beruf nicht geeignet sind", sagt Mathias. Aber es ist schon anstrengend, Baumpfl anzen ohne Maschine zu heben oder umzupfl anzen und Container zu tragen. Container nennt man die großen, meist schwarzen Plastiktöpfe ab zwei Litern Füllvermögen. In sie werden die größeren Bäume eingesetzt. Auch mit dem Mini-Bagger zu fahren, gehört zu den Aufgaben eines Baumschulers, wie man den Beruf auch nennt. Manchmal geht Mathias mit einer Rückenspritze durch die Baumreihen und bespritzt die Pflanzen.

Das ist ein Kanister, der mit Flüssigkeit gefüllt ist und wie ein Rucksack auf den Schultern sitzt. Vorne hat er eine Verlängerung mit Schlauch, ähnlich einem Duschkopf. Damit schützt man die Pfl anzen zum Beispiel vor Pilzbefall. Für diese Arbeit muss Mathias einen Schutzanzug tragen, damit er keine giftigen Stoffe einatmet. Wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hat, darf er das auch ohne Begleitung eines Vorgesetzten. Denn erst dann hat er den Sachkundeausweis für die Anwendung von Spritzmitteln in der Tasche.

Frühling und Herbst sind Hauptsaison

Doch natürlich ist Mathias nicht nur in der Baumschule, sondern auch in der Berufsschule unterwegs. In zweiwöchigem Blockunterricht in Höchstädt an der Donau, einem kleinen Städtchen bei Dillingen in Schwaben, lernt Mathias zusammen mit anderen Azubis alles Wichtige zur Pfl anzenkunde, zum Beispiel die botanischen Namen. "Die sind sehr wichtig", sagt der 28-Jährige. '

Sein Lieblingsbaum heißt Liriodendron tulipifera. Das ist der Tulpenbaum. "Der bekommt richtig fette große gelbe Blüten, die fast wie Tulpen aussehen", schwärmt Mathias. Rechte und Pfl ichten eines Gärtners, Kulturführung, also alles rund um den Lebensverlauf einer Pfl anze bis zum Endprodukt, und auch Technisches über Spritzmittel und Maschinen stehen außerdem auf dem Stundenplan. Eine Maschine, die besonders im Frühling und Herbst, der Hauptsaison der Gärtner, zum Einsatz kommt, ist der Ballenschneider. Damit kann Mathias das Wurzelwerk von Bäumen oder Sträuchern ausschneiden und das Gehölz dann verpfl anzen, ohne dass er Spaten und Schaufel zum Ausgraben braucht. Mathias macht das Gärtnern viel Spaß, nur das Unkraut jäten gehört nicht zu seinen liebsten Beschäftigungen. "Aber jeder Beruf hat ja Vor- und Nachteile", sagt der Azubi und lacht. Auch nach Abschluss der Ausbildung wird er im Betrieb bleiben. Dort gefällt es ihm sehr. Und vielleicht macht er irgendwann auch noch seinen Meister als Baumschuler. Eine andere Fachrichtung würde ihm nicht so liegen, obwohl die Auswahl groß ist: Gärtner können sich auch noch auf Gartenbau, Gemüseanbau, Obstbau, Friedhofsgärtnerei, Stauden- und Zierpfl anzenbau spezialisieren. Im Betrieb arbeitet Mathias viel mit den Garten- und Landschaftsbauern zusammen. Aber die machen auch viele Pfl aster- und Betonarbeiten. "Ich bin lieber an der Pfl anze", erklärt Mathias. Und er mag sie alle - so sehr, dass er am Wochenende auch gerne in seiner Heimat im Bayerischen Wald zum Wandern geht. Nur Rosen, die fi ndet er nicht so toll. Weil sie stachelig, sehr empfi ndlich und krankheitsanfällig sind. Von Blumen habe er eh nicht so viel Ahnung, erklärt er lachend. Aber es gibt ja auch sehr schön blühende Sträucher.

Berufssteckbrief: Gärtner

Berufsbezeichnung: Gärtner/in in der Fachrichtung Baumschule drei Jahre (mit entsprechenden Vorkenntnissen verkürzt möglich)

Ausbildungsform: duale Berufsausbildung in Betrieb und Berufsschule Arbeitsorte: überwiegend im Freien in Baumschulbetrieben, Gartencentern oder in an Garten- und Landschaftsbaubetrieben angegliederten Baumschulen

Wichtige Fähigkeiten: Verantwortungsbewusstsein beim Umgang mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln, Umsicht im Einsatz von Maschinen, Serviceorientierung bei der Kundenberatung, Interesse an Biologie, Chemie, Mathematik, Werken und Technik von Vorteil

Verdienst:
1. Jahr: 418 bis 549 Euro
2. Jahr: 503 bis 642 Euro
3. Jahr: 561 bis 742 Euro

Mögliche Alternativen: Landwirt, Forstwirt, Winzer

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

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Der Ballenschneider: Ein Gerät, das im Alltag der Baumschule oft im Einsatz ist, ist der Ballenschneider. Der Gärtner in Ausbildung erklärt, wie er funktioniert: "Der Ballenschneider hat vorne ein großes Rundmesser, damit kann man den Wurzelballen von größeren Bäumen ausschneiden. Er sieht dann aus wie eine große Eiskugel. Dann wird er mit einem Ballentuch, zum Beispiel aus Jute, umhüllt und kann woanders getopft oder eingesetzt werden." Das erleichtert die Arbeit, denn in einer Baumschule müssen sehr viele Pflanzen umgetopft und verpfl anzt werden, wenn sie gewachsen sind. Das passiert im Frühling und im Herbst.

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Das Schlauchsystem: "Spaghetti" nennt Mathias das Schlauchsystem, mit dem die Pflanzen mit Wasser versorgt werden. Das ist ein großer dicker Schlauch mit vielen kleinen Abzweigungen, die in die einzelnen Töpfe, also Baumcontainer, gesteckt werden. Somit wird jede Pfl anze einzeln tröpfchenweise bewässert. Außerdem gibt es in Baumschulen noch Regner von oben, die mit einer Zeitschaltuhr ausgestattet sind. Sie sorgen dann auch samstags und sonntags, wenn Mathias frei hat, dafür, dass kein Baum und kein Strauch verdursten muss.

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Gärtner sind keine Floristen: Klar, Gärtner und Floristen arbeiten beide mit Pfl anzen, Blüten und viel Grünzeug. Doch während Gärtner sich um größere Gehölze wie Bäume und Sträucher kümmern, hantieren Floristen meist mit Schnittblumen. "Der offensichtlichste Unterschied sind die Dimensionen, die man bewegt", erklärt Baumschul-Azubi Mathias Wagner. Außerdem ist in seinem Beruf nicht so viel Kreativität gefragt wie bei den Floristen. Denn sie binden Sträuße und Blumenkränze, Brautschmuck und Trockengestecke. Gärtner, zum Beispiel in der Baumschule, kümmern sich um größere Pflanzen, jäten Unkraut und düngen, beschneiden und verpfl anzen Bäume und Sträucher für den Garten.

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Zur Ausbildung als Gärtner in der Fachrichtung Baumschule gehört auch das Stutzen neuer Triebe an Pflanzen, wie hier an einer Eibe.