Moosburg
"Nein" zu Asylbewerber-Unterkunft im Normstahl-Gelände: "Weitere 50 schaffen wir nicht"
15. Januar 2015, 9:27 Uhr aktualisiert am 15. Januar 2015, 9:27 Uhr
Wie viele Asylbewerber verträgt das Dorf, beziehungsweise was können ehrenamtliche Helfer stemmen? Sind die Lasten im Landkreis gerecht verteilt? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Gemeinderat in Wang in seiner jüngsten Sitzung intensiv und kam zu dem Ergebnis: Mehr als die bisherigen rund 40 Asylbewerber ergeben keinen Sinn. Daher wurde für die Einrichtung einer weiteren Unterkunft eine Nutzungsänderung abgelehnt, beziehungsweise nicht befürwortet.
Es geht um das ehemalige Normstahl-Verwaltungsgebäude in Thalbach. Der in der Schweiz lebende Firmenerbe Viturin Döring hatte es dem Landratsamt zur Miete angeboten. Insgesamt könnten darin 54 Bewohner untergebracht werden. In jedem Stockwerk sind sanitäre Einrichtungen vorhanden, es gibt Fluchttreppen und einen Schulungssaal.
Es gebe aber auch Zuschriften von Anwohnern mit diversen Ängsten und "unschöne Mails von Leuten, die auf Krawall gebürstet" sind, sagte Bürgermeister Professor Dr. Dr. Hans Eichinger. Der fühlte sich zudem von Teilen der Presse [Anm. d. Red.: nicht die Hallertauer Zeitung] missverstanden: Es entspreche absolut nicht seinem Demokratieverständnis, dem Gemeinderat "Empfehlungen" zu geben. Er sei nur eine Stimme unter insgesamt 15.
Diese Einwände seien nicht das Problem, wohl aber die "vernünftige Behandlung" der Asylbewerber. Das könne der kleine Helferkreis aus Wang nicht stemmen. Wang hätte dann 90 Asylbewerber. Im Vergleich dazu beherberge Moosburg, das zudem über stadteigene Liegenschaften verfüge, nur 23 Asylsuchende.
Ins gleiche Horn stieß Ludwig Meixner, der Asylbeauftragte des Gemeinderats. Ideal wäre für Eichinger eine Umquartierung der Isarecker Bewohner. Denn die dortige Herberge sei doch "eine sehr isolierte Angelegenheit".
Er habe mit dem Landrat gesprochen, der wolle aber das Normstahl-Areal zur zusätzlichen Unterbringung. Dann müsse aber seitens des Landkreises mehr Geld für die Betreuung fließen, so Eichinger. Die Diakonie alleine bewältige mit der knappen Personaldecke diese Aufgabe nicht.
Den Gemeinderäten war klar, dass ihr "Nein" nichts hilft. Zum einen können sie nicht in Mietverträge eingreifen. Die einzigen Anhaltspunkte seien zu wenig berücksichtigte nachbarliche Bedenken, die Überforderung der lokalen Ehrenamtlichen, die ungleiche Verteilung im Landkreis und die baurechtlich fragwürdige Umwandlung eines Industriegeländes aus frühen Zeiten ohne Bebauungsplan in ein Wohngebiet. Dabei müsse der Gemeinderat "positiv" abstimmen, so Eichinger: Es gehe gemeinderechtlich nicht, kundzutun, dass man dagegen sei.
Also stimmte keiner der Gemeinderäte am Ende für die erst kürzlich vom Bundestag und Bundesrat ermöglichte Nutzungsänderung des Verwaltungsgebäudes in eine Asylbewerberunterkunft.