Landkreis Freising
Gerechtigkeitsdebatte beim Asyl entbrannt: Landratsamt mauert
22. Februar 2015, 11:28 Uhr aktualisiert am 22. Februar 2015, 11:28 Uhr
Gibt es eine Gerechtigkeit bei der Verteilung der Asylbewerber auf die Landkreisgemeinden? Und wie lässt sich diese messen? Landauf, landab beklagen sich Bürgermeister und Gemeinderäte, ihr Dorf werde gegenüber größeren und reicheren Orten benachteiligt. Ob dies numerisch stimmt, ist kaum zu ermitteln - und ob eine zur Einwohnerzahl überproportionale Zuweisung per se eine Ungerechtigkeit darstellen muss, sei dahingestellt.
Nicht nur Wangs Bürgermeister Professor Dr. Dr. Hans Eichinger, auch andere Gemeinden beklagen eine entsprechend der Einwohnerzahl und der Finanzkraft asymmetrische Verteilung der Asylbewerber im Landkreis.
Auf Basis der letzten Woche - die Zahlen ändern sich laufend - lebten 620 Asylbewerber im Landkreis. Sie verteilten sich auf rund 170.000 im Landkreis lebende Einwohner. Wären die Asylbewerber nun über alle Gemeinden gleich verteilt, käme auf jeweils 273 Bürger ein Asylbewerber. Wang müsste dann nur neun Asylbewerber aufnehmen, Moosburg hingegen 64. Die beiden theoretischen Werte werden in der Praxis verfehlt.
Was diese Zahlen aussagen sollen, ist allerdings zweifelhaft. Den einzelnen Gemeinden entstehen keine Kosten für die Unterbringung. Lediglich einige freiwillige Leistungen und die Übernahme von Kindergartengebühren können anfallen, diese bewegen sich aber in überschaubarem Rahmen. Aus diesen Gründen bedeutet auch eine relativ geringere Berücksichtigung einiger reicherer Gemeinden aus dem Münchner Speckgürtel nicht automatisch eine Ungerechtigkeit. Ein Verrechnen mit der Finanzkraft der einzelnen Gemeinden scheitert zudem an der Datenlage - das Landratsamt könne zur Finanzkraft einzelner Kommunen leider keine Angaben machen, so die Pressestelle.
Die Kreisbehörde mauert darüber hinaus bei der Bekanntgabe der Verteilung nach Gemeinden: "Es gibt eine Auflistung darüber, wie viele Asylbewerber in den einzelnen Kommunen untergebracht sind. Eine Herausgabe dieser Liste halten wir allerdings nicht für sinnvoll", so die Antwort der Pressestelle auf eine Anfrage der MZ. Landrat Josef Hauner wolle partout keine Neid-Abzählerei und keine gegenseitigen Vergleiche von Bürgermeistern und Gemeinderäten.