"Um Himmels Willen"

Wo geht’s denn hier nach Kaltenthal? Landshut als Drehort unbekannt


Landshut dient seit 2002 als Drehort für die Serie "Um Himmels Willen".

Landshut dient seit 2002 als Drehort für die Serie "Um Himmels Willen".

Ob durch den "Bullen von Tölz" oder die "Rosenheim-Cops": So manche bayerische Stadt hat dank Fernsehproduktionen ihren Bekanntheitsgrad erheblich gesteigert. Auch Landshut hätte eigentlich beste Chancen. Schließlich werden viele Szenen der wohl erfolgreichsten deutschen Serie, dem seit 2002 laufenden ARD-Dauerbrenner "Um Himmels Willen", vor der historischen Kulisse der Innenstadt gedreht. Das Dumme daran: Namentlich erwähnt wird Landshut nie. Vielmehr haben die Fernsehmacher den Schauplatz in "Kaltenthal" umbenannt. So wird es auch in der 15. Staffel sein, die momentan produziert und ab Januar 2016 ausgestrahlt wird. Legt die Stadt etwa keinen Wert auf eine Nennung zur besten Sendezeit? Weigert sich die Produktionsfirma? Oder gibt es andere Gründe dafür, dass die Serie im fiktiven "Kaltenthal" statt im realen Landshut spielen muss?

Landshut wird nie namentlich genannt - nicht mal im Abspann

Einem stößt die Ignoranz der Fernsehmacher gegenüber Landshut schon von Berufs wegen sauer auf: Verkehrsdirektor Kurt Weinzierl. Er müht sich bekanntlich nach Kräften, mehr Touristen in die Stadt zu locken. Kostenlose Imagewerbung via "Um Himmels Willen" käme da natürlich sehr gelegen. Zumal nach wie vor durchschnittlich sechs Millionen Zuschauer den Dauerzwist zwischen Klosterschwester Hanna (Janina Hartwig) und dem mit allen politischen Wassern gewaschenen Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) verfolgen. Ungeachtet dieser hohen Einschaltquoten: So, wie es bislang läuft, hilft die Serie aus Weinzierls Sicht kaum weiter. "Für uns hat ,Um Himmels Willen' keinen großen touristischen Mehrwert", sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung. "Landshut kommt ja weder im Titel noch im Abspann noch sonst irgendwie vor." Es sei immer nur von "Kaltenthal" die Rede, ärgert sich der Verkehrsdirektor. "Das macht es uns schwer."

Dass offensichtlich nicht wenige Zuschauer von der Filmkulisse beeindruckt sind, lässt schon eine Suchanfrage auf dem Internet-Suchportal Google vermuten. Wer dort "um himmels willen" eingibt, bekommt als ersten Vorschlag "drehort" dazugeliefert. Für Weinzierl dürften gute und schlechte Nachrichten sein. Die gute: Die Anfragen zeigen, was für die Stadt dank dieser Serie touristisch möglich wäre, zumal "Um Himmels Willen" auch in Österreich (ORF 2) , der Schweiz (SF 1), in Italien (Rai 1), Ungarn und Dänemark gezeigt wurde oder wird. Die schlechte Botschaft: Dass Landshut der (Haupt-) Drehort zumindest der prägenden Außenaufnahmen ist, scheint angesichts der vielen Nachfragen via Google außerhalb der Stadtgrenzen weithin unbekannt zu sein...

Aus Image-Gründen fiktiven Ortsnamen gewählt?

Warum aber heißt Landshut in "Um Himmels Willen" überhaupt "Kaltenthal" ? Die Neue deutsche Filmgesellschaft (ndf), die die Serie im Auftrag der ARD produziert, begründet dies auf Anfrage unserer Zeitung wie folgt: "Als wir mit der Produktion begannen, galt es zu entscheiden, ob man einen fiktiven oder einen realen Ortsnamen wählen sollte." Die Gründe, warum man sich für einen fiktiven Namen entschieden hat, seien vielfältig. "Zum einen liegt es an den Drehmotiven, die ja in Niederaichbach, Landshut und München sind, zum anderen an der Entscheidung, einen fiktiven Orden zu erzählen", heißt es in der Presseerklärung. Und irgendwie machten sich die Verantwortlichen offenbar auch Sorgen um den guten Ruf von Oberbürgermeister Hans Rampf beziehungsweise seinen zu Beginn der Serie noch amtierenden Vorgänger Josef Deimer. Die ndf drückt es so aus: "Sicher spielte auch eine Rolle, dass man keinen realen Bürgermeister in die Verlegenheit bringen wollte, immer wieder mit den Machenschaften von unserem Bürgermeister Wöller in Verbindung gebracht zu werden."

Rampf scheint eine solche Verwechslungsgefahr indes nicht zu fürchten. Auch deshalb will der Oberbürgermeister nochmals mit der ndf das Gespräch suchen und darauf drängen, dass Landshut zumindest als Drehort Erwähnung findet. "Es sind schließlich viele schöne Panorama-Aufnahmen unserer Stadt in der Serie zu sehen", sagt Rampf. Mit "Um Himmels Willen" direkt in Kontakt gebracht zu werden, hätte für Landshut aus seiner Sicht nur Vorteile. "Für unser Stadtmarketing wäre das unbezahlbar." Bislang seien entsprechende Versuche allerdings am Widerstand der Produktionsfirma gescheitert. "Wir werden da aber noch mal ganz oben nachhaken", kündigt Rampf an. Die Erfolgsaussichten sind indes wohl nicht allzu rosig.

Ndf: "Derzeit ist keine Nennung vorgesehen"

Die Ndf reagierte gegenüber der LZ zumindest wenig begeistert: "Derzeit ist keine Nennung vorgesehen", hieß es lapidar. Hans Rampf wird also noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Wie andere bayerische Städte ihre Filmpräsenz touristisch nutzen, lesen Sie am Donnerstag, 1. Oktober 2015, in der Landshuter Zeitung.