Landkreis Landshut
Tödliches Ende einer großen Liebe: Dreifache Mutter ersticht Ehemann
7. Oktober 2014, 15:59 Uhr aktualisiert am 7. Oktober 2014, 15:59 Uhr
Er war ihre erste große Liebe. Ein knappes Jahr lang schwebte Valentina W. mit Waldemar K. auf Wolke sieben - bis er eines Tages spurlos verschwand. Seit Dienstag muss sich die 32-Jährige wegen Totschlags vor der ersten Strafkammer des Landgerichts verantworten: 16 Jahre nach seinem Verschwinden hat sie Waldemar K. erstochen.
Valentina W. hatte mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich und war alleinerziehende Mutter von drei Kindern, als Waldemar K. 2012 wieder in ihr Leben trat. Durch eine Kontaktbörse hatte man sich wiedergefunden. Valentina W. zog mit ihren zwei kleinen Töchtern zu dem sechs Jahre älteren Mann nach Dingolfing; die Hochzeit war beschlossene Sache. Am 19. April 2013 wurde geheiratet. Hochzeitsgäste wollen bereits da blaue Flecken an der Braut bemerkt haben. Auch Valentina Ks Mutter berichtet vor Gericht von blauen Flecken, die sie im Lauf des Sommers an den Armen und am Rücken ihrer Tochter gesehen hat, sowie von einem Veilchen am Auge. K. habe ihre Tochter öfter geschlagen, sagt die Mutter. "Aber sie wollte nie mit mir darüber reden."
Was am Abend des 17. August 2013 in der ehelichen Wohnung in Dingolfing passiert ist, hatte Staatsanwältin Sigrid Kolano zuvor in knappen, nüchternen Sätzen verlesen. Laut Anklage war es zu einer verbalen und tätlichen Auseinandersetzung zwischen dem Paar gekommen. Im Verlauf des Streits stach Valentina K. mit einem Messer in den Bauch ihres Mannes. "Wie von der Angeklagten vorhergesehen und zumindest billigend in Kauf genommen kam es infolge dieses Stiches mit einer Tiefe von 25 bis 30 Zentimetern zu einer zweifachen Verletzung des Dünndarms, einer tiefgreifenden Verletzung des Dünndarmgekröses und einer Durchstichverletzung des unteren Pols der rechten Niere", so die Anklage. Valentina K. brachte ihren Mann noch ins Krankenhaus, wo er noch in der Nacht seinen Verletzungen erlag.
Vor Gericht macht Valentina K., die sich dem Landgerichtsarzt Dr. Hubert Näger gegenüber als "ruhig und zurückhaltend" beschrieb, weder Angaben zur Person noch zur Sache. Wie der ermittelnde Kripobeamte sagte, hatte Valentina K. zur Tatzeit 2,54 Promille. Acht Bier und ein paar Wodka sollen es gewesen sein. Der Kriminalhauptkommissar hatte die Angeklagte am Morgen nach der Tat vernommen. Ihm hatte die 32-Jährige berichtet, dass die Mädchen schon im Bett gewesen seien, aber nicht schlafen wollten. Da sei ihr Mann mit einem Gürtel in das Schlafzimmer der Mädchen gegangen, während sie in der Küche das Geschirr aus dem Geschirrspüler geholt habe. Sie habe ihm gegenüber mehrmals betont, dass ihr Mann die Mädchen aber nicht geschlagen habe, sagte der Zeuge. Waldemar K. sei der Angeklagten zufolge dann in die Küche nachgekommen und man sei wegen der Kinder in Streit geraten. Ihr Mann habe ihr ins Gesicht geschlagen. Sie habe mit dem Messer, das sie in der Hand gehalten habe, zugestochen. "Dann ist Blut rausgekommen."
Der Prozess, für den fünf Hauptverhandlungstage eingeplant sind, wird am Donnerstag fortgesetzt.