Landkreis Landshut

Schatten der Vergangenheit: Nach 28 Jahren wegen Mordes vor Gericht


Symbolbild: dpa

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Von kö

Irgendwann holt einen die Vergangenheit ein. Möglicherweise war es das, was Mehmet Y. durch den Kopf ging, als ihn die Polizei im Dezember vergangenen Jahres festgenommen hat. Der 42-Jährige hatte in einer anderen Strafsache einen Fingerabdruck abgeben müssen - und muss sich nun vor dem Landgericht wegen eines Mordes verantworten, der 28 Jahre zurückliegt: Der damals 14-Jährige soll bei einem Einbruch in Erding die 81-jährige Hausbesitzerin erdrosselt haben. Wie am Rande des Prozesses, der nach Jugendstrafrecht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, zu vernehmen war, ist Mehmet Y. geständig.

Es ist die DNA-Analyse, die bei Kriminalfällen dem Schicksal heutzutage gerne mal auf die Sprünge hilft und dazu führt, dass auch lang zurückliegende Verbrechen immer häufiger ans Licht kommen. Der Computer, der im vergangenen Jahr nach einem heftigen Nachbarschaftsstreit mit Körperverletzung mit dem Fingerabdruck von Mehmet Y. gespeist wurde, stellte einen Zusammenhang zu der Tat in Erding her. Der automatisierte Abgleich mit der Kartei brachte einen Volltreffer: Die Ermittlungen wurden nach 28 Jahren wieder aufgenommen.

Die Staatsanwaltschaft legt Y. nun gemeinschaftlichen Mord in Tateinheit mit räuberischem Diebstahl mit Todesfolge zur Last. Weil der türkische Staatsangehörige, von dem am Rande des Prozesses lediglich bekannt wurde, dass er selbständiger Gewerbetreibender war und von seiner Familie getrennt zuletzt in Freising lebte, zur Tatzeit erst 14 Jahre alt war, genießt er das Privileg des Jugendstrafrechts. So ist etwa die Öffentlichkeit für die gesamte Dauer des Prozesses ausgeschlossen. Das Gesetz sieht eine Höchststrafe von zehn Jahren vor. Drei Hauptverhandlungstage sind angesetzt worden. Die Jugendkammer unter Vorsitzendem Richter Theo Ziegler könnte das Urteil aber bereits am Mittwoch verkünden.

Laut Anklage war Mehmet Y. zwischen 4. Und 11. April 1986 mit einem 15-jährigen Freund in das Haus der Rentnerin eingestiegen. Beide Teenager waren spielsüchtig und hofften, in dem Haus der 81-Jährigen Stehlenswertes zu finden. Als sie von der alten Dame überrascht wurden, überwältigten sie diese und erdrosselten sie. Zudem rammten sie ihr ein Messer in die Brust. Nachdem die Teenager am Tatort noch falsche Fährten gelegt hatten, zogen sie von dannen. Ihre Beute: 40 DM, die sie teilten.

Die Ermordete, die bis ins hohe Alter hinein einen Zeitungsladen mit Leihbücherei betrieben hatte, wurde damals von ihrem Sohn in einer Blutlache gefunden. Schnell geriet der heute 70-Jährige ins Visier der Kripo. Bis zum vergangenen Dezember musste er mit der schweren Bürde des Verdachts leben, seine Mutter brutal ermordet zu haben. Dann legte Mehmet Y. bei der Polizei ein vollumfängliches Geständnis ab und nannte zudem den Namen seines Komplizen. Von diesem fehlt jedoch jede Spur.