Landshut/Furth

Prozessauftakt gegen Gastwirt: Erinnerungslücken bei mutmaßlichem Vergewaltigungsopfer


Symbolbild: dpa

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Von kö

Angefangen habe es mit "dem üblichen Sauschmaz", sagte Xenia Y. am Montag vor der sechsten Strafkammer des Landgerichts. Ein paar Wochen später sei sie von ihrem Chef zum ersten Mal vergewaltigt worden.

Doch entgegen der detaillierten Anklageschrift, in der dem 42-jährigen Gastwirt Vergewaltigung in vier tatmehrheitlichen Fällen zur Last gelegt wird, konnte sich Y. nur mehr vage an die Vorfälle erinnern, die sich zwischen November 2012 und März 2013 in dem Landgasthof ereignet haben sollen. "Ich habe ein Bild, aber ich kann nichts mehr dazu sagen", sagte die 27-Jährige mehrfach. Der Gastwirt bestreitet die Vorwürfe.

Laut Anklage war Xenia Y. gerade mal eine Woche in dem Landgasthof mit Übernachtungsmöglichkeit angestellt, als sich ihr Chef zum ersten Mal an ihr verging. In einem Lagerraum im Keller des Anwesens im westlichen Landkreis soll Marcus R. den gewaltsamen, ungeschützten Geschlechtsverkehr mit der dreifachen Mutter ausgeübt haben. Die dreifache Mutter soll gebückt vor einem Regal gestanden sein und nach Handtüchern gesucht haben, als R. sich ihr näherte. "Ihr Gesicht war den Regalen zugewandt, ihr Oberkörper ragte etwas ins Regal hinein. Der Angeklagte kam in den Lagerraum und zog der Geschädigten von hinten Hose und Unterhose herunter...."

Auch bei den weiteren drei Vergewaltigungen, die in einem der Gästezimmer, im Aufenthaltsraum und in einem Speisezimmer des Gasthofes stattgefunden haben sollen, schildert die Anklage die Umstände sowie die Taten selbst detailliert - basierend auf den Angaben von Xenia Y. bei der Polizei.

Gut zwei Jahre später vor Gericht hatte die 27-Jährige hingegen enorme Erinnerungslücken, was die sexuellen Übergriffe betrifft. "Die ersten Tage waren ok", so viel wusste sie noch. Nach der Trennung von ihrem Mann sei sie froh gewesen, Arbeit zu haben. Es sei ihr allerdings schnell aufgefallen, dass ihr Chef sehr launisch gewesen sei und dadurch das Arbeitsklima stark beeinflusst habe. Auf Nachfragen des Vorsitzenden Richters Ralf Reiter erinnerte sich Y. dann daran, dass ihr Chef bald angefangen habe, ihr gegenüber verbale Anzüglichkeiten von sich zu geben. Sie habe den "Sauschmatz" aber nicht ernst genommen; R. habe eigentlich mit jedem so "lockerflockig" gesprochen.

Richter Reiter hielt der 27-Jährigen vor, dass es nach Aktenlage schon im Vorfeld der Vergewaltigungen zu massiveren Belästigungen als verbalen Anzüglichkeiten gekommen sein soll. Während Y. bei der Polizei wohl etlicher solcher Begebenheiten geschildert hat, fiel ihr gestern nur noch eine Situation ein, in der sie die Treppe gewischt hat: "Da hat er mir beim Vorbeigehen einen Klaps auf den Hintern gegeben." Was die Vergewaltigungsvorwürfe betrifft, so sprach Y. ausschließlich von drei Fällen.

Eines wusste Xenia Y. aber ganz genau und dabei blieb sie auch im Lauf ihrer mehrstündigen Befragung: "Da war definitiv was."

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.