Landshuter Zeitung
Mäusekot in chinesischem Restaurant entdeckt
3. April 2012, 18:10 Uhr aktualisiert am 3. April 2012, 18:10 Uhr
Von Horst Müller
Mit "asiatischer Erlebnisgastronomie" hat das Restaurant "Asien Palast" in Ergolding bislang an der Hausfassade an der Landshuter Straße geworben. Darauf müssen die Genießer fernöstlicher Kochkünste bis auf weiteres verzichten. Denn Lebensmittelkontrolleure des Landratsamts Landshut und Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit kamen dort in der vergangenen Woche in den "Genuss" von ungleich unappetitlicheren Erlebnissen: Die Beamten haben "hygienische Mängel in einem erheblichen Umfang festgestellt" und das chinesische Lokal mit Wirkung vorerst geschlossen.
"Unsere Küche zeichnet sich durch ihre vielfältigen Zubereitungsarten und Geschmacksrichtungen aus. Die Verbindung von Optik, Geschmack und Geruch sowie die Qualität der Zutaten spielen eine Schlüsselrolle beim Zubereiten unserer Gerichte." Mit diesen Worten preist das Restaurant "Asien Palast" auf der Bestell-Homepage seine chinesischen und mongolischen Gerichte an. Dass sich vor einer Woche noch Mäusekot in der Küche und im Lebensmittellager befand, wird allerdings mit keinem Wort erwähnt.
Auch potenzielle Gäste werden an der Restauranttür zurzeit mit einem handschriftlichen Zettel und einer beschönigenden Entschuldigung abgespeist: "Aufgrund technischer Störung heute geschlossen - Wir bitten um Verständnis". Lokalbesucher, die am Wochenende vor verschlossenen Türen standen, berichteten derLandshuter Zeitung, dass sie wegen angeblicher Probleme mit dem Gasherd in der Küche abgewiesen und mit Getränkegutscheinen für den entgangenen Restaurantbesuch entschädigt wurden.
Dass hinter den Kulissen des im asiatischen Stil eingerichteten Lokals "erhebliche hygienische Mängel" herrschten, stellte sich laut einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung des Landratsamtes am vergangenen Mittwoch bei einer "Routine-Kontrolle" heraus. Bislang habe es beim "Asien Palast" jedenfalls in dieser Hinsicht "noch nichts gegeben", teilte Pressesprecher Elmar Stöttner derLZauf Anfrage mit. Ebenso habe es "keine Anzeige gegeben", dass in dem Lokal womöglich die Hygiene nicht im erforderlichen Umfang eingehalten werde.
Das Restaurant wurde vor einer Woche von Mitarbeitern des Veterinäramtes, die für den gesundheitlichen Verbraucherschutz zuständig sind, und einer "Spezialeinheit" des in Oberschleißheim ansässigen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Augenschein genommen. Die Beamten haben aufgrund ihrer Feststellungen noch an Ort und Stelle entschieden, dass das Restaurant "umgehend geschlossen" werden muss. Für die Kunden des Restaurants habe laut Pressemitteilung "nach bisherigem Stand der Ermittlungen zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefährdung bestanden".
Gleichwohl seien sich vor Ort die Fachleute einig gewesen, "dass die Mängel nicht in kurzer Zeit und vor allem nicht bei laufendem Betrieb abzustellen sind". Aus diesem Grund sei der "Asien Palast" umgehend geschlossen worden.
Mit dieser einschneidenden Maßnahme sollte der Inhaberin erklärtermaßen Gelegenheit gegeben werden, den Betrieb ihres Restaurants wieder den gesetzlichen Bestimmungen anzupassen. "Dies ist bisher nicht erfolgt", heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes. Die Frist hierfür ist am Dienstag abgelaufen, ohne dass seitens der Gastronomin ein entsprechender Nachweis erbracht worden wäre. In dem Restaurant ist man dennoch bemüht, die festgestellten Mängel zu beheben, um schnellstmöglich die Genehmigung zur Wiedereröffnung zu erhalten.LZ-Informationen, denen zufolge nach der Kontrollaktion Lebensmittel in größerem Umfang vernichtet worden seien und das Restaurant bereits am Freitag wieder geöffnet werden sollte, konnten von den Behörden nicht bestätigt werden.
Im Veterinäramt des Landratsamtes wartet man nun auf einen detaillierten Bericht des LGL zu den Vorfällen in dem Ergoldinger China-Restaurant. Unterdessen prüft die Behörde bereits im Rahmen eines Ordnungswidrigkeiten-Verfahrens, ob und in welcher Höhe ein Bußgeld gegen die Inhaberin des Lokals verhängt wird. Die vorliegenden Hygieneverstöße gelten nicht als Straftat, sondern sind "nur" als Ordnungswidrigkeit zu werten.
Neben den unappetitlichen Hinterlassenschaften wurde bei der konzertierten Kontrollaktion noch eine andere Entdeckung gemacht. Denn laut Mitteilung des Landratsamtes waren auch Beamte der Polizeiinspektion Landshut vor Ort, "um unter anderem Fragen der Beschäftigungsverhältnisse in dem Lokal zu ermitteln".
Offensichtlich mit Erfolg: Ein Koch chinesischer Nationalität konnte keine gültigen Papiere vorweisen, gegen ihn wird nun nach Auskunft der Polizei wegen eines Verstoßes gegen das Aufenthaltsgesetz ermittelt. In diesem Zusammenhang ist das Lokal bereits 2008 aktenkundig geworden, als es schon einmal vom Hauptzollamt Landshut ins Visier genommen und mehrmals kontrolliert wurde.
Die Kunden des gut frequentierten Lokals, das vor allem auch in der Mittagszeit regen Zulauf zu verzeichnen hatte und nicht zuletzt von Beschäftigten des benachbarten Industriegebiets regelmäßig aufgesucht wurde, dürften von den hygienischen Mängeln bislang nichts mitbekommen haben. In diversen Internetforen wird das Lokal jedenfalls überwiegend gut bis sehr gut bewertet, wie etwa aus Einträgen aus dem Jahr 2011 hervorgeht: "Wer gerne Büfett und asiatisches Essen mag, ist hier gut aufgehoben"; "die Qualität des Essens ist ausgezeichnet und die Bedienungen sind aufmerksam und freundlich. Empfehlenswert"; "das Essen ist in Ordnung, ohne zu glänzen. Im Industriegebiet ansässig, scheint dieses Restaurant die Klientel eher mittags als abends anzulocken".