Virtuelle Gerüchteküche
Facebook-Hetze: Landshuter Polizei zieht die Reißleine
13. Januar 2016, 13:06 Uhr aktualisiert am 13. Januar 2016, 13:06 Uhr
Dass gerade auf Facebook oft Tatsachen verdreht und Dinge aufgebauscht werden, ist hinlänglich bekannt. Die Landshuter Polizei hat jetzt genug davon und zieht die Reißleine.
Auslöser dafür ist ein Vorfall, der sich gestern Nachmittag gegen 14 Uhr in einem Geschäft im Industriegebiet ereignet hat. Dort wurde eine 39-jährige Frau aus mehreren Metern Entfernung von einem Mann ausländischer Herkunft auf Englisch um Geld angebettelt. Zwei Begleiter dieses Mannes standen zur gleichen Zeit etwas weiter weg und beobachteten das Ganze. Keiner der beiden beteiligte sich jedoch an der Aktion. Die Frau fühlte sich durch das Anbetteln freilich gestört und meldete dies einer Verkäuferin. Dadurch ging das Trio wieder aus dem Laden. So der aktuelle Ermittlungsstand der Polizei.
"Es kam zu keinen weiteren Betteleien oder sogar Handgreiflichkeiten", betont Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber explizit. Trotzdem wurde genau dieser Vorfall im Handumdrehen auf Facebook aufgebauscht. Plötzlich war dort von einem "versuchten Raubdelikt" die Rede. Die entsprechenden Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Mehr als 100 Kommentare binnen kürzester Zeit. Laut Polizei mit "teils sehr bedenklichen Inhalten". Einige User schossen mit ihren Kommentaren sogar derart übers Ziel hinaus, dass die Landshuter Polizei jetzt wegen des Strafbestands der Volksverhetzung Ermittlungen eingeleitet hat.
Mit einer ähnlich gelagerten Gerüchteküche muss sich die Landshuter Polizei in diesen Tagen auch wegen eines vermeintlichen Vorfalls im Ergomar in Ergolding auseinandersetzen. In diesem Zusammenhang geistern üble Spekulationen via WhatsApp durch die Region.
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Dass auf Facebook einige User über die Stränge schlagen, erlebten vergangene Woche auch die Administratoren der Gruppe "Straubing UNITED - Das Original". Auch hier brach im Handumdrehen plötzlich ein Shitstorm los. Ein junger syrischer Flüchtling hatte in diesem Fall in der Gruppe eine feste Bleibe gesucht - wohlgemerkt nicht zum Nulltarif.
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