Bayern
Streiks bei BMW und Audi
12. Januar 2018, 15:23 Uhr aktualisiert am 12. Januar 2018, 15:23 Uhr
Mehr als 1.000 BMW-Beschäftigte haben vor dem Beginn der dritten Verhandlungsrunde in einem zweistündigen Warnstreik vor dem Tor 1 des BMW-Werk in Landshut ihren Unmut über ihre Arbeitsbedingungen lautstark zum Ausdruck gebracht. Auch bei Audi in Ingolstadt und bei BMW in Regensburg legten bis zum Nachmittag tausende Beschäftigte die Arbeit vorübergehend nieder. Die Spätschicht bei BMW in Dingolfing tat am Abend ebenfalls ihren Unmut kund.
Die streikenden in Landshut forderten Zugeständnisse in den Bereichen Arbeitszeitverkürzung, außerdem forderten sie sechs Prozent Lohnerhöhung. Robert Grashei, 1. Bevollmächtigter der IG-Metall für Landshut, sieht insbesondere Frauen von der Weigerung der Industrie, in der Debatte über Arbeitszeitverkürzung Zugeständnisse zu machen, betroffen: "Wer in die Teilzeit will oder muss, kommt kaum zurück. Für Arbeitgeber ist der Wunsch nach einer Arbeitszeitverkürzung auf Teilzeit eine Entscheidung gegen das Unternehmen." Dies sei eine unangemessene Haltung, da viele Beschäftigte die Pflege ihrer Eltern und die Kindererziehung mit ihrem Arbeitsleben in Einklang bringen müssen und diesbezüglich mit zeitlichen Problemen zu kämpfen haben. Arbeitnehmer sollen das Recht erhalten, ihre tarifliche Arbeitszeit ohne Entgeltausgleich von 35 auf 28 Stunden absenken zu können.
Auch bei BMW in Dingolfing wurde am Abend Kritik geübt. Dort gab es allerdings keine eigene Kundgebung, stattdessen legte die Belegschaft um sieben Uhr die Arbeit nieder. "Die Kollegen haben eine Woche Arbeit hinter sich, darum machen wir bewusst keine Kundgebung sondern eine 'Früher nach Hause'-Aktion", so Robert Grashei. "Wir wollen ja auch bessere Arbeitszeiten für die Arbeiter". Beim Verlassen des Werks riefen mehrere Arbeiter aber auch lautstark "Wir wollen mehr". Auch in Dingolfing fordern die Arbeiter sechs Prozent mehr Lohn.
In Bayern lag der bundesweite Schwerpunkt der Warnstreiks am Freitag, mit 25.000 Teilnehmern aus 51 Betrieben, wie die IG Metall in Frankfurt am Main mitteilte. Im Allgäu hätten 5.000 Beschäftigte die Arbeit kurzfristig ruhen lassen. Der bayerische Bezirkschef Jürgen Wechsler sagte: "Wir haben jetzt schon mal ordentlich Druck auf die Arbeitgeber erzeugt. Aber wir haben noch mehr im Köcher."
Am Montag treffen sich die Tarifparteien in Bayern zur dritten Verhandlungsrunde. Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber haben zwei Prozent angeboten. Knackpunkt der Auseinandersetzung aber ist die Forderung der Gewerkschaft, jeder Beschäftigte müsse seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche verkürzen dürfen, mit teilweisem Lohnausgleich. Hier sind die Fronten verhärtet.
Die bayerischen Arbeitgeber zeigten sich "für Lösungen am Verhandlungstisch bereit. Das umfasst aber nicht den rechtswidrigen Teillohnausgleich, der ist nicht verhandelbar", wie ihr Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt betonte. Auch Wechsler zeigte sich hart: "Mit der IG Metall wird es nur eine Paketlösung geben, die alle drei Elemente beinhaltet: eine satte Entgelterhöhung, den Anspruch auf kurze Vollzeit und einen Entgeltzuschuss."
In Baden-Württemberg, wo die dritte Verhandlungsrunde für die 3,9 Millionen Metaller in Deutschland am Donnerstag gestartet war, hatte es in diesem Punkt keine Annäherung gegeben.
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