FCA-Trainer im Interview
Manuel Baum: "Sieben Tage die Woche für den Job da sein"
9. März 2018, 17:17 Uhr aktualisiert am 9. März 2018, 17:17 Uhr
Der gebürtige Niederbayer Manuel Baum ist seit über einem Jahr Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg. Vor der Saison als einer der heißesten Abstiegskandidaten gehandelt, steht er mit dem FCA derzeit auf Rang zehn. Im idowa-Interview spricht Baum über die Entwicklung seiner Mannschaft, seine Arbeit als Bundesligatrainer und die Ziele mit dem FC Augsburg.
Herr Baum, der FC Augsburg steht nach 25 Spieltagen auf Platz zehn in der Bundesliga. Zufrieden?
Manuel Baum: Wir sind bei unserem Ziel Klassenerhalt schon einen großen Schritt weitergekommen. Wir haben uns vorgenommen, 40 Punkte zu erreichen. Dafür fehlen uns aktuell noch acht Zähler in neun Spielen. Mit den letzten Wochen sind wir nicht ganz so zufrieden, aber dennoch sehe ich uns auf dem richtigen Weg. Wir haben eine gute Chance, unser Ziel zu realisieren und auch nächstes Jahr in der Bundesliga zu spielen.
Es sind sieben Punkte Abstand zu den internationalen Plätzen und ebenfalls sieben Punkte zum Relegationsplatz. Wohin richtet sich Ihr Blick aktuell eher?
Baum: Mit der Tabelle oder mit dem, was andere Vereine machen, beschäftige ich mich ehrlich gesagt nicht. Ich schaue immer nach vorne auf unseren nächsten Gegner. Das ist nun Hannover und auf etwas anderes konzentrieren wir uns gar nicht.
Was erwarten Sie vom Spiel beim Tabellennachbarn?
Baum: Für uns ist jedes Spiel wichtig. In der Bundesliga kannst du jeden schlagen, aber du kannst eben auch gegen jeden verlieren. Für uns geht es einfach darum, so schnell wie möglich die 40 Punkte zu holen.
Aus den vergangenen vier Spielen holte Ihre Mannschaft nur einen Punkt. Woran liegt's?
Baum: Im Vergleich zur Hinrunde haben wir aktuell wirklich größere Leistungsschwankungen. Unsere Verletztensituation ist nicht so einfach und uns fehlen gestandene Spieler. In Dortmund hatten wir von unseren drei Kapitänen zum Beispiel gar keinen dabei, weil sie verletzt oder gesperrt waren. Die jungen Spieler, die in der Hinrunde sehr gehyped worden sind, haben jetzt mit anderen Situationen zu kämpfen, wieder die Leichtigkeit vom Saisonbeginn zu bekommen. Das müssen wir gemeinsam thematisieren, damit es wieder in die richtige Richtung geht.
Vor der Saison galt der FC Augsburg bei vielen sogenannten Experten als klarer Abstiegskandidat. Konnten Sie das vielleicht sogar zur Motivation der Mannschaft nutzen?
Baum: Es kommt ein bisschen darauf an, wie die Vorbereitung läuft. Wenn die nicht gut ist, dann fühlt man sich durch die Prognosen von außen vielleicht bestätigt. Aber wir hatten eine richtig gute Vorbereitung. Da wussten wir schon, dass wir zu mehr in der Lage sind, als uns vorhergesagt worden ist.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Mannschaft in der bisherigen Saison?
Baum: Wir erleben eine gute Entwicklung. Aber wir stellen auch fest, dass während einer Saison immer wieder andere Herausforderungen auf einen zukommen. Denen muss man sich anpassen. Du kannst nicht zu Saisonbeginn so spielen wie nach der Winterpause. Dafür gilt es ein Bewusstsein zu haben und sich weiterzuentwickeln. Das ist ein ständiger Prozess während einer Saison.
Sie sind nun über ein Jahr Trainer beim FCA. Wie haben Sie sich im Job des Bundesliga-Trainers zurechtgefunden?
Baum: Ich fühle mich wohl in dem Job und vor allem auch in Augsburg. Dennoch ist es auch eine sehr intensive Zeit, wenn man das mit Leben füllen will. Man hat eine große Verantwortung dem Verein, den Mitarbeitern und Spielern gegenüber. Man weiß auch, wie schlechte und gute Spiele von außen bewertet werden. Davon muss man sich einfach freimachen. Wir wollen hier das Maximale aus uns herausholen und das bedeutet, dass du sieben Tage die Woche 24 Stunden am Tag für den Job da sein musst.
Sie gelten als Trainer, der auch von seinen Spielern viel einfordert, dass sie aktiv dabei sind und mitdenken.
Baum: Mir geht es darum, dass die Spieler nicht nur machen, was der Trainer sagt, aber nach der Einheit gar nicht wissen, was sie da eigentlich gemacht haben und warum. Wenn du ein Bewusstsein dafür hast, was du machst und zu welchem Zweck du es machst, dann trainierst du auch besser und kannst das besser umsetzen. Wenn dieses Wissen bei den Spielern da ist und alle die gleiche Idee verfolgen, dann hilft das auf dem Platz natürlich sehr.
Manuel Baum über Heiko Herrlich, eine Rückkehr in den Lehrberuf und die Zukunft des FC Augsburg
In drei Spielen treffen Sie auf Bayer Leverkusen mit Heiko Herrlich, der Sie damals als Co-Trainer nach Unterhaching geholt und damit Ihren Weg in den Profibereich angestoßen hat. Was haben Sie von ihm mitgenommen?
Baum: Ich bin Heiko natürlich sehr dankbar, dass er mir damals die Chance gegeben und mir quasi die Tür aufgemacht hat. Durchgehen musste ich dann selbst. Heiko hat als Profi und als Mensch schon sehr viel erlebt, da konnte ich einiges mitnehmen. Nicht nur rein inhaltliche Themen, sondern auch was die Einstellung dem Leben gegenüber betrifft.
War es damals in Unterhaching für Sie schon denkbar, dass Sie beide sich in der Bundesliga einmal als Cheftrainer gegenüberstehen könnte?
Baum: Nein, das war zumindest bei mir meilenweit weg. Heiko hatte ja zuvor schon in der Bundesliga trainiert, da war es realistischer. Aber es freut mich jetzt umso mehr, dass wir nun beide an der Seitenlinie stehen.
Wie haben Sie Herrlichs Weg mit dem Doppel-Aufstieg in Regensburg und seiner Arbeit nun in Leverkusen verfolgt?
Baum: Wir hatten mit Erik Thommy ja einen Spieler, der von uns an den Jahn verliehen war. Deshalb habe ich das sehr intensiv verfolgt. Auch jetzt, da Leverkusen einer unserer Gegner ist, weiß ich sehr viel über die Mannschaft. Aber es ist nicht so, dass wir uns laufend austauschen.
Sie selbst haben Vertrag bis 2020. Sie können sich grundsätzlich auch vorstellen, einmal wieder in den Lehrerberuf zurückzukehren. Wie schauen Ihre Planungen aus?
Baum: Im Lehrbereich geht es aktuell darum, dass meine Beurlaubung noch einmal verlängert wird. Im Moment macht mir mein Job sehr viel Spaß und ich habe auch nicht die Ambition, kurzfristig in den Lehrberuf zurückzugehen. Aber irgendwann kann ich mir das durchaus vorstellen.
Der Trainerjob zehrt sehr an einem. Glauben Sie, dass Sie das auf Jahre durchstehen können oder gehen Sie davon aus, auch einmal eine Auszeit zu brauchen, wie sie beispielsweise Pep Guardiola einmal eingelegt hat?
Baum: Im Moment bräuchte ich es noch nicht. Aber was in zwei, drei oder vier Jahren ist, das kann ich jetzt noch nicht sagen.
Kommen wir zurück zum FC Augsburg. Wo soll der Weg des Vereins hinführen?
Baum: Das Wichtigste ist, dass wir immer die Klasse halten. Dann haben wir natürlich weitere Ziele, wie Nachwuchsspieler zu entwickeln und uns infrastrukturell weiter zu verbessern. Tabellarische Ziele auszugeben, das will ich nicht machen. Für uns ist jede weitere Saison in der Bundesliga ein Erfolg.