Interview mit dem Rückkehrer

Greilinger: „Den ein oder anderen Spieler zum DSC lotsen“


Thomas Greilinger verlässt den ERC Ingolstadt nach elf Spielzeiten und kehrt zu seinem Heimatverein, dem Deggendorfer SC zurück.

Thomas Greilinger verlässt den ERC Ingolstadt nach elf Spielzeiten und kehrt zu seinem Heimatverein, dem Deggendorfer SC zurück.

Von Bastian Häns

Es war die Hammer-Meldung im ostbayerischen Eishockey in dieser Woche. Thomas Greilinger - Deutscher Meister, drittbester Torschütze in der DEL-Geschichte, ehemaliger Nationalspieler - kehrt zur nächsten Saison zu seinem Heimatverein zurück. Im Interview mit idowa spricht der 37-Jährige über die Gründe für seinen Wechsel nach Deggendorf, einen Abschied "aus dem Bilderbuch" und seine neuen Aufgaben beim DSC.

Herr Greilinger, warum haben Sie sich zum Wechsel zurück zum Deggendorfer SC entschlossen?
Thomas Greilinger: Auf der einen Seite ist Deggendorf natürlich meine Heimat, auf der anderen Seite haben sie mir nach meiner aktiven Karriere eine Perspektive geboten. Das Gesamtpaket hat einfach mit meinen Vorstellungen nach der Karriere perfekt zusammengepasst. Zudem hat natürlich auch dafür gesprochen, dass meine Kinder im nächsten Jahr eingeschult werden.

Wie hat sich ihr aktueller Verein, der ERC Ingolstadt, verhalten, als sie den Verantwortlichen den Wunsch vorgetragen haben, den Club schon vor Vertragsende zu verlassen?
Greilinger: Sie haben das verstanden und gleich zugestimmt. Sie haben mir keine Steine in den Weg gelegt.

Angesichts ihrer elf Jahre bei Ingolstadt: Wie schwer war die Entscheidung, die Stadt und den Verein zu verlassen?
Greilinger: Die Entscheidung ist mir mit Sicherheit nicht einfach gefallen. Ich kenne hier viele Leute, aber irgendwann musste ich eine Entscheidung treffen. Bei Ingolstadt haben mir im Vergleich zu Deggendorf einfach ein paar Prozent gefehlt. Ich bin der Meinung, dass es das Beste für mich und meine Familie ist. Ingolstadt ist ja nicht aus der Welt.

An welches Ereignis denken Sie am liebsten zurück?
Greilinger: Natürlich ist der sportliche Erfolg da ganz oben mit dabei. Als wir eigentlich als großer Außenseiter in die Playoffs gegangen sind, und dann die Meisterschaft nach Ingolstadt geholt haben. Wir haben uns damals von Runde zu Runde gesteigert und so den größten Erfolg der Vereinsgeschichte geschafft. Die ganze Stadt ist damals mitgegangen und hat uns unterstützt, das war schon ein tolles Gefühl.

Sie haben jetzt noch fast eine halbe Saison in Ingolstadt. Mit welchen Zielen gehen sie in die letzten 25 Partien mit den Panthern?
Greilinger: Natürlich wäre es schön, einen Abschied wie aus dem Bilderbuch zu bekommen und die Zeit mit der Meisterschaft abzuschließen. Das wäre das Beste, was passieren könnte. Man muss das aber auch realistisch einordnen können. Am wichtigsten ist einfach, das Jahr positiv abzuschließen.

Hatten Sie während Ihrer DEL-Karriere viel Zeit, Deggendorf zu besuchen?
Greilinger: Ich war eigentlich schon oft in der Heimat Ich habe Familie und Freunde dort, die ich immer wieder besucht habe und zudem habe ich mir letzte Saison ein Playoff-Spiel des DSC angeschaut. Ich kenne mich also schon noch aus dort (lacht).

Waren Sie sich denn schon immer sicher, nach Ihrer Karriere in die niederbayerische Heimat zurückzukehren?
Greilinger: Grundsätzlich hänge ich sehr an Ingolstadt, daher war ich mir nie wirklich sicher, wo ich nach der Karriere leben will. Die Entscheidung war eigentlich immer 50 zu 50.

Der Deggendorfer SC ist ja vergangene Saison in die DEL2 aufgestiegen, steckt aktuell aber im Abstiegskampf. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Standortes in Deggendorf in den letzten Jahren?
Greilinger: Der Verein hat zuletzt ja einen steilen Durchmarsch durchgemacht. Vor allem der Zuschauerzuspruch ist enorm geworden. Als ich das letzte Mal in Deggendorf gespielt habe, waren vielleicht 500 Leute da, jetzt sind es immer über 1.000. Artur Frank hat sehr viel Arbeit in den Verein gesteckt. Ich finde, es ist alles sehr schnell gegangen.

"Ich will meinen Teil zum Erfolg des DSC beitragen"

Mit welchen Erwartungen gehen sie nach Deggendorf?
Greilinger: Das kommt auf diese Saison an. Es wäre super, wenn sie die zweite Liga halten könnten. Da will ich dann mit meiner Erfahrung helfen, dass sich der Verein in der DEL2 etabliert und den aktuell eingeschlagenen Weg weitergeht. Ich bin aber nicht mehr der Allerjüngste.

Sie sprechen schon Ihre Erfahrung an. Wie wollen Sie dem DSC in Zukunft helfen?
Greilinger: Ich will auf der einen Seite meine Leistung bringen, auf der anderen Seite kann ich aber auch vielleicht mit meiner jahrelangen DEL-Erfahrung den ein oder anderen Spieler nach Deggendorf lotsen. Vielleicht ist es für Deggendorf auch nicht schlecht, weil durch mich eventuell mehr Zuschauer und Sponsoren zum Verein kommen. Ich will einfach meinen Teil zum Erfolg beitragen.

Sie haben den Job als Nachwuchstrainer schon kurz erwähnt. Warum haben Sie sich für die Nachwuchs-Arbeit entschlossen?
Greilinger: Grundsätzlich habe ich mich auch damit befasst, etwas anderes zu machen, abseits des Eishockeys. Ich konnte mich dann aber für den Deggendorfer Weg begeistern. Ich bin der Meinung, wenn man etwas macht, dann richtig. Der Verein muss dahinter stehen, dass auch der Nachwuchs die Chancen in der ersten Mannschaft bekommt.

Was wollen Sie hier mit ihrer Arbeit da erreichen?
Greilinger: Es geht zwar nicht alles auf einmal, aber meine Arbeit soll auf jeden Fall etwas bringen. Aktuell bin ich zu weit weg, um die Nachwuchsarbeit des DSC zu beurteilen. Ich hoffe einfach, dass in fünf bis sieben Jahren meine Arbeit Erfolg bringt und Jugendspieler in der ersten Mannschaft spielen können. Für diesen Ertrag muss man aber bei den ganz Kleinen anfangen.

Wie wird Ihr Leben in Deggendorf aussehen? Wie stellen Sie sich ihr "neues altes" Leben vor?
Greilinger: Ich denke, da wird sich nicht viel ändern, weil ich weiterhin einfach viel mit Training und Spielen im Eishockey beschäftigt bin.