Interview mit Thomas Greilinger
DSC-Topscorer hält die Meisterschaft für machbar
3. März 2020, 14:02 Uhr aktualisiert am 3. März 2020, 14:02 Uhr
Vor der Saison kam Thomas Greilinger nach langer und erfolgreicher Zeit in der DEL beim ERC Ingolstadt zurück in seine Heimat zum Deggendorfer SC.
Es verbleiben lediglich zwei Spieltage der Meisterrunde und der 38-Jährige ist der Topscorer der Niederbayern. Über die bisherige Spielzeit, die Playoffs und seine Zukunft hat der "DEL Spieler des Jahres 2010" nun mit idowa gesprochen.
Sie haben mit insgesamt fünf Treffern gegen Weiden und Rosenheim für ein nahezu perfektes, vergangenes DSC-Wochenende gesorgt. Ihr Kommentar zu den Partien und der Leistung des Teams?
Greilinger: Wir hatten nach der Niederlage letzten Sonntag bereits angesprochen, dass es jetzt ernster wird, um das Heimrecht in den Playoffs nicht einzubüßen. Diese Worte haben gefruchtet und bereits im Training war ein ganz anderer Einsatz zu beobachten. Das Heimspiel gegen Weiden haben wir bis auf eine Phase, in der die Blue Devils gleich drei Tore erzielt haben, klar dominiert und auch verdient gewonnen. Am Sonntag war es dagegen die komplette Spielzeit umkämpft. Zu meinen Treffern: Im Endeffekt ist es egal, wer die Tore schießt. Wir waren wirklich froh, dass die erste Reihe endlich wieder komplett auf dem Eis stand und das Zusammenspiel von Curtis Leinweber, Kyle Osterberg und mir so harmoniert hat.
Wie bewerten Sie Platz drei aktuell?
Greilinger: Ich bin eigentlich relativ zufrieden. Einige Leistungsträger haben lange gefehlt und ein Oberliga-Kader hat eben nicht diese personelle Tiefe wie in der DEL. Dafür stehen wir mit Tabellenplatz drei gut da.
Die bisherige Saison war ein ständiges Auf und Ab. Nach einem starken Saisonstart waren die Ergebnisse zwischenzeitlich etwas holprig. Was ist in dieser Saison, beziehungsweise dann in den Playoffs drin?
Greilinger: Das ist schwer zu beantworten. Ich kenne die Teams aus der Oberliga Nord überhaupt nicht und kann deren Qualität nur sehr schwer einschätzen. Allerdings denke ich auch, dass wir uns vor niemandem fürchten müssen, da wir in dieser Saison schon jedes Team aus dem Süden mindestens einmal geschlagen haben. Das Ziel für die Playoffs ist natürlich, soweit zu kommen wie nur irgendwie möglich. Selbstverständlich wollen wir auch Meister werden und ich halte das auch für machbar. Ob es tatsächlich realistisch ist, weiß ich allerdings auch nicht. Entscheidend ist es, im richtigen Moment einen Lauf zu haben. Als ich mit Ingolstadt Meister wurde, gingen wir schließlich auch als Neunter in die Playoffs.
Der Kader des DSC setzt sich aus einigen Routiniers wie Ihnen, René Röthke oder Andrew Schembri, sowie vielen jungen Talenten zusammen. Fungieren Sie hier als Mentor für die Nachwuchsspieler, beziehungsweise funktioniert dieses Mannschaftsgefüge beim DSC?
Greilinger: Natürlich muss man als erfahrener Spieler auch die jungen mitnehmen. Sie müssen noch einiges lernen, vor allem am Boden zu bleiben, wenn sie nach einigen guten Partien hochgejubelt oder bei DEL-Teams zum Probetraining eingeladen werden. Eine gute Mischung ist in der Mannschaft aber immer wichtig.
Sie kommen selbst aus der Deggendorfer Jugend und haben eine beeindruckende Karriere hinter sich. Welcher der Nachwuchsspieler hat beim DSC das Potential, eine ähnliche Karriere wie Sie hinzulegen?
Greilinger: Filip Reisnecker hat sehr gute Fähigkeiten und hat auch bei der U19 schon starke Leistungen gezeigt. Ich denke, er hat unter unseren Nachwuchsspielern mit das größte Potential.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Performance in dieser Spielzeit? (bisher 34 Spiele, 39 Tore und 39 Vorlagen)
Greilinger: Vor der Saison war die Erwartungshaltung natürlich sehr hoch. Bisher hat es aber recht gut funktioniert. Die Verletzung hat mich zwischenzeitlich etwas zurückgeworfen und ich musste mich erst wieder zurückkämpfen, aber im Großen und Ganzen bin ich bislang zufrieden. Natürlich hatte ich auch meine Durchhänger in dieser Spielzeit, aber das ist ja auch normal.
Zu Saisonbeginn lag der Fokus vor allem auf Ihrer Person. Hat sich das ein bisschen gelegt? Haben Sie diese Gegebenheit als Druck empfunden?
Greilinger: Für mich war das nicht weiter schlimm. Als Profi steht man ja immer ein Stück weit unter Druck. Ich mache mir allgemein wenig Gedanken darüber, was geredet wird und kann mit Leistungsdruck und auch Kritik gut umgehen.
Als Leistungsträger in der DEL sind Sie zu dieser Saison in die Oberliga gewechselt. Wie haben Sie Ihren Wechsel erlebt? Haben Sie Ihr Niveau halten können oder sich eher angepasst?
Greilinger: Natürlich passt man sich an die neue Liga an. Das fängt ja schon beim Trainingsumfang und beim Tempo in den Spielen an. Ich habe dieses Szenario schon einmal mitgemacht und kann sagen, dass die Umstellung in höhere oder niedrigere Spielklassen für mich selten ein Problem war. Ich glaube aber auch, dass dieser Wechsel für mich etwas einfacher war, da ich in der DEL auch erfolgreicher Scorer war.
Was würden Sie als Ihren größten sportlichen Erfolg bezeichnen?
Greilinger: Mein größter Erfolg war definitiv die Meisterschaft mit Ingolstadt 2014. Aber auch die Teilnahme bei den olympischen Spielen war etwas ganz besonderes. Die Auszeichnung zum Spieler des Jahres 2010 verbinde ich ebenso mit sehr vielen positiven Erinnerungen.
Welche Bedeutung hat der Deggendorfer SC für Sie?
Greilinger: Der Grund für meine Rückkehr nach Deggendorf war, dass ich dem DSC natürlich etwas zurückgeben möchte. Als Nachwuchstrainer möchte ich außerdem vielen jungen Spielern Starthilfe geben. Ich denke, wir machen in dieser Hinsicht das beste aus unseren Möglichkeiten und haben in diesem Jahr auch viele neue Kinder hinzubekommen.
Was wünschen Sie sich für ihre sportliche Zukunft?
Greilinger: Ich wünsche mir, dass ich noch ein paar Jahre auf diesem Level weiterspielen kann und gesund und verletzungsfrei bleibe.
Wie lange dürfen die Deggendorfer Fans Sie noch auf dem Eis beobachten?
Greilinger: Ich hoffe, dass es mir noch weiter Spaß macht, deshalb ist ein Karriereende zurzeit noch nicht geplant. Als ich nach Deggendorf gekommen bin, habe ich mit den Verantwortlichen vereinbart, dass wir vor jeder Saison einzeln schauen, ob es sportlich noch Sinn macht. Daher kann das ganze auch von heute auf morgen passieren.
Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach Ihrer Karriere?
Greilinger: Dem Eishockey werde ich in jedem Fall erhalten bleiben. Ich bin mittlerweile seit mehreren Jahren als Nachwuchstrainer aktiv und möchte auch in dieser Schiene bleiben. Wenn sich die Möglichkeit ergibt kann ich es mir aber genauso gut vorstellen, eine erste Mannschaft zu trainieren. In dieser Hinsicht will ich mich immer weiter fortbilden und mache im Sommer auch den B-Schein.