Besuch bei Martin Smolinski
Kaffee mit Methanolduft unter Freunden
10. Juli 2020, 15:00 Uhr aktualisiert am 10. Juli 2020, 16:34 Uhr
Was für ein Krankenbesuch: "Martin kam auf uns zu, stellte seine Krücken in die Ecke, ein wunderbares Wiedersehen", so Sepp Moser, sehr enger Freund von Speedway-Ass Martin Smolinski und Frontmann des Fanclubs "Speedwayfreunde de Wisselsinga".
Das Wiedersehen hatten sich alle anders vorgestellt. Deutschlands einziger Grandprix-Fahrer, der zu den achtzehn Weltbesten gehört, statt im Sattel seines Renngerätes nun auf Krücken. Nichtsdestotrotz war es ein herzlichen Willkommen bei Smoli zuhause, familiärer geht es kaum. Moser überbrachte auch die Genesungswünsche von Bürgermeisterin Liane Sedlmeier. "Eine riesige Freude, den Sepp und die anderen Freunde in einer kleinen Runde wiederzusehen", so die herzlichen Worte des Speedway-Stars. "Es war cool, hat viel Spaß gemacht und wir haben uns prächtig amüsiert", schwärmt der auf der Rennstrecke knallharte Speedway-Haudegen.
Martin Smolinski, dem durch die Corona-Pandemie auch eine Pause aufgezwungen wurde, hatte sich auf seinen Auftritt beim Weltzirkus des Speedwaysports akribisch vorbereitet. Nach dem Jahr 2014, in dem er schon beim ersten Rennen in Neuseeland als Rookie die gesamte Weltelite hinter sich ließ und sich als erster Deutscher in die Siegerliste des Grand Prix eingetragen hatte, hätte er in diesem Jahr wieder auf den Bühnen der Weltelite seine Rennmaschine um das Oval "geprügelt".
Schwere Verletzungen nach einem Sturz
Doch ein schrecklicher Trainingsunfall in Leipzig hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Smoli zog sich am 22. Mai bei einem Sturz eine schwere Verletzung zu. Der rechte Oberschenkelkopf war gebrochen und aus der Hüfte ausgekugelt, dadurch nahm auch die Pfanne an der Hüfte Schaden.
Den fürchterlichen Sturz schildert Martin Smolinski dem Osterhofener Anzeiger in einem, wie immer sehr offenen und privaten Gespräch. Das Speedway-Ass, bekannt für sein großes Herz für Kinder, war den ganzen Tag für und mit den Kindern unterwegs. "Obwohl eigentlich schon Trainingsende, dachte ich, ach ich fahr noch mal raus, damit die Kinder und ich Spaß haben." Es sei eigentlich alles perfekt gewesen an diesem ersten Trainingstag, das Team habe funktioniert, ebenso der Motor. "Geht schon", dachte sich der vielfache Deutsche Meister, Welt- und Europameister. "In einer Kurve, als das Vorderrad in der Luft war, schlug eine kleine Bodenwelle auf das Hinterrad." Smolinskis Rennmaschine hatte keinen Bodenkontakt mehr, ein Sturz war unausweichlich und als Folge ging es mit dementsprechender Geschwindigkeit in die Bande. "Ich habe den Einlenkpunkt um zwei Meter verpasst und habe dann zu aggressiv eingelenkt", erklärt Smoli.
"Hey Burli, was ist passiert?"
Wie eng das Freundschaftsband zu dem Speedway-Ass Sepp Moser ist, zeigt sich, als der Frontmann schildert, wie er den Sturz erfahren hat und seine erste Reaktion ausfiel. "In der Arbeit hatte ich damals erfahren, dass Martin schwer gestürzt ist", sagt Sepp Moser. Den ganzen Abend seien seine Gedanken bei Martin gewesen. Nichtsahnend, dass der Speedway-Pilot nach einer vierstündigen schweren Operation gerade am Aufwachen aus der Narkose in der Uniklinik Leipzig war, griff Moser zum Telefon. "Hey Burli, was ist passiert?" und Smolis Antwort, noch völlig im Dämmerzustand, "bin in die Bretterwand gekracht und eingeschlagen".
Martin Smolinski, der sechs Wochen nach der OP sein Bein wieder belasten darf, wird sich in eine mehrwöchige Reha begeben, um besonders die noch herrschenden Probleme der Muskulatur zu beheben. Die Frage nach den Zielen im Anschluss an seine doch sehr schwere Verletzung, löst einen Augenaufschlag aus. "Am 11. August startet die schwedische Eliteliga und da möchte unbedingt dabei sein", gibt sich Smoli betont kämpferisch. Ferner stehen die zwei Langbahn Grand Prixs in Frankreich und Polen auf seiner Liste. Wie und wann es mit der Königsklasse, dem Speedway Grand Prix, weitergeht, lässt auch Smolinski nur erahnen. Fakt ist, dass der sich selbst als Halbwisselsinger bezeichnende Speedway-Ass keine Zweifel daran lässt, bald wieder auf seiner Rennmaschine zu sitzen, um sich mit den weltbesten Fahrern zu messen, gemäß seinem Motto "No brakes, no fear". Und eins ist sicher, die Wisselsinger Fans und Freunde sind mit ihrer legendären Feuerwehrsirene lautstark dabei.