Mordfälle im Bayerischen Wald
Tatort Burgruine Runding
1. Mai 2020, 08:46 Uhr aktualisiert am 1. Mai 2020, 08:46 Uhr
Der Brunnen vor dem Palas spielt in "Bayerisch Tot", dem jüngsten Krimi aus der Feder von Manfred Faschingbauer, eine bedeutende Rolle. Nicht nur er - die gesamte Burganlage Runding ist der zentrale Schauplatz im druckfrischen Werk. "Die Burg fasziniert mich seit meiner Kindheit", stellt der 57-jährige Autor fest und lässt den Blick über das sonnenbeschienene Gelände schweifen.
Was hat dieser Ort, was andere nicht haben?
Ich kenne die Burg schon aus einer Zeit, bevor die Burgfreunde mit der Sanierung angefangen haben. Damals haben wir mit Sepp Amberger, dem Eigentümer des Geländes, dort Nächte am Lagerfeuer verbracht. Damals präsentierte sich die Burg noch so, wie sie im Prolog beschrieben ist: Von Büschen und Gras überwuchert, der größte Teil der jetzt sichtbaren Mauern darunter verborgen. Da mich Burgen schon immer interessiert haben, lag es nahe, die größte Burganlage des Bayerischen Waldes zum Schauplatz meiner Geschichte zu machen.
Auslöser für die Mordfälle ist eine Schatulle, deren Geschichte bis zur Zeit des Nationalsozialismus zurückreicht. Was inspirierte Sie zu der Story?
Die Idee lieferten zwei historische Ereignisse. Zum einen handelt es sich um die Kapitulation der 11. Panzerdivison der Deutschen Wehrmacht. Die 11. PD traf nach einem Irrweg durch halb Europa von Böhmen kommend am 30. April 1945 in Kötzting ein und ergab sich dort den Amerikanern. Gleichzeitig haben deutsche Wissenschaftler ständig an Wunderwaffen gearbeitet, um dem Krieg noch eine Wende zu geben. Der Gedanke war, was wäre, hätte einer der Soldaten Aufzeichnungen über so eine Waffe vor der Kapitulation in der Burgruine versteckt? Als ich dann noch eine TV-Doku über die Heilanstalten Hohenlychen gesehen habe, stand die Handlung der Geschichte fest. In Hohenlychen wurden von skrupellosen Ärzten, u. a. von Kurt Heißmeyer, medizinische Versuche an Menschen durchgeführt. Seine auf diesen Menschenversuchen basierende Habilitationsarbeit vergrub er in einer Zinkkiste auf dem Gelände der Anstalt.
Was beruht in Ihrem Krimi sonst noch auf wahren Begebenheiten?
Die amerikanischen Geheimdienste CIA und NSA, logisch. Auch die Spionage- und Abhörprogramme wie PRISM und XKeyscore gibt es und werden von den Geheimdiensten benutzt, um Telefonnetze und das Internet zu überwachen. Die Straßen und Plätze - auch in den USA - sind ebenfalls real.
Gibt es auch für die Protagonisten Vorbilder?
Neben den Ärzten von Hohenlychen oder Generalleutnant Wend von Wietersheim, dem letzten Kommandeur der 11. Panzerdivision, ist es vor allem Julia, für die es reelle Vorbilder gibt. Julias Leidenschaft ist das Schreiben eigener Geschichten, die sie im Eigenverlag veröffentlicht. Das machen auch Christina Schwarzfischer und Veronika Frisch aus Bad Kötzting. Ich habe Christina bei einer Lesung in Roding kennengelernt und war beeindruckt, mit welcher Hingabe sie ihre Geschichten lebt. Die beiden Frauen kümmern sich vom Coverlayout bis zum Verkauf um alles selbst. Ganz, wie Julia in "Bayerisch Tot".
Wie finden die beiden es, sich in Ihrem Roman wiederzufinden?
Ursprünglich hatte ich geplant, Christina namentlich zur Hauptfigur zu machen. Dann aber schien mir das doch nicht passend zu sein. Vorbild für die Julia zu sein, ist für Christina aber in Ordnung, zumal sie in der Geschichte auch so dargestellt wird, wie sie ist: eine sympathische junge Frau.
Bad Kötzting, Straubing, Regensburg, diese Städte erscheinen mit Echtnamen. Einzig Blaibach wird durch Kirchbach ersetzt. Warum?
Die erste Moritz-Buchmann-Geschichte "Der fünfte Junge" spielt überwiegend in Blaibach/Kirchbach. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich Bedenken, den Ort eindeutig zuzuordnen. Ähnlich erging es mir in "Osserblut", Lam wurde durch St. Ulrich ersetzt. Die Namen zu ändern, ist eine Möglichkeit, Personen zu beschreiben, ohne echte Menschen damit zu treffen. In größeren Orten tauchen diese in der Anonymität der Masse unter.
Wie schaffen Sie es, jedes Jahr einen Krimi zu verfassen?
Ein Vorteil ist, dass ich mir selbst keine Terminvorgaben mache. Falls ich mit einer Geschichte nicht fertig werde, erscheint sie eben ein Jahr später. Bei "Bayerisch Tot" ist es mir so ergangen. Abgabetermin für 2019 war Oktober 2018. Da ich das Manuskript erst im Dezember an den Verlag geschickt habe, erscheint das Buch erst jetzt. Ansonsten bin ich keiner, der am Stück fünf oder sechs Stunden schreiben kann. Eine oder zwei Stunden reichen nach einem stressigen Arbeitstag.
Noch nie etwas von Schreibblockade gehört?
Es gibt Zeiten, in denen man denkt, man hängt fest. Aber das ist eher selten. Der Plot einer Geschichte steht meist nach wenigen Tagen. Im Verlauf des Schreibprozesses kann sich dieser ändern. Im Augenblick besteht mein Problem eher darin, dass ich drei verschiedene Kriminalfälle mit Moritz im Kopf habe und mir die Zeit fehlt, sie in den Computer zu bringen.
Wohin geht die Reise für Moritz?
In "Keltenherz", so der nächste Titel, geht es um keltische Opfersteine, die in unserer Gegend zu finden sind. Was, wenn eine Gruppe Wanderer in so einem Keltenstein das Herz eines Menschen findet? Zwei Drittel dieses fünften Falles für Moritz sind schon geschrieben.
Sieben Lesungen waren geplant, alle mussten wegen der Pandemie abgesagt werden ...
Das Buch hat wirklich einen schwierigen Start. Zum einen waren die Buchhandlungen bis diese Woche geschlossen und hätte ich nicht die Unterstützung eines guten Freundes, der die Bücher im Kötztinger Edeka anbietet, würde wohl noch kaum jemand vom neuen Buchmann wissen. Ich hoffe, dass ich die Lesungen noch in diesem Jahr nachholen kann. Besonders würde ich mich auf eine Buchvorstellung auf der Burg Runding freuen ... Aber wie so vieles in diesen Tagen, hängt das von der weiteren Entwicklung der Corona-Lage ab.