Straubinger Autohaus zieht sich aus dem Standort Bad Kötzting zurück
Hirschvogel gibt sein "Paradepferd" auf
4. Mai 2020, 17:59 Uhr aktualisiert am 4. Mai 2020, 17:59 Uhr
Die Autostadt Bad Kötzting verliert ihren Stern: Nach fast 50 Jahren gibt das in Straubing ansässige Mercedes-Autohaus Hirschvogel seinen einstigen Vorzeige-Standort im Bayerischen Wald auf.
Die rund 20 Mitarbeiter der Niederlassung an der Lehmgasse haben ihre Kündigung bereits am Donnerstag erhalten. Entsprechende Informationen der Kötztinger Zeitung bestätigte am Montag die Geschäftsleitung der Hirschvogel-Zentrale in Straubing. Demnach soll die Schließung des Zweigbetriebs spätestens zum vierten Quartal 2020 wirksam werden.
"Stern-Stunde" 1997
Die Niederlassung wurde im September 1971 als einer der ersten Zweigbetriebe der Hirschvogel GmbH & Co. KG eröffnet. Mit der gleichzeitig in Regen stattgefundenen Neugründung wurde im Vorfeld der Gebietsreform sozusagen der Bayerische Wald erschlossen. Seither hat das Unternehmen vielfach in den neuen Standort investiert. Die mit Abstand größte Maßnahme war der Neubau des modernen Verkaufshauses 1997: Auf zwei Ebenen konnte das Autohaus fortan 20 bis 30 Neu- und Jahreswagen der verschiedensten Modelle und Ausstattungslinien angemessen präsentieren. Vor dem Hintergrund der damals eingegangenen Kooperation mit der Chamer Mercedes-Vertretung Scheuerer sprach Hirschvogel-Chef Dr. Anton Kilger bei der Einweihung nicht umsonst vom "Paradepferd der Zweigbetriebe".
Auch intern wurden laufend Maßnahmen zur Optimierung getroffen - bis hin zum neuen Bremsenprüfstand für Lkw 2019. "Wir haben alle Anstrengungen unternommen, um den Standort auf dem aktuellen Stand zu halten", heißt es in der gestern verbreiteten Mitteilung der Geschäftsleitung.
Nach größeren Investitionen in Passau hatte Hirschvogel vor zwei Jahren bereits den Standort Grafenau aufgegeben. Erste Anzeichen für einen Rückzug aus Bad Kötzting gab es 2019: Nach der Aufgabe der vorübergehend stark forcierten Kia-Vertretung hat Hirschvogel den Verkauf der Mercedes-Modelle wieder in den alten Räumen am Rande des Lager- und Werkstattgebäudes abgewickelt. Der Neubau von 1997 ist seither zur Vermietung ausgeschrieben.
"Keine Zukunft mehr"
Mit vielen zufriedenen Stammkunden war Bad Kötzting einmal eine feste Größe im Hause Hirschvogel. Der Rückzug wird jetzt mit Umsatzeinbrüchen und den Auswirkungen der Corona-Pandemie begründet. Neben Rückgängen im Serviceaufkommen würden die Anforderungen an das Kfz-Gewerbe immer höher, was sich auch in aufwendigeren und damit teureren Standards der Hersteller ausdrücke, so ein Unternehmenssprecher. Wörtlich heißt es in der gestern verbreiteten Pressemitteilung weiter: "Trotz der bereits erwähnten Investitionen und Einführung zusätzlicher Servicelinien erlauben die Corona-bedingten Umsatzeinbrüche und die daraus sich ergebenden langfristigen Auswirkungen auf die Kfz-Branche für Bad Kötzting kein zukunftsträchtiges Standortkonzept mehr."
Die 600 bis 700 Kunden aus dem Einzugsgebiet des Zweigbetriebs werden schon mal auf die benachbarten Standorte Cham und Regen verwiesen. Den Mitarbeitern indes bleibt wohl oder übel nur der Weg zum Arbeitsamt. Und eventuell die Hoffnung, bei steigendem Kräftebedarf nach Beendigung der Corona-Krise an einem der anderen Standorte unterzukommen.
Was mit der Hirschvogel-Immobilie an der Lehmgasse, einst Bad Kötztings Automeile, geschehen soll? Sie steht nach Auskunft der Geschäftsleitung zum Verkauf.