Mit 100 verstorben

Weltweite Trauer um früheren US-Präsidenten Jimmy Carter

Viele Staats- und Regierungschefs zeigen sich betroffen über den Tod des Ex-Präsidenten. Für sein Engagement - auch nach seiner Zeit im Weißen Haus - erhält er viel Respekt.


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Keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als Jimmy Carter. (Archivbild)

Von dpa

Staats- und Regierungschefs weltweit haben ihre Trauer über den Tod des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter bekundet. US-Präsident Joe Biden und sein designierter Nachfolger Donald Trump würdigten Carter als Mann, der das Leben vieler verbessert habe. Mit Mitgefühl und moralischer Klarheit habe er sich für die Ausrottung von Krankheiten, den Frieden, die Förderung von Bürger- und Menschenrechten, freie und faire Wahlen, Obdachlose und die Ärmsten eingesetzt, erklärte Biden.

Den Angaben seiner Stiftung zufolge starb Carter am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Plains im US-Bundesstaat Georgia im Kreise seiner Familie. Er hinterlässt vier Kinder, elf Enkelkinder und 14 Urenkel. "Mein Vater war ein Held - nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben", zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip. Geplant seien öffentliche Trauerfeiern in Atlanta und der US-Hauptstadt Washington. Das Empire State Building in New York wurde zu Ehren Carters in Rot, Weiß und Blau erleuchtet.

Biden würdigte Carter als einen "Mann mit großem Charakter und Mut, Hoffnung und Optimismus". In einer Stellungnahme schrieb er über Carter: "Er hat das Leben von Menschen auf der ganzen Welt gerettet, verbessert und verändert." Biden rief den 9. Januar zu einem nationalen Trauertag aus und ordnete an, die US-Flagge auf dem Weißen Haus sowie die Flaggen an allen Regierungsgebäuden, Militäreinrichtungen und Botschaften im Ausland für 30 Tage auf halbmast zu setzen. Er werde zudem ein Staatsbegräbnis anordnen, das in der Hauptstadt Washington stattfinden solle, erklärte Biden.

Wahl gegen Reagan verloren

Nach seiner ersten Amtsperiode von 1977 bis 1981 war der Demokrat Carter nicht wiedergewählt worden. Er verlor die Wahl damals gegen den Republikaner Ronald Reagan. Im Jahr 2002 wurde Carter für seinen "jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte" der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Carters Amtszeit wurde vor allem von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und durch die missglückte Befreiungsmission im Jahr darauf überschattet. Nach seinem Ausscheiden aus der Präsidentschaft gründete Carter gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Bis ins hohe Alter widmete er sich aktiv seinem humanitären Engagement.

Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident, und keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als er. Gut ein Jahr vor ihm starb seine Frau Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war.

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Mit 100 verstorben: Jimmy Carter. (Archivbild)

Letzte Jahre geprägt von Krankheit

Der Gesundheitszustand Carters war zuletzt schlecht. Im Februar 2023 brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege. Im November erfüllte er sich einen Wunsch und stimmte bei der US-Präsidentenwahl per Brief ab. Carter hatte Biden zuvor deutlich gemacht, die Demokratin Kamala Harris unterstützen zu wollen.

Carter hatte 2015 eine Krebserkrankung öffentlich gemacht, die er allerdings überwinden konnte. In den vergangenen Jahren war Carter wegen Stürzen mehrfach ins Krankenhaus gebracht worden. Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. "Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen", sagte er. "Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war."

Scholz und Macron würdigen Carter

Auch aus dem Ausland zollten viele Politiker dem 39. Präsident der Vereinigten Staaten, der von 1977 bis 1981 im Weißen Haus regierte, Respekt. "Zeit seines Lebens war Carter ein unerschütterlicher Verfechter der Rechte der Schwächsten", schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf X, die "USA verlieren einen engagierten Streiter für die Demokratie".

Aus Großbritannien meldete sich das Königshaus zu Wort. "Sein Engagement und seine Bescheidenheit waren für viele eine Inspiration", teilte König Charles III. mit. Der britische Premier Keir Starmer betonte, dass Carter die Zeit nach seiner Präsidentschaft neu definierte "mit einem bemerkenswerten Engagement für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte im In- und Ausland".

Würdigung als Friedensstifter

"Er widmete sein Leben der Förderung des Friedens in der Welt und der Verteidigung der Menschenrechte. Lasst uns heute daran erinnern: Frieden ist wichtig, und die Welt muss sich weiterhin geschlossen gegen diejenigen stellen, die diese Werte bedrohen", hieß es seitens des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi erinnerte an Carters Rolle beim Zustandekommen des Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel. "Sein humanitäres Engagement ist ein Beispiel für ein hohes Maß an Liebe, Frieden und Brüderlichkeit", schrieb er auf X.

Trump: Amerikaner sind Carter zu großem Dank verpflichtet
Auch Bidens designierter Nachfolger Donald Trump würdigte den Ex-Präsidenten. Carter habe in einer herausfordernden Zeit "alles in seiner Macht Stehende getan, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern". Dafür seien ihm alle zu großem Dank verpflichtet. Entgegen den Gepflogenheiten hatte Carter auch nachfolgende Präsidenten immer wieder kritisiert - auch den Republikaner Trump. Carter hatte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus immer wieder in die Politik eingemischt.

Der älteste noch lebende Nachfolger Carters ist jetzt der derzeitige Amtsinhaber Biden (20. November 1942), gefolgt von Donald Trump (14. Juni 1946), George W. Bush (6. Juli 1946), Bill Clinton (19. August 1946) und Barack Obama (4. August 1961).