Massenausbruch auf Gemüsehof
Söder: Konsequenzen aus Mamming nötig
27. Juli 2020, 10:30 Uhr aktualisiert am 27. Juli 2020, 19:06 Uhr
Am Nachmittag fordert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vom Bund eine Corona-Testpflicht für Urlaubsrückkehrer - am Abend ist sie da. Außerdem zieht der Freistaat Konsequenzen aus einem Corona-Massenausbruch in Niederbayern.
Reiserückkehrer aus Corona-Risikogebieten sollen sich künftig auf das Virus testen lassen müssen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, er werde "eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten anordnen".
Das dürfte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) freuen, der zuvor seine Forderung an den Bund nach einer solchen Test-Pflicht bekräftigt hatte. "Wir brauchen verpflichtende Tests an Flughäfen, unbedingt - und zwar so schnell wie möglich. Verpflichtend, aber auch kostenlos", sagte Söder am Montag in München. Zugleich richtet Bayern freiwillige Teststationen an mehreren Flughäfen und Hauptbahnhöfen und an drei Grenzübergängen zu Österreich auf den Autobahnen ein. Konsequenzen zieht die Staatsregierung auch aus der jüngsten Corona-Masseninfektion auf einem Gemüsehof in Mamming in Niederbayern.
Kostenlose Tests für Reiserückkehrer
Die Gefahr eines wachsenden Infektionsgeschehens durch viele Reisebewegungen in den Sommerferien müsse ernstgenommen werden, betonte Söder. "Wir machen uns weiter große Sorgen um den Urlaub." Bayern bereite bereits alles vor, um für die Pflicht-Tests vorbereitet zu sein.
"Wir müssen verhindern, dass Reiserückkehrer unbemerkt andere anstecken und so neue Infektionsketten auslösen", sagte Spahn. Die Tests sollen für die Reisenden kostenfrei sein. Die Bundesregierung rief die Bürger zu einem verantwortungsbewussten Handeln gerade auch im Urlaub auf, um die zuletzt gestiegenen Infektionszahlen wieder zu drücken.
An den Flughäfen München und Nürnberg gibt es bereits seit dem Wochenende Teststationen, an denen sich Reisende freiwillig und kostenlos auf den Corona-Erreger Sars-CoV-2 testen lassen können. 1500 Menschen haben dieses Angebot nach Angaben von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) schon angenommen.
Mit Blick auf die Urlaubssaison entstehen laut Söder außerdem freiwillige Teststationen auf den Autobahnen an den Grenzübergängen zu Österreich in Walserberg, Pocking und Kiefersfelden. Für Bahnreisende werden Teststellen an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg eingerichtet.
Risikogebiete auf dem Prüfstand
Söder empfahl, dass die Risikogebiete noch einmal neu regional überprüft werden sollten - auch in Europa. Jeder Urlauber solle außerdem mit Blick auf die gegenwärtige lokale Infektionsentwicklung genau abwägen, ob das geplante Reiseziel wirklich guten Gewissens besucht werden könne.
Nach der Corona-Masseninfektion auf einem Gemüsebauernhof in Mamming (Landkreis Dingolfing-Landau) kündigte der Ministerpräsident darüber hinaus höhere Strafen für Betriebe an und mahnte erneut ein strenges Einhalten der Infektionsschutzregeln an. Bei einer Reihenuntersuchung auf dem Hof waren am Wochenende mehr als 170 Erntehelfer positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden. Fast 500 Menschen stehen dort nun unter Quarantäne und dürfen den Betrieb nicht mehr verlassen.
Bei Verstößen gegen Hygieneauflagen werden demnach künftig 25.000 Euro statt bislang 5.000 Euro Bußgeld fällig. Weiter sollen während der Erntezeit landwirtschaftliche Betriebe in kürzeren Intervallen als bisher geprüft werden - dies sei Tag und Nacht unangemeldet möglich. Vorgesehen sind auch Corona-Tests für alle Saisonarbeiter in Bayern.
Söder: "Corona verzeiht keinen Leichtsinn"
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern begrüßte die Maßnahmen, forderte aber auch, nicht nur die Hygienebedingungen am Arbeitsplatz, sondern auch in den Unterkünften in den Fokus zu rücken. "Hier sind die Beschäftigten häufig auf engstem Raum untergebracht, die Hygienestandards sind absolut unzureichend und die Infektionsgefahr ist entsprechend hoch", kritisierte Matthias Jena, DGB-Chef in Bayern, laut Mitteilung.
Söder appellierte erneut an die Eigenverantwortung der Menschen in Bayern: "Corona verzeiht keinen Leichtsinn", sagte er. Unvernunft, mangelnde Vorsicht und zum Teil bewusste Verstöße gegen Regeln und Hygienekonzepte seien das Problem. "Corona kommt schleichend zurück, leider aber mit aller Macht." Mehr Vorsicht sei deswegen nicht nur bei Reiserückkehrern und in Betrieben, sondern auch im privaten Umfeld wie etwa bei Familienfeiern und Partygängern geboten.
Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen vom Montag (Stand 9.00 Uhr) waren bis dato 50 501 Menschen in Bayern positiv auf das neuartige Virus Sars-CoV-2 getestet worden. 2617 Menschen, die sich mit dem Erreger infiziert hatten, sind den Daten zufolge bislang im Freistaat gestorben. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen liegt bayernweit bei 5,02. Als kritisch gilt ein Wert von 50 oder mehr Infektionen in sieben Tagen auf 100 000 Einwohner einer kreisfreien Stadt oder eines Landkreises.