Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Immer wieder zerstören russische Raketen große Umspannwerke - und stürzen ganze Städte der Ukraine ins Dunkle. Mit einer speziellen Taktik will Kiew dem nun entgegenwirken. Die News im Überblick.


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Rettungskräfte beseitigen Trümmer eines nach ukrainischen Angaben von einer russischen Rakete zerstörten Wohnhauses in Pokrowsk.

Mit einer weiteren Angriffswelle hat Russland am Donnerstag wichtige Infrastrukturanlagen und andere Ziele in der Ukraine getroffen. Das Präsidialamt in Kiew berichtete von 36 Raketen und Marschflugkörpern in der Nacht. Medienberichten zufolge will die dortige Führung nun Teile der Energie-Infrastruktur in unterirdische Bunker verlagern und so vor Raketen schützen. Das Europaparlament forderte die 27 Mitgliedsstaaten der EU auf, die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine ernsthaft zu prüfen. Weitere Waffen für die Ukraine wird auch Thema der hochkarätig besetzten Sicherheitskonferenz in München sein, die an diesem Freitag beginnt.

"Leider gibt es Treffer im Norden, Westen und in den Gebieten Dnipropetrowsk und Kirowohrad", teilte der Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, nach den russischen Angriffen mit. Das russische Militär habe seine Taktik geändert und setze auch "falsche Ziele" zur Irreführung der Flugabwehr ein. Offen blieb, ob damit Raketen ohne Sprengkopf oder Ballons zur Täuschung des Radars gemeint waren. Die ukrainische Armeeführung zählte 16 abgefangene Raketen. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.

Behördenangaben zufolge gab es in Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk mindestens ein Todesopfer und mehrere Verletzte sowie Schäden an 50 Wohnhäusern und einem Industriebetrieb. Im westukrainischen Gebiet Lwiw hätten drei Raketen Infrastruktur beschädigt. Für Donnerstag oder Freitag kommender Woche erwartet der ukrainische Sicherheitsrat nach eigenen Angaben erneut einen massiven Raketenangriff. Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Angriffskriegs zum ersten Mal.

Seit Oktober setzt das russische Militär auf massive Raketenschläge gegen Umspannwerke und andere Einrichtungen der Strom- und Wasserversorgung in der Ukraine - sogenannte kritische Infrastruktur. In einem Pilotprojekt sollen nun zwei der insgesamt 90 großen Umspannwerke im Land bis zum Winter unter die Erde verlegt werden, wie die ukrainische "Forbes"-Ausgabe berichtet. Die Verlegung aller Anlagen nähme nach Schätzungen bis zu fünf Jahre in Anspruch und kostete Milliarden.

Aufseiten der Verbündeten sorgt derzeit vor allem die Waffenhilfe für Kiew für Diskussionen. "Die Ukraine muss nicht nur in der Lage sein, sich zu verteidigen, sondern auch die volle Kontrolle über ihr gesamtes international anerkanntes Territorium zurückerlangen", heißt es in einer Entschließung des EU-Parlaments. Zudem seien ernsthafte Überlegungen zur Lieferung von Hubschraubern, Raketensystemen und mehr Munition nötig. Die Abgeordneten forderten zudem die Aufnahme von Beitrittsgesprächen zwischen der EU und der Ukraine noch in diesem Jahr.

Das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) hält es für unwahrscheinlich, dass der Kreml in den kommenden Tagen größere Mobilmachungspläne oder andere militärische Initiativen bekanntgeben wird. Von einer Rede zur Nation, die Präsident Wladimir Putin am 21. Februar halten will, sei die Verkündung solcher Schritte eher nicht zu erwarten. An diesem Freitag beginnt in München die alljährliche Sicherheitskonferenz. Erwartet werden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Am 3. März ist Scholz dann zu Besuch bei US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus.

Nächste Woche bereits reist Biden nach Polen, das an die Ukraine grenzt. Biden plant dort neben Treffen mit Präsident Andrej Duda und Vertretern weiterer osteuropäischer Nato-Staaten eine Rede, in dem er der Ukraine einmal mehr langfristige Unterstützung zusichern will. Allein im vergangenen Jahr kamen rund 1,1 Millionen Menschen aus der Ukraine nach Deutschland. Abzüglich der zwischenzeitlichen Wegzüge ergebe sich eine Nettozuwanderung von 962 000 Menschen aus dem angegriffenen Land, teilte das Statistische Bundesamt mit.