Kriminalität
Zwei Mädchen auf Schulhof in Berlin-Neukölln niedergestochen
3. Mai 2023, 16:58 Uhr
Es muss ein furchtbarer Schock für Kinder und Erzieher auf dem Schulhof in Berlin-Neukölln gewesen sein. Noch Stunden nach der Gewalttat am Nachmittag sperrt die Polizei die Grundschule ab, überall hängen rot-weiße Bänder. Zwei Mädchen sollen auf dem Schulhof von einem Täter mit einem Messer angegriffen und niedergestochen worden sein.
Eines der beiden Mädchen, die sieben und acht Jahre alt sind, erlitt lebensgefährliche Verletzungen, das andere schwere, wie eine Polizeisprecherin sagte. Den mutmaßlichen Täter, einen 38-jährigen Mann, nahm die Polizei nahe dem Tatort fest.
Ob er die Kinder kannte und welche Motive es gab, war zunächst noch nicht bekannt. Komplizen hatte er nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung für Bildung nicht. "Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt", sagte eine Sprecherin von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) am Abend nach einem Besuch der Senatorin am Tatort. Es werde nicht von einer politisch oder religiös motivierten Tat ausgegangen.
"Die Hintergründe sind bislang unklar", twitterte die Polizei. Ob der Verdächtige die Mädchen kannte, sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte eine Sprecherin. Laut der Zeitung "B.Z." hatte er keine Beziehung zu seinen Opfern. Es gebe Hinweise auf eine psychische Krankheit, hieß es weiter. Beides wollte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Eine Mordkommission ermittelt.
Der Alarm ging bei der Polizei um 15.17 Uhr ein. Der Angreifer ging offenbar auf den Schulhof der Evangelischen Schule Neukölln an der Mainzer Straße. Dort ereignete sich nach Angaben der Polizei die Tat. Die Mädchen besuchten die Grundschule - bei schönstem Wetter mit Sonne und blauem Himmel dürften am Nachmittag noch viele Kinder, die nach dem Unterricht betreut wurden, draußen gespielt haben.
Die beiden verletzten Mädchen wurden von Rettungskräften ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei fasste den mutmaßlichen Täter. Auch das Messer wurde sichergestellt. Laut "B.Z." soll der Mann auf die Polizei gewartet haben.
Direkt nach der Tat durften die anderen Kinder das Schulgebäude noch nicht verlassen. Sie wurden betreut, aber die Polizei hatte das Gebäude zunächst vorsorglich geschlossen. Später dann wurden die Kinder aus einem anderen Ausgang der Schule nach draußen geführt, wo schon viele Eltern warteten. Die Polizei schrieb: "Die Schule wurde von unseren Kollegen durchsucht und alle anderen SchülerInnen wurden den Eltern übergeben."
Mehrere Rettungswagen und Polizeiautos standen da noch in den Straßen an der Schule, Polizisten mit Helmen waren auf und vor dem Schulgelände postiert. Schaulustige warteten vor den Absperrungen. Auch auf dem Schulhof war ein bestimmter Bereich abgesperrt.
Zu der Schule im eng mit Mietshäusern bebauten nördlichen Teil des großen Bezirks Neukölln gehören die Grundschule sowie eine Integrierte Sekundarschule und gymnasiale Oberstufe. Kinder der Klassen 1 bis 13 besuchen die Schule, Träger ist die evangelische Kirche. Die Schule reagierte bestürzt. "Die ganze Schulgemeinde ist tief betroffen und entsetzt", hieß es in einem Statement des Schulleiters auf der Internetseite. "Wir sind in unseren Gedanken und Gebeten bei den beiden Kindern und ihren Familien."
Berlins neuer Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) schrieb am Abend bei Twitter, er sei über diese "unfassbare Tat" erschüttert. "Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den beiden verletzten Mädchen." Er stehe im engen Austausch mit der Polizei, "die den Täter bereits in Gewahrsam genommen hat".
Auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger und der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel (beide SPD) reagierten tief betroffen. Bildungssenatorin Günther-Wünsch informierte sich vor Ort über die Lage. "Meine Gedanken sind bei den verletzten Kindern und ihren Familien", teilte sie mit. "Nun gilt es, den Vorfall genau aufzuklären und die polizeilichen Ermittlungen abzuwarten."
Laut der Bildungssenatorin Günther-Wünsch wird es am Donnerstag und Freitag keinen regulären Schulbetrieb geben. Zudem sollen die geplanten Prüfungen zum mittleren Schulabschluss nicht stattfinden.