33 Tiere erschossen

Tirol: Rotwild-Massaker wird zum Polit-Skandal


Die Tiere, die in Kaisers erschossen wurden.

Die Tiere, die in Kaisers erschossen wurden.

Von Katharina Federl

33 Tiere werden in Tirol abgeschossen - wegen TBC-Gefahr. Eine geplant "unbedarfte Aktion", sagt eine Expertin.

Tirol - Was im Februar in Kaisers in Österreich geschehen ist, hat weit über Tirols Grenzen hinaus für Entsetzen gesorgt. Die höchstgelegene Gemeinde (1530 m) Kaisers im Lechtal bei Reutte hat nun zur Pressekonferenz geladen, um einen "Politskandal" aufzudecken. Hintergrund sind die "skandalösen Vorgänge rund um die Massen-Tötung von 33 Hirschen und Rehen", so der Bürgermeister von Kaisers, Norbert Lorenz.

In seiner Gemeinde wurde von der Bezirksregierung ein 60 mal 50 Meter großes Tötungsgatter im Rahmen der TBC-Bekämpfung aufgebaut. Am Abend des 9. Februar begann das Drama: Etwa 45 Minuten sei auf das eingekesselte und panische Wild geballert worden. Nicht 20 Stück Rotwild, wie ursprünglich geplant, sondern 33 Tiere wurden zur Strecke gebracht.

"Das war Chaos pur und ein Gemetzel", so Lorenz. Die Tiere seien in die Zäune gesprungen und hätten Kieferbrüche und offene Verletzungen erlitten. Ein Kalb habe schwer verletzt noch gelebt. Das war laut Lorenz keine "schonende und tierschutzgerechte Entnahme", wie sich die Behörden gerechtfertigt hätten. Der Landesveterinär erklärte nachher, dass 33 tote Tiere zwar kein "schöner Anblick" seien, "aber die Aktion von erfahrenen Schützen hat nur wenige Minuten gedauert."

Wild-Massaker in Kaisers "muss strafrechtlich gewürdigt werden"

Da die Empörung über das Blutbad nicht abebbte und in den Tiroler Medien ein Kampf zwischen Landesregierung und den Tierschützern um Lorenz, selbst einmal Berufsjäger, tobte, ging dieser nun an die Öffentlichkeit.

Auch wer live via Internet zuschaute, wurde Zeuge davon, wie tief der Stachel gegenseitiger Vorwürfe sitzt. Während die Innsbrucker Behörden den schwarzen Peter bei der Seuchenbekämpfung nach Kaisers schieben, ist man dort über "sinnlose Keulungen" entsetzt.

Damit mehr Licht in das Dunkel kommt, wurde die Wildbiologin Christine Miller aus Rottach-Egern von den Bürgermeistern als Sachverständige mit einem Gutachten beauftragt. Ihr Fazit ist vernichtend. Es habe "eine Reihe von teilweise skandalösen Ungereimtheiten beim Vorgehen der Behörde und der anschließenden Behandlung in der Landesverwaltung gegeben." Die Aktion sei "unnötig und unbedarft" geplant gewesen. "Man wollte einfach ein Exempel statuieren." Dies würden auch die Stolperfallen zeigen, die man bewusst eingebaut habe, so Miller, "damit sich die Tiere in ihrer Panik ganz bestimmt die Haxen brechen."

Einzelne Behördenvertreter hätten sich wegen des Vergehens der Tierquälerei zu verantworten, so der beauftragte Rechtsanwalt der Bergdörfer, Markus Abwerzger, "daher muss dies strafrechtlich gewürdigt werden." Nächste Woche werde er Anzeige in Innsbruck erstatten.

Lesen Sie hier: Überfahrene Kätzchen in Altfraunhofen - Doch keine Tierquälerei