Kommentar

Netanjahu nach Holocaust-Äußerungen am Tiefpunkt


Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und sein perfides Weltbild.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und sein perfides Weltbild.

So war das also: Adolf Hitler hatte gar nicht vor, Juden zu vernichten. Er wollte sie lediglich ausweisen. Auf die perfide Idee mit dem Holocaust hat ihn erst ein Palästinenser gebracht. So weit das Weltbild des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu.

Wie tief kann das Niveau des politischen Diskurses im Nahen Osten eigentlich noch sinken? Zumindest auf israelischer Seite scheint mit Netanjahus Einlassungen ein neuer Tiefpunkt erreicht. Hitler quasi von der Schuld an einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte freizusprechen und die Verantwortung dafür bei den Palästinensern abzuladen, ist eine Relativierung des Holocausts und eine Verhöhnung seiner Opfer, die man von einem führenden israelischen Politiker eigentlich nicht erwarten würde, nicht einmal von einem notorischen Scharfmacher wie Benjamin Netanjahu.

Fairerweise muss man dazu sagen: Die palästinensische Seite hält sich - von den mörderischen Messer- und Schusswaffenangriffen einmal ganz abgesehen - mit Verbalattacken auf Israel, seine Repräsentanten und Juden im Allgemeinen auch nicht gerade nobel zurück. Ganz im Gegenteil: Wenn es nach den führenden palästinensischen Politikern geht, hat Israel kein Existenzrecht.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas selbst hat bereits im Vorwort seiner Doktorarbeit den Holocaust relativiert und die These aufgestellt, Zionisten hätten sich gegen das jüdische Volk verschworen und mit den Nazis zusammengearbeitet, um die Massenvernichtung auszuweiten.

Zusammenfassend: Laut Abbas sind die Zionisten mit schuld an der Judenvernichtung. Laut Netanjahu die Palästinenser. Absurder geht es kaum. Und doch wirft das ein recht treffendes Licht auf den Stand der Gesprächskultur zwischen Israelis und Palästinensern.

Hoffnung auf Verständigung gibt es angesichts der handelnden Personen also vorerst nicht. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel konnte bei ihrem Treffen mit Netanjahu gestern Abend erwartungsgemäß nichts dazu beitragen. Besser wäre gewesen, sie hätte den Termin mit Netanjahu nach dessen dummdreisten Holocaust-Äußerungen kurzfristig abgesagt. Damit er noch einmal in Ruhe nachdenken kann.