Umweltbundesamt
Immer weniger Mehrwegflaschen bei Getränken
18. September 2019, 13:27 Uhr aktualisiert am 18. September 2019, 13:27 Uhr
Per Gesetz ist eigentlich ein Mehrweganteil von 70 Prozent bei Getränken als Ziel vorgegeben. Doch dieser Wert wird deutlich verfehlt. Die meisten Getränke werden stattdessen in einem ganz anderen Behältnis abgefüllt.
In Zeiten, in denen ein steigendes und gesteigertes Bewusstsein rund um Umweltschutz-Fragen zu verzeichnen ist, überrascht die Meldung des Umweltbundesamtes (UBA) vom Mittwoch. Demnach sinkt der Mehrweganteil bei Getränken. Nur rund 42 Prozent aller Erfrischungen wurden im Jahr 2017 - das Jahr aus dem die aktuellsten Zahlen stammen - in Mehrwegflaschen abgefüllt. Der Anteil von Mehrwegflaschen lag damit 0,5 Prozentpunkte unter dem Wert des Jahres 2016. Damit liegt er deutlich unter dem im Verpackungsgesetz vorgegebenen Ziel von 70 Prozent. Bei der aktuellen Entwicklung scheint es sich nicht um einen kurzfristigen Effekt, sondern um einen längerfristigen Trend zu handeln. Denn der Anteil von Mehrweggetränkeverpackungen ist über die vergangenen Jahre kontinuierlich gesunken. 2010 lag er noch bei 48 Prozent.
Die meisten Getränke werden mittlerweile in Einwegkunststoffflaschen abgefüllt: Der Marktanteil liegt bei etwa 52 Prozent. Dosen erreichten einen Marktanteil von circa vier Prozent. Getränkekartons und Standbodenbeutel haben einen Anteil von etwa 1,5 Prozent. Einwegglasflaschen liegen in den pfandpflichtigen Getränkesegmenten bei deutlich unter einem Prozent.
Am Besten? Mehrweg aus der Region
Doch wie lassen sich diese Zahlen angesichts heutiger Umwelt-Sensibilitäten erklären? Ist es in der Praxis dann doch nicht so weit her mit dem Willen zum Naturschutz bei den Verbrauchern? Eindeutige Antworten für den kontinuierlichen Rückgang hat auch das UBA nicht parat. Es bleiben nur Vermutungen. Beispielsweise seien über die vergangenen Jahre verschiedene Mehrweg-Produkte großer Hersteller vom Markt genommen worden. Im Bierbereich sei ein Wiedererstarken der Dose zu verzeichnen.
Möglicherweise hat aber auch eine andere Entwicklung entsprechende Effekte: die Handhabung von Mehrweg-Flaschen ist nicht mehr so einfach wie noch vor Jahrzehnten. Denn es herrscht bei den Getränkeherstellern das Bestreben vor, ihre Produkte einzigartig zu machen - Markenbildung eben. Da gehört mittlerweile auch eine eigene Flasche für jedes Produkt dazu. Und diese Flaschen lassen sich dann möglicherweise wiederum nur bei bestimmten Händlern, die das Produkt führen, zurückgeben. Umständlich. Möglicherweise umständlicher als Einweg.
Maria Krautzberger, die Präsidentin des Umweltbundesamtes hat in Anbetracht der Zahlen alle Händler aufgefordert, möglichst viele Getränke in Mehrwegflaschen anzubieten. Da Getränkeabfälle mehr als ein Viertel der deutschen Verpackungsabfälle ausmachen, würde ein höherer Mehrweganteil den Verpackungsabfall deutlich reduzieren.
Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt bestätigt im Gespräch mit idowa: "Aus unserer Perspektive weisen Mehrwegflaschen aus Glas oder PET die beste Umweltbilanz auf. Besonders positiv ist die Bilanz dann, wenn es sich um regionale Anbieter handelt, da hier auch die Transportwege kurz sind."