"Die sind so süß!", ist eine natürliche Reaktion auf Strampler, Babyschuhe und kleine Kleidchen. Mein erster Kauf für meine Neffen war damals ein Paar Nike Air Jordan 8 in Babyversion. Babykleidung geht also nicht nur süß, sondern auch cool.

Nur wenige Jahre später mutiert das Klamotten-Shopping zur Zerreißprobe für zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagene elterliche Nerven. Aus kleinen Prinzessinnen, die zu jedem Lebenszeitpunkt rosa tragen möchten, werden Jugendliche in Manga-Optik mit Cargopants, die unentwegt irgendwelche Geräusche anhören, die sie vorsätzlich als Musik verkennen.

Shopping geht plötzlich am besten über Online-Plattformen. Regelmäßiger Besuch von Post- und Paketboten wird dann zum täglichen Rhythmus. Zauberhafte Päckchen mit 27 zur Auswahl stehenden Pullovern, die übrigens alle gleich aussehen, schmücken von da an das Wohnzimmer. Auf der Couch, den Tischen, den Regalen.

Familienmensch - die idowa-Familienkolumne gibt es auch zum Anhören:

Ärgerlich ist nur, dass die anprobierten Klamotten nicht mehr in die Folie und das Paket zurückgelegt werden. Stattdessen liegt "Cargo black" auf einer Verpackung mit der Beschriftung "Skater Rock A-Style" mitten in der Schuhschachtel von Winterstiefeln. Die Rücksortierung gestaltet sich schwierig, weil die vielen Zahlen auf dem Etikett nicht mehr einer Tasche zugeordnet werden können. Zudem weiß keiner mehr, welcher der 27 Pullis in schwarz eigentlich anthrazitgrau sein soll. Von der ökologischen Komponente ganz zu schweigen.

Ein Besuch in einer Boutique löst hier zuweilen wahre Wunder aus. "Das ist ja voll praktisch, man kann alles vorher anschauen und gleich anprobieren!", begeistern sich nun auch die Teenies.

"Ach was! So ist das, wenn das Notebook keine Rolle spielt beim Einkaufen", antworten die Eltern, doch die Kids sind schon wieder in einer Umkleide verschwunden. Man kann ihre Stimmen durch den Vorhang hören: "Weißt Du noch, zu welchem Kleid dieser Bügel gehörte?"

War ja klar.