Nahverkehr
Bus, Tram, Regionalzüge: Verkehrsunternehmen erhöhen Preise
12. Oktober 2015, 10:19 Uhr aktualisiert am 12. Oktober 2015, 10:19 Uhr
Nahverkehrskunden müssen bald wieder mehr für ihre Fahrscheine bezahlen. Die Energiepreise sind nicht der Grund.
Die tägliche Fahrt mit Bus und Bahnen wird auch in diesem Winter wieder teurer. Die großen Verkehrsverbunde verlangen für ihre Fahrscheine dann durchschnittlich zwischen gut 1,8 Prozent und 2,9 Prozent mehr, wie eine Auswertung der Deutschen Presse-Agentur ergab. Damit fällt die diesjährige Preisrunde im Nah- und Regionalverkehr zwar geringer aus als in den Vorjahren, was an gesunkenen Energiekosten liegt. Die Aufschläge liegen jedoch deutlich über der Inflationsrate.
Der Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen rechnet damit, dass die Fahrscheine durchschnittlich 2,4 Prozent teurer werden - nach 3,5 Prozent im Vorjahr. Gründe seien höhere Betriebs- und Personalkosten. Weil immer mehr Menschen in Busse und Bahnen steigen, müsse auch mehr Geld in neue Fahrzeuge und Infrastruktur investiert werden, hieß es.
Fernverkehrspreise steigen kaum
Fahrten im Fernverkehr werden dagegen kaum teurer: Angesichts starker Konkurrenz durch Busse und Billigflieger hält die Deutsche Bahn die Preise in ICE- und Intercity-Zügen weitgehend stabil. Im Regionalverkehr verlangt das Bundesunternehmen durchschnittlich 0,9 Prozent mehr; das betrifft jedoch nur etwa jeden fünften Kunden. Wer innerhalb von Verkehrsverbunden unterwegs ist, zahlt den Tarif, den die zugehörigen Kommunen festlegen.
Den geringsten Aufschlag gibt es hier in diesem Jahr in und um Berlin und Frankfurt. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg legt im Schnitt 1,84 Prozent drauf, der Rhein-Main-Verkehrsverbund 1,85 Prozent. Dass die Erhöhung meist schwächer ausfällt als in den Vorjahren liegt daran, dass sie oft auf Indizes beruht, die die Energiepreise für Strom und Diesel berücksichtigen.
Zum Beispiel die Hamburger Verkehrsbetriebe: Ihr Index folgt großteils den Verbraucherpreisen, zu gut einem Drittel fließen aber auch die Personalkosten ein, die Energiekosten gesondert noch zu gut acht Prozent. Höhere Löhne und Gehälter haben damit jedoch mehr Gewicht als der gefallene Dieselpreis. So ergibt sich ein Aufschlag von durchschnittlich 1,9 Prozent. Der Berliner Index berechnet sich über fünf Jahre - deshalb macht sich der gesunkene Ölpreis nur wenig bemerkbar.
In Stuttgart und Umgebung kosten Fahrscheine 2,5 Prozent mehr - auch hier vor allem um das dreiprozentige Lohnplus im öffentlichen Dienst aufzufangen, wie der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart mitteilte. Fahrgäste im Verbund Rhein-Sieg, dem Großraum Köln, müssen wie im Vorjahr noch einmal 2,8 Prozent mehr berappen. "Zugegeben, der Nahverkehr ist nicht billig", räumten die Verantwortlichen nach dem Beschluss ein. Auch München legt 2,8 Prozent drauf, in Düsseldorf und dem Ruhrgebiet sind es 2,9 Prozent.
Finanzspritze vom Bund
"Grundsätzlich gilt für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr der politische Auftrag der Kreise und Kommunen, die Nutzerfinanzierung des öffentlichen Verkehrs zu stärken", heißt es dort. Zu Deutsch: Fahrscheine werden teurer, damit Städte und Gemeinden weniger zuschießen müssen. Denn im bundesweiten Durchschnitt finanziert sich der Nahverkehr nach Branchenangaben nur zur Hälfte aus Fahrschein-Einnahmen, den Rest übernimmt die öffentliche Hand.
Vor wenigen Tagen hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass der regionale Bahnverkehr mehr Geld vom Bund bekommt. Die sogenannten Regionalisierungsmittel sollen 2016 auf acht Milliarden Euro steigen. Zudem soll der Zuschuss jährlich um 1,8 Prozent angehoben werden, um steigende Kosten für Trassen, Energie und Personal auszugleichen. Mit dem Geld, das aus der Mineralölsteuer stammt, können die Länder oder regionale Verkehrsverbunde Bahnlinien bestellen.