Umfrage der Woche
Buchstabieren mit Städten – wie finden Sie das?
17. August 2021, 12:47 Uhr aktualisiert am 17. August 2021, 13:21 Uhr
"A wie Anton", "I wie Ida" und "R wie Richard": Geht es nach einem neuen Plan des Deutschen Instituts für Normung (DIN), könnte es damit bald vorbei sein, denn dann soll mit Städte- statt Personennamen buchstabiert werden. Das DIN sagt, die bisherige Methode sei einfach nicht mehr zeitgemäß, auch bayerische Städte freuen sich - aber wie finden Sie das? Sagen Sie es uns!
Das DIN arbeitet schon seit vergangenem Herbst an den neuen Diktierregeln. Bislang werden in Deutschland zum Buchstabieren vor allem Vornamen ("D wie Dora", "E wie Emil") genutzt - und zwar 16 Männer- und nur sechs Frauennamen. "Das entspricht nicht der heutigen Lebensrealität", teilte das Institut mit. Es sei nicht möglich, alle relevanten ethnischen und religiösen Gruppen und dann auch noch geschlechtergerecht ausgewogen darzustellen. Städtenamen seien ein guter Kompromiss. In dem Entwurf setzt man vor allem auf Orte, die ein Autokennzeichen mit einem Buchstaben haben. Man habe versucht, westdeutsche und ostdeutsche Bundesländer ausgeglichen auszuwählen. Chemnitz, Görlitz, Jena und fünf weitere der 26 Städte vertreten die Bundesländer in Ostdeutschland.
Problematische Geschichte des Buchstabier-Alphabets
Auch einige bayerische Städte wurden in dem neuen Plan ausgewählt. So soll etwa Regensburg den Namen "Richard" ersetzen und Nürnberg den "Nordpol". Diese Wahl steht im Zusammenhang mit der in Teilen problematischen Geschichte des Buchstabier-Alphabets: Die Nationalsozialisten hatten 1934 alle jüdischen Namen daraus entfernt. Aus David wurde Dora, aus Nathan Nordpol, aus Samuel Siegfried. Zwar wurde die Tafel nach 1945 einige Male überarbeitet. Doch Nathan blieb bis heute draußen, Nordpol drin. Michael Blume, Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter, kritisierte dies und sprach von "Relikten aus der Zeit der Nationalsozialisten" im deutschen Buchstabier-Alphabet. Jetzt könnte Nürnberg den Nordpol ersetzen. Die Stadt teilte mit, gerade aus der Geschichte der Stadt heraus begrüße man den Vorstoß.
Bei "Eszett" und "Ypsilon" bleibt es weiterhin bei der einfachen Bezeichnung der Buchstaben. Die Umlaute heißen nicht mehr "Ärger", "Ökonom" und "Übermut", sondern Umlaut-A, Umlaut-O und Umlaut-U. Die Ende Juli vorgestellte Fassung mit den Ortsnamen ist ein Entwurf, Interessierte können sich noch mit Ideen und Kommentaren an das Deutsche Institut für Normung wenden. Die endgültige Fassung wird Mitte 2022 erwartet.
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