Wo die Keime lauern
9 Fehler, die fast jeder in der Küche macht
14. Oktober 2019, 12:30 Uhr aktualisiert am 14. Oktober 2019, 12:30 Uhr
Gerade dort, wo Speisen zubereitet werden, soll es sauber sein. Dennoch machen hier viele ein paar gravierende Fehler in Sachen Hygiene. AZ stellt vor, welche das sind und wie Sie sie vermeiden.
München - Die besten Partys finden in der Küche statt - leider nicht nur für Menschen. Denn auch Keime können es sich dort recht gut gehen lassen und sich nach Herzenslust austoben, weil wir sie unbewusst dort verteilen.
Wer denkt, der Schwamm geht schon noch ein paar Tage, die Nudel aus dem Abfluss lag da ja nur kurz oder das Fleisch wasche ich lieber noch mal ab, der begeht aber genau diese Fehler, die es Keimen besonders leicht machen. Darauf weist Roxanna Pelka, Reinigungsexpertin vom Online-Vermittlungsportal Helpling, hin. Doch sie hat Ratschläge, wie sich diese Fehler vermeiden lassen - und erklärt, dass es manchmal auch zu viel des Guten in Sachen Putzen gibt.
Bakterien in Tiefkühlkost
Wer kennt es nicht: Wenn es mal schnell gehen muss, lassen Sie Tiefgefrorenes bei Zimmertemperatur auftauen. Doch die Ungeduld kann ernste Folgen haben: Bakterien frieren ab einer Temperatur von -18 Grad lediglich ein. Taut man Fleisch nun bei Zimmertemperatur auf, erwachen die Bakterien wieder zum Leben und verdoppeln ihre Anzahl alle 20 Minuten aufgrund der Wärme.
Der Tipp von Reinigungsexpertin Roxanna Pelka: "Um das Bakterienwachstum zu verlangsamen, sollten Sie Ihre Lebensmittel ausschließlich im Kühlschrank auftauen."
Fleisch und Gemüse auf demselben Brett schneiden
Ein Brett, ein Messer, man schnibbelt so dahin, plaudert mit Freunden, die zum Kochen vorbeischauen: Da kann es schnell passieren, dass man die gleiche Unterlage sowohl fürs Fleisch als auch für Gemüse verwendet. Obacht!
Das ist laut Helpling "der Küchenhorror schlechthin", Stichwort Kreuzkontamination: Salmonellen und andere Keime können ungehindert auf Lebensmittel überspringen, die roh verspeist werden.
Der Tipp von Roxanna Pelka: "Benutzen Sie farbige Bretter, die Sie daran erinnern, Fleisch und Gemüse getrennt zuzubereiten. Grün steht für Gemüse, Rot für Fleisch. Waschen Sie außerdem die Bretter so heiß wie möglich mit Spülmittel ab und tauschen Sie sie alle zwölf Monate aus."
Essen, was schon ins Spülbecken gefallen ist
Wer hat nicht schon einmal ein Salatblatt oder eine Nudel aus dem Spülbecken gefischt und gegessen? "Wenn Sie danach ein Magengrummeln verspürt haben, ist das kein Wunder", sagen die Experten von Helpling. Denn laut deren Aussage tummeln sich in einer Küchenspüle bis zu 10.000 Bakterien - pro Quadratzentimeter. Drastischer Vergleich: Es wäre hygienischer, eine Tomate zu essen, die in eine Toilette gefallen wäre.
Der Tipp der Expertin: "Reinigen Sie Ihre Spüle einmal in der Woche intensiv mit Essigreiniger". Was einmal in die Spüle gefallen ist, sollte vor dem Essen immer gut mit heißem Wasser gespült werden.
Gefährliche Krankheitserreger in der Spülmaschine
Wer jeden Tag Geschirr spült, muss doch selbst auch sauber sein? Nein. Die Spülmaschine selbst wird deswegen oft vernachlässigt, hätte aber auch an sich Pflege nötig. In 96 Prozent aller Spülmaschinen befinden sich nämlich MRSA-Keime, so Helpling. Diese Bakterien sind unempfindlich gegenüber Antibiotika, was sie zu gefährlichen Krankheitserregern macht.
Der Tipp der Expertin: "Wischen Sie einmal im Monat das Innere der Maschine aus - vor allem in der Nähe der Gummidichtungen." Danach eine Tasse Essig ins Pulverfach schütten und die Maschine auf höchster Stufe im Leerlauf spülen lassen.
Rohes Fleisch vor der Zubereitung abwaschen
Es ist laut den Experten ein weit verbreiteter Irrglaube, dass rohes Fleisch vor dem Verzehr gewaschen werden soll. "Grundsätzlich ein richtiger Gedanke", meinen die Reinigungsexperten. Doch Achtung: Auf rohem Fleisch befinden sich unzählige Keime wie Salmonellen, die durch den Wasserstrahl und herumfliegende Tröpfchen erst recht verbreitet werden.
Der Tipp von Roxanna Pelka: Einfach sein lassen. Um alle Krankheitserreger abzutöten, reiche es aus, das Fleisch direkt in die Pfanne zu geben und gut durchzugaren.
Schwämme verwenden, bis sie zu stinken anfangen
Wer Reinigungsschwämme erst austauscht, wenn sie zu müffeln anfangen, ist zu spät dran. Schon nach einer Woche haben sich auf einem Quadratzentimeter des Schwammes zehn Millionen Bakterien gesammelt, warnen die Experten. Doch es gibt eine Alternative zum Austauschen.
Der Tipp von der Reinigungsexpertin: "Legen Sie den Schwamm für zwei Minuten auf höchster Stufe in Ihre Mikrowelle. So übersteht er eine weitere Woche im Einsatz. Achten Sie darauf, dass der Schwamm nass ist, damit er kein Feuer fängt."
Kühlschrank - Nährboden für Bakterien
Wenn nötig die Plastikfolie wegreißen und dann ab damit ins Gemüsefach? Ohne weiter darüber nachzudenken, legen wir nach dem Einkauf Gurke, Tomate und Brokkoli unverpackt ins Gemüsefach. "Damit bieten Sie den elf Millionen Keimen, die in einem Kühlschrank lauern, den perfekten Nährboden", sagen die Experten. Diese haben ein leichtes Spiel, sich auf der Oberfläche des Gemüses zu verteilen. Die Folge: Lebensmittel verderben schneller.
Der Tipp von Roxanna Pelka: "Legen Sie das Gemüse in ein Mehrwegnetz. Somit kann es atmen und wird vor Keimen geschützt. Und auch, wenn der Kühlschrank vermeintlich sauber aussieht: Putzen Sie ihn einmal im Monat mit Essigreiniger."
Teller aus Spülmaschine nochmal abtrocknen
Der Spülvorgang ist beendet, man öffnet den Geschirrspüler und - nachdem man kurz die Dampfwolke hat entweichen lassen - es geht los mit dem Aufräumen. Vorher werden Teller, Töpfe und Besteck freilich schnell trocken gerubbelt? Das ist falsch, warnen die Experten. Damit könnte man unbewusst gefährliche Keime verteilen. Laut einer Studie weisen 89 Prozent aller Geschirrtücher E.-coli-Bakterien auf, die Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen können.
Der Tipp von der Expertin: "Lassen Sie Ihr Geschirr bei geöffnetem Spüler eine Stunde trocknen. Wenn es schnell gehen soll und Sie trotzdem zum Handtuch greifen müssen, achten Sie darauf, dass Sie es alle drei Tage austauschen."
Krebs-Risiko durch entkalkte Kaffeemaschine
Zu guter Letzt eine beruhigende Nachricht: Ja, es gibt auch zuviel des Guten. Eine Studie habe gezeigt, dass Kaffeeautomaten durch das Entkalken Blei und Nickel abgeben. Die Aufnahme dieser Stoffe erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken.
Der Tipp von Reinigungsexpertin Pelka: "Entkalken Sie Ihre Maschine nur, wenn sie dies auch anzeigt oder einmal im Jahr. Verwenden Sie einen Kalklöser speziell für Kaffeemaschinen und spülen Sie den Wasserbehälter danach mehrmals mit frischem Wasser aus."
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