Kanarische Inseln/Spanien

Auf Augenhöhe mit den Wolken


Bei Sonnenschein bietet sich vom Pico de la Cruz ein wunderbarer Blick auf den Roque de los Muchachos.

Bei Sonnenschein bietet sich vom Pico de la Cruz ein wunderbarer Blick auf den Roque de los Muchachos.

Von Nikolaus Sieber

Sie liegt im Atlantik und ist die drittkleinste Insel des kanarischen Archipels. Übersichtlich auf der Karte, aber beeindruckend, wenn man vor den steil sich erhebenden Bergen steht, die die gesamte Insel beherrschen und La Palmas Landschaftsprofil prägen.

Eigentlich sind es Vulkane, die zu unterschiedlichen Zeiten ausbrachen. Der zweitjüngste von ihnen 1949. Liegt nicht allzu lange zurück, die Älteren der Inselbewohner erinnern sich noch. So manch einer musste um sein Häuschen bangen.

Selbst der Inselbesucher erkennt, wie kahle Lavazungen sich durch dichte Kiefernwälder schlängeln, dort wo der Lavastrom des Volcán de San Juan damals unvorhersehbar über alte bewaldete Berghänge auf der Westseite der Cumbre Vieja (deutsch: Alte Bergkette) hinweg zog und gnadenlos alles unter sich begrub, was im Weg stand. Und schließlich dem Gelände neue Formen und neues Aussehen verlieh. Vorerst einheitlich schwarz-grau und kahl. Wie in Hawaii, gibt es auch hier neben der geschmeidigeren Pahoehoe-Lava auch die scharfkantige Pahoehoe-Lava, über die man auf keinen Fall laufen mag. Das alles kann der Besucher schön in natura beobachten auf dem Lavafeld bei Las Manchas, mit der Besonderheit, dass sich hier auch noch eine Lavaröhre gebildet hat. "Lavaröhren entstehen, wenn die Oberfläche bereits erstarrt ist und die darunter flüssige Lava noch weiter abfließt" erklärt der Speläologe Octavio Fernández. Überraschend groß im Durchmesser offenbart sich die Cueva de las Palomas. Nur in Begleitung des Speläologen durchläuft man die 280 Meter unter Tage. Helm und Stirnlampe und viel Interessantes über Lava, Vulkanismus und Höhlenforschung sind inklusive.

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Im Bergdorf Tosca geht es durch einen Drachenbaumhain.

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Ein Methusalem von einem Drachenbaum bei Buracas.

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In der Cueva de las Palomas erfährt der Besucher viel über Vulkanismus und Höhlenforschung.

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In der Cueva de las Palomas erfährt der Besucher viel über Vulkanismus und Höhlenforschung.

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Im Bergdorf Tosca geht es durch einen Drachenbaumhain.

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Ein Methusalem von einem Drachenbaum bei Buracas.

Durch einmalige Natur

Lebendiger und schöner ist es an der Oberfläche. Auf engstem Raum konkurrieren La Palmas Vielfalt und dessen Kontraste. Von tiefschwarzen Sandstränden geht es hinauf zu den höchsten Bergen. Unentwegt offenbart die Insel ihren vulkanischen Ursprung, ein Paradies für Naturliebhaber. Genau ihrer einmaligen Natur wegen, hat die UNESCO die gesamte Insel 2002 zum Biosphärenreservat erklärt.

Kurve um Kurve auf über 35 Kilometern - von der an der Ostküste gelegenen Inselhauptstadt Santa Cruz - schraubt sich die Bergstraße abwechslungsreich und spektakulär hinauf, durch fünf Klimazonen hindurch. Ebenso wechseln auch die Vegetationszonen bis hoch oben aufs Dach der Insel. Dort genießt der Urlauber staubfreie Luft, die noch frei ist von störenden Lichteinflüssen. Deswegen bieten sich dort ideale Bedingungen für Himmelforschungen. Vierzehn Teleskope stehen den Astrophysikern zur Verfügung. Das größte davon, das Gran Telescopio Canarias, ist gleichzeitig das größte Spiegelteleskop der Welt. Am Tag werden Besucherführungen angeboten. Nachts erscheint beim Blick ins Universum, wenn am dunklen Firmament abertausende Sterne glitzern, der Himmel zum Greifen nahe.

Mit 2.426 Metern ist der Roque de los Muchachos die höchste Erhebung auf dem Eiland. Ein Fußweg führt zum Naturbalkon am Gipfel. Hoch über den Wolken schweifen atemberaubende Blicke über tausend Meter tief hinab in die Abgründe der Schlucht. Mit einem Umfang von 28 Kilometern ist die Caldera de Taburiente einer der größten Erosionskrater der Welt und seit 1954 Nationalpark. An dessen Außenrand entlang führt der Weitwanderweg GR-131 und überquert die gesamte Insel. Da die Gipfel üblicherweise über der Wolkendecke liegen, ist er stets ein sonnenverwöhnter Traumpfad von Grat zu Grat. Unterhalb des Pico de la Cruz wird ein astronomischer Aussichtspunkt erreicht.

Jede Gemeinde hat solch einen Mirador astronómico eingerichtet, jeweils mit einer Infotafel zur Bestimmung der Himmelskörper. Spezifisch für die Insel ist die Wetterteilung. Verantwortlich dafür sind die hohen Bergketten in der Inselmitte. Stets faszinierend zu beobachten, wenn das Wolkenmeer über den Kamm der Cumbre Nueva (deutsch: Neue Bergkette) schwappt. Ist es wolkig und regnerisch auf der Ostseite, so verhält es sich meist sonnig und trocken ab Ende des Tunnels auf der Straße, die Santa Cruz de La Palma mit Los Llanos de Aridane verbindet. Ein Stopp im nahegelegenen Besucherzentrum in El Paso lohnt: Ein Miniaturmodell der Insel und die Ausstellung über den Nationalpark schaffen klare Übersicht.

Vom Winde verweht

Barlovento heißt "starker Wind" und ist ein Ort in der Nordostecke, wo der Passat unvermindert auf La Palma trifft. Hier zieht der Inselrundweg GR-130 vorbei, der zweite Fernwanderweg der Insel. Das Teilstück vom Mirador la Tosca nach Franceses verkörpert das sehenswert Typische des Nordens: Wunderbar leuchtend grüne Landschaften gehen Hand in Hand mit der Steilküste, Schlucht für Schlucht wird durchwandert, darunter der imposante Barranco de Gallegos. Drachenbäume, vereinzelt oder in Hainen, strecken sich gen Himmel. Wer die teilweise Jahrtausende alten Dragos in beeindruckenderer Größe erleben möchte, wandert weiter gen Westen, nach Buracas.

Während der Wanderung sollte man unbedingt auf die Vögel achten: Der im blauschwarz glänzenden Gefieder und mit dem auffallend roten, gebogenen Schnabel ist die Graja, der Inselvogel schlechthin. Die Rotschnabelsaatkrähe ist eine Unterart der Alpenkrähe und kommt auf den Kanaren nur noch auf La Palma vor. Sie als Symbol der Natur ins Inselwappen aufzunehmen, wäre fast naheliegend.

Weitere Informationen

Anreise: Mehrere Airlines fliegen die Insel an. Von vielen deutschen Flughäfen beträgt die Flugzeit rund fünf Stunden.

Essen und Trinken: Restaurant "El Jardín de la Sal" in Fuencaliente bei den Salinen im Süden der Insel; Restaurant "El Campensino" in Barlovento im Norden der Insel; Gastro-Bar "El Duende del Fuego" in Los Llanos im Westen La Palmas

Unterkunftstipp: Hotel "H10 Taburiente Playa" am Sandstrand in Los Cancajos;

Höhlenbesichtigung: www.canaryliveexperience.com/speleology

Auskunft: Inseltourismusamt La Palma unter www.visitlapalma.es/de