Festspielwerkstatt

„Z“ von Minas Borboudakis in der Reithalle 


Der Leib ist tot, der Geist lebt weiter. Szene aus der Kammeroper "Z" in der Reithalle.

Der Leib ist tot, der Geist lebt weiter. Szene aus der Kammeroper "Z" in der Reithalle.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Festspielwerkstatt: Die Kammeroper "Z" von Minas Borboudakis in der Reithalle

Am Ende darf die Hauptfigur als Untoter einer machtvollen Demonstration zuschauen und über die Bitterorangenernte im Frühjahr schwafeln. Es ist das verschlissenste Klischee jeder politischen Erlösungsromantik von ganz links bis ganz rechts: Der altböse Feind hat den Helden umgebracht, aber seine Idee triumphiert in den Herzen der Massen.

Natürlich geschieht das - wie bei jedem Kitsch - auch in Minas Borboudakis' Kammeroper "Z" in der edelsten Absicht. Hier soll ein Pazifist und Edelmensch verherrlicht werden. Die Vorlage, der bekannte Politthriller von Constantin Costa-Gavras aus dem Jahr 1969, endet sarkastisch (und auch künstlerisch überzeugender) mit der Aufzählung gesellschaftlicher Einschränkungen in einer reaktionären Militärdiktatur, die nicht verhindert werden kann.

"Z" in der Reithalle.

"Z" in der Reithalle.

Ohnehin schreit dieser Stoff mit seinen geschliffenen Wortgefechten nicht gerade nach dem Musiktheater. Das scheint auch der Komponist geahnt zu haben: Es wird viel gesprochen, und das kleine, sehr farbige Orchester untermalt alles scharf und trocken. Emotionen verbreiten nur die (unsäglichen) Szenen der trauernden Witwe.

Zum Gähnen

Leider hat Borboudakis die schon im Film plakative Handlung zum Holzschnitt vereinfacht. Oder in ein Passionsspiel schlichtester Art. Denn der pazifistische Politiker unterscheidet sich von Jesus Christus allenfalls durch den Familienstand. Seine Gattin ist auch mehr raunende Seele als Frau, die Widersacher allesamt Deppen, die ein Kasperltheater vor Scham erröten ließe. Das leider aktuelle Thema der Unterwanderung der Polizei durch umsturzlüsterne Rechte wird auf diese Weise verschenkt.

Die Inszenierung von Kevin Barz bespielt die Reithalle mit einem quergelegten Steg und projiziert Bilder des 1963 ermordeten griechischen Politikers Grigoris Lambrakis.

Da zeigt es sich, dass manche Stoffe ungern reisen. In Athen, wo die Oper bereits im Frühjahr zu sehen war, mag diese finstere Episode der neueren griechischen Geschichte andere Emotionen auslösen. Hierzulande kommt man trotz der kraftvollen und farbigen Musik um ein Gähnen nicht herum, das erst bei dem unsäglichen Schluss dem Staunen weicht.

Wieder heute sowie am 3., 5. und 6. Juli um 20 Uhr in der Reithalle, Heßstraße, 132. Karten unter Telefon 2185 1920