Kultur

Mehr Kooperationen wagen

Anton Biebl stellt die neuen Leiterinnen der Musiktheater-Biennale im Kulturreferat vor


Manuela Kerer und Katrin Beck (links) leiten künftig die Münchener Musiktheater-Biennale.

Manuela Kerer und Katrin Beck (links) leiten künftig die Münchener Musiktheater-Biennale.

Von Robert Braunmüller

Es ist ein Ritual, neu gewonnene künstlerische Leiter nach Vertragsabschluss der Presse vorzustellen. Die fragt dann ebenso rituell nach konkreten Projekten für die Zukunft, und ebenso rituell ist dann die unverbindliche Antwort: Genaueres könne man erst dann sagen, wenn's in drei Jahren richtig losginge.

Und das hat auch was Wahres: 2026 werden Manuela Kerer und Katrin Beck ihre erste Münchener Musiktheater-Biennale leiten. Davor verabschieden sich noch Manos Tsangaris und Daniel Ott mit der Biennale von 2024. Das Duo geht nicht im Zorn: Sie ließen durch den städtischen Kulturreferenten Anton Biebl ihre Glückwünsche für die "zukunftsweisende Entscheidung" ausrichten und bedankten sich für das ihnen entgegengebrachte Vertrauen.

Die aus Südtirol stammende Komponistin Kehrer und die schon länger für die Biennale im künstlerischen Betriebsbüro tätige Kulturmanagerin Beck betonten bei ihrer Vorstellung im Kulturreferat mehrmals, die Biennale werde ein Uraufführungsfestival für Musiktheater bleiben. Angestrebt sei eine stärkere Vernetzung mit der örtlichen freien Musikszene sowie Schwerpunkte bei der Musikvermittlung.

Weil Kehrer und Beck natürlich wissen, dass bei solchen Worten leicht der Beigeschmack von Provinzialisierung aufkommt, betonten sie im gleichen Atemzug die weiterhin angestrebte Internationalität der Biennale und eine maximale ästhetische Offenheit. Auch die rituelle Verbeugung vor dem Biennale-Gründer Hans Werner Henze fehlte nicht.

Problem aller schönen Ankündigungen bleibt der wacklige Etat. Er bleibt gleich, bei 2,56 Millionen. Weil er schon seit Jahren nicht mehr erhöht wurde, bedeutet dies angesichts steigender Kosten eine erhebliche Kürzung. Ott und Tsangaris mussten für 2024 bereits eine Produktion streichen - um, wie Biebl etwas schönfärberisch sagt, die "künstlerische Qualität zu erhalten".

Im Vergleich zu den rückblickend üppigen Etats der erfolgreichen und bis heute vorbildhaften Ära von Hans Werner Henze und seines ebenfalls glücklichen Nachfolgers Peter Ruzicka erlaubt das keine großen Sprünge. Die damaligen Erfolge hallen bis heute nach. Allerdings entsprechen die damals üblichen großformatigen Literaturvertonungen heute nicht mehr dem ästhetischen Zeitgeist, so dass im Glücksfall tatsächlich billiger produziert werden kann.

Biebl versuchte, den sich aufdrängenden Eindruck einer Sparmaßnahme unter Verweis auf Details der Stadtratsvorlage zu entkräften: Einnahmen aus dem Kartenverkauf blieben der Biennale, es gebe Ausgleichszahlungen bei den Mieten für die Spielstätten und weitere Stabilisierungsmittel.

Auch Kooperationen mit der bisher an der Biennale unbeteiligten Staatsoper und dem Gärtnerplatztheater scheinen denkbar. Kehrer und Beck zeigten sich offen. Allerdings verteidigten die bisherigen Intendanten der staatlichen Opernhäuser ihre Spielplanautonomie mit gefletschten Zähnen, und bei der Staatsoper tendierte das Rahmenprogramm der Opernfestspiele in der Reithalle.

Biebl betonte, dass er mit Serge Dorny rede, der gegenwärtig bei seinem "Ja Mai!"-Festival Kammeropern nachspiele und in diesem Rahmen keine Uraufführungen plane. Trotzdem bleibt die eigentlich naheliegende, bisher aber so gut wie nie erfolgte Zusammenarbeit der Biennale mit den örtlichen Musiktheatern eine Baustelle.

Überraschenderweise war die künstlerische Leitung der Musiktheater-Biennale - im Unterschied zum städtischen Dance-Festival - nicht öffentlich und international ausgeschrieben. Biebl begründete das schlüssig mit der notwendigen Spezialisierung, weil die Biennale im Unterschied zu den anderen Festival der Stadt keine Gastspiele einlädt, sondern Auftragswerke vergibt.

Auf die Frage, ob sich 2024 vielleicht doch der Carl-Orff-Saal im leerstehenden Gasteig als Spielstätte nutzen ließe, regierte der Kulturreferent mit Abwehr: Die Zwischennutzung laufe aus guten Gründen nur bis Ende 2023. Erst dann könne man sie möglicherweise verlängern. Man vergesse bei dieser Debatte öfter, dass der Bau nicht grundlos geschlossen sei und das Ende seiner Nutzungszeit erreicht habe.

Auf die Frage nach der Mitwirkung örtlicher Orchester und Ensembles wie dem Münchnener Kammerorchester reagierten Kerer und Beck freundlich, aber auch erwartbar unkonkret. Dafür mag es tatsächlich zu früh sein. Die beiden Leiterinnen haben drei Jahre Zeit, ihre erste Biennale vorzubereiten. Das ist angesichts der Produktionsbedingungen im Musiktheater gerade noch so im Rahmen, wenn die beauftragten Komponistinnen und Komponisten noch an diesem Wochenende das Notenpapier aus der Schublade holen und mit der Arbeit beginnen.