Kultur

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Die Münchener Biennale für Neues Musiktheater wird künftig von Manuela Kerer und Katrin Beck geleitet


Manuela Kerer (links) und Katrin Beck leiten künftig die Münchener Musiktheater-Biennale.

Manuela Kerer (links) und Katrin Beck leiten künftig die Münchener Musiktheater-Biennale.

Von Robert Braunmüller

Beide Akteurinnen sind für diesen Spagat bestens qualifiziert und vernetzt", sagt Katrin Habenschaden über die künftige Leitung der Münchener Biennale für Neues Musiktheater. Den zu leistenden "Spagat" beschreibt Münchens Kulturbürgermeisterin so: "Mit dem neuen Leitungsduo Manuela Kerer und Katrin Beck wollen wir das internationale Profil des Festivals fortführen und die Öffnung und Verankerung in der Stadtgesellschaft ausbauen."

Kerer und Beck folgen Daniel Ott und Manos Tsangaris nach, die 2016 Peter Ruzicka nachfolgten. Ott und Tsangaris werden auch noch die Biennale von 2024 verantworten. Diese Entscheidung traf der Münchner Stadtrat. Die von Hans Werner Henze gegründete Münchener Biennale wird seit 1986 von der Landeshauptstadt München veranstaltet. Sie ist das weltweit einzige internationale Uraufführungs-Festival für neues Musiktheater.

Die Italienerin Manuela Kerer ist Komponistin, promovierte Juristin und Psychologin. Ihre Werke werden bei Festivals wie Ultraschall Berlin, Wien Modern, im Seoul Art Center, Kampnagel Hamburg, der Accademia Filarmonica Romana aufgeführt und sind vielfach ausgezeichnet. 2018 wurde ihre Musikperformance "Leuchtturmprojekt" vom Münchener Kammerorchester im Werksviertel uraufgeführt - mit einem Finale auf einem der Dächer.

Kerer lehrt am Konservatorium in Bozen und lebt mit ihrer Familie in Brixen. Katrin Beck leitet seit 2016 das künstlerische Betriebsbüro der Münchener Biennale und verantwortet die Musikvermittlung des Münchener Kammerorchesters. Sie gilt als hervorragende Organisatorin und Kennerin der Szene.

Das neue Leitungsteam will laut einer Mitteilung der Biennals "die künstlerische Innovationskraft musiktheatraler Neuproduktionen weiter ausbauen". Man wolle im Sinne Hans Werner Henzes weiterhin das Fenster zur Welt aufmachen, zitiert die Mitteilung Katrin Beck. "Wir werden insgesamt viel Raum für Interdisziplinarität, Experiment, Qualität und Fantasie schaffen und das internationale Fach- wie auch das Münchner Publikum ansprechen", ergänzt Kerer laut der Mitteilung.

Kern- und Angelpunkt ist - wie immer - das Geld. In den letzten Jahren sind Musiktheaterproduktionen teurer geworden. Ott und Tsangaris setzten stärker auf Klangkunst, was immer den Beigeschmack von Sparmaßnahme hatte. Viele ihrer Produktionen fanden in sehr kleinem Rahmen statt, die örtliche Vernetzung blieb ebenso entwicklungsfähig wie die überregionale Strahlkraft.

Werden Beck und Kerer diesen leisen Abstieg ins Provinzielle umkehren können? Das hängt auch davon ab, ob der Etat des Festivals erlaubt, weiter Produktionen mit Orchestern in Auftrag zu geben. Eine Chance verdient das neu Duo unbedingt, und die Entscheidung wurde früh genug getroffen, um das Festival von 2026 noch halbwegs ordentlich vorzubereiten.