Weniger Insolvenzverfahren in Bayern
In diesen Landkreisen gab es 2020 die meisten Insolvenzen
4. Februar 2021, 12:37 Uhr aktualisiert am 10. Februar 2021, 7:53 Uhr
Die Anzahl der Insolvenzverfahren in Bayern ging im Jahr 2020 deutlich zurück. Das hat hauptsächlich einen Grund.
Im Jahr 2020 wurden bei den bayerischen Gerichten insgesamt 2.172 Unternehmensinsolvenzen beantragt. Im Vergleich zum Vorjahr wurden damit über 17 Prozent weniger beantragt. Bei den beantragten Insolvenzen der übrigen Schuldner, also etwa Privatpersonen, verzeichneten die Gerichte im Jahr 2020 insgesamt 6.159 Verfahren - ein Rückgang um über 27 Prozent. Nachdem die Zahl der beantragten Insolvenzen von Unternehmen von April bis September kontinuierlich zurückgegangen war, zeichnete sich im Oktober allerdings eine Trendumkehr ab, die bis zum Jahresende anhielt. Ob sich den Trend fortsetzt, bleibt zu sehen. Das Statistische Landesamt führt an, dass das Insolvenzgeschehen ein "Spätindikator der Konjunktur" sei. Eine wirtschaftlich schwierige Lage schlage erst mit einiger zeitlicher Verzögerung auf die Unternehmen durch. Dies könnte nun vermehrt der Fall sein, da sich Deutschland im vierten Monat des Lockdowns befindet.
Zur Begründung für den Rückgang bei den Insolvenzverfahren weist das Statistische Landesamt auf die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht hin. Normalerweise muss ein Insolvenzantrag spätestens drei Wochen nach Eintritt eines Insolvenzgrunds wie Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit gestellt werden. Für Unternehmen, die wegen der Corona-Pandemie überschuldet, aber nicht zahlungsunfähig sind, war diese Pflicht im Frühjahr jedoch ausgesetzt worden - zunächst bis September, dann wurde sie immer wieder verlängert. Aktuell gilt diese Ausnahmeregelung noch mindestens bis in den April. Falls ein Unternehmen oder ein Verbraucher doch Insolvenz anmelden muss, winkt künftig ein beschleunigter Neuanfang. Sie werden schneller als bisher von den Restschulden befreit, damit sie rasch wieder am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilnehmen können. Künftig dauert das Verfahren zur Restschuldbefreiung beim ersten Mal nur noch drei statt der derzeit üblichen sechs Jahre. Eine solche Verkürzung war bisher nur möglich, wenn die Schuldner alle Verfahrenskosten und 35 Prozent der Forderungen der Gläubiger beglichen hatten. Diese Voraussetzungen fallen nun weg.
Insolvenzverfahren in Ostbayern - die Lage in den Landkreisen
In Ostbayern ist in fast allen Kreisen und Städten die Anzahl der Insolvenzverfahren im Vergleich zu 2019 rückläufig - Ausnahmen sind hier Amberg-Sulzbach mit einem leichten Zuwachs und Neustadt an der Waldnaab, wo sich die Anzahl nicht verändert hat. Den höchsten Rückgang gegenüber dem Vorjahr hat der Landkreis Regen zu verzeichnen, wo sich die Fallzahlen nahezu halbiert haben.
Die meisten Verfahren in absoluten Zahlen gab es 2020 im Landkreis Freising mit 144, am wenigsten Insolvenzverfahren wurden mit 26 im Landkreis Regen verzeichnet. Die Stadt Straubing (58) sowie der Landkreis Straubing-Bogen (62) liegen im Mittelfeld, ähnlich wie Cham (59) sowie die Stadt Landshut (48) und der Landkreis Landshut (75).