Zukunft

Zehn Forderungen damit die Welt nicht untergeht

Acht Jugendliche, darunter die Straubingerin Sarah Hadj Ammar scheiben ein Buch für eine bessere Zukunft


Der Plan entsteht: Die Autoren bei einem der vielen Treffen.

Der Plan entsteht: Die Autoren bei einem der vielen Treffen.

Zehn konkrete Forderungen, acht junge Menschen, ein radikales Buch. Mit "Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen", wollen die Autoren die Notbremse vor einer katastrophalen Zukunft ziehen. Eine der Autorinnen: Sarah aus Straubing.

Sarah ist gerade schwer zu erreichen. Sie pendelt zwischen Uni und Buch. Zwischen Würzburg und Berlin. Zwischen Alltag und Wahnsinn. "Es ist sehr aufregend", sagt sie.

Sarah Hadj Ammar ist 20 Jahre alt und kommt aus Straubing. Seit Montag ist sie offiziell Autorin. Co-Autorin des Buches "Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen". Zusammen mit sieben jungen Menschen des Jugendrats der Generationenstiftung (siehe rechts) hat sie dieses Buch geschrieben. Und Buch klingt eigentlich zu harmlos. Denn was sich auf den 250 Seiten findet, ist ein Plan. Ein Plan für die Zukunft. Er ist radikal neu.

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Vor über 400 Menschen haben die Autoren ihr Buch und diesen Plan am Montag in Berlin präsentiert. Auf dem Rückweg entdeckt Sarah ihr Buch an vielen Bahnhöfen, "super verrückt".

Sarah hat ihren Blick geweitet: "Wir müssen weiterdenken"

Das Klima beschäftigt Sarah schon lange. Mit elf Jahren beginnt sie, sich für mehr Klimaschutz einzusetzen. "Mir ist im Laufe der Zeit bewusst geworden, wie schlimm es wirklich ist", sagt sie. Sie spricht beim Klima nicht mehr von einem Wandel. Sondern von einer Krise.

Sarahs Engagement startet damals bei "Plant for the Planet". Ein Projekt, das Bäume gegen den Klimawandel pflanzt. Sie ist dort immer noch, hat ihren Blick aber geweitet. "Die Klimakrise muss jetzt mit größter Dringlichkeit angegangen werden", sagt die 20-Jährige, erkennt aber auch: "Wir müssen weiterdenken. Wenn wir in einer lebenswerten Zukunft leben wollen, müssen wir auch andere Dinge umstellen." Im Jahr 2019 ist so ein Ansatz neu. Radikal neu. Genau wie das Buch.

Die Idee dazu wird im Februar im Jugendrat konkret. Die Mitglieder haben es satt, immer nur gehört zu werden, "wenn es gerade passt", blickt Sarah zurück. Sie ist wütend, aber auch enttäuscht. Und sie hat Angst. Um ihre Zukunft und die der kommenden Generationen. "Das ist sehr aufwühlend", sagt sie. "Es ist aber gleichzeitig auch so schön zu sehen, wie viele Leute bereit sind, sich für das einzusetzen, was ihnen wichtig ist."

Das tut auch der Jugendrat. Mit einem offenen Brief bei Zeit Campus, der die Elterngeneration anklagt, testen die Autoren, wie das Thema ankommt. 700 Kommentare sind das Ergebnis. Aus dem Brief wird ein Entwurf, zwei Wochen später haben sie eine Agentur und einen Verlag.

In zwei Monaten schreiben die Autoren das Buch - radikal kurz

Sie beginnen zu recherchieren. Lesen Bücher. Durchstöbern Zeitungsartikel. Widmen sich wissenschaftlichen Arbeiten. Sprechen mit Experten. Diskutieren untereinander. Feilen an Formulierungen. Präsentieren Wissenschaftlern ihre Erkenntnisse. Legen Nachtschichten ein. Und schreiben in zwei Monaten das Buch. Radikal schnell. Sarah sagt: "Jetzt ist einfach der Zeitpunkt dafür. Jetzt entsteht das Bewusstsein, dass es eine Krise gibt."

Das Buch ist eine Bestandsaufnahme. Die Autoren fragen sich: Wie geht der aktuelle Weg weiter? Und wollen wir das wirklich? Sie zeigen, wie es anders gehen kann. Ihre Forderungen bündeln die Kritik junger Menschen der vergangenen Monate. Von Greta bis Rezo.

"Deutschland hat eine Vorbildfunktion", sagt Sarah

Die Autoren wollen damit die Grundsteine für morgen legen. Sie denken nicht nur an sich. Es geht auch um die Altersarmut von Rentnern. "Wenn sich Jung und Alt zusammentun - und das wollen wir - dann haben wir unglaubliches Potenzial", sagt Sarah. Die Aussage des Buches lässt sich mit einem Zitat daraus gut zusammenfassen: "Wir trauen uns, jetzt die Fragen zu stellen, die schon lange im Raum stehen. Wir fordern Antworten."

Wie zuversichtlich ist Sarah, dass das gelingt? "Deutschland hat eine Vorbildfunktion. Wir müssen mutig voranschreiten." Sie bricht kurz ab. "Das bewegt mich gerade sehr. Wirtschaftliche Interessen können nicht der Grundsatz sein. Das funktioniert vielleicht für die nächsten 20 Jahre ... Das ist so absurd, ich kann nicht nachvollziehen, dass Konzerne so weitermachen dürfen, wenn dabei Ökosysteme zerstört und Menschen ausgebeutet werden und es nur dazu beiträgt, dass es allen schlechter geht. Da muss man doch eingreifen!"

Die Autoren fordern, radikal anders zu denken. Das ist ihre Lösung. Und gleichzeitig "eine Einladung zum Dialog". "Wem unser Plan nicht gefällt, soll seinen zeigen", sagt Sarah. "Dieser muss aber genauso dafür sorgen, dass es in Zukunft allen gut geht." Es ist Zeit, darüber zu reden.