Werbung in eigener Sache
Was Schulabgänger bei der Bewerbung beachten müssen
21. Januar 2014, 14:51 Uhr aktualisiert am 21. Januar 2014, 14:51 Uhr
Lange vor den eigentlichen Abschlussprüfungen in der Schule stehen künftige Schulabgänger vor einer noch größeren Herausforderung: die Suche nach dem perfekten Ausbildungsplatz. Wer weiß, in welchem Berufszweig er später arbeiten will, hat schon viel gewonnen. Dann gilt es, den Personalchef von sich zu überzeugen. Die schriftliche Bewerbung ist dabei eine Art Visitenkarte der eigenen Person, also Werbung für sich selbst. Silke Buchner und Rupert Glaser, Bewerbungstrainer bei der AOK Gesundheitskasse in Straubing und Cham, zeigen, welche Schritte vor der eigentlichen Bewerbung notwendig sind und wie man sich den Firmenchefs am besten "verkauft".
Für das Ausbildungsjahr 2014 sind die meisten Stellen - vor allem bei großen Firmen - schon vergeben, weiß Rupert Glaser. "In der Regel fallen die Entscheidungen schon im Dezember des Vorjahres. Bei manchen Firmen schon im August oder September." Deshalb rät der Experte, sich möglichst früh Gedanken über den späteren Job zu machen. "In den Sommerferien vor dem letzten Schuljahr sollten die Bewerber spätestens aktiv werden und Praktika machen, um zu wissen, in welcher Branche sie arbeiten wollen", empfiehlt Glaser. Ist dann bereits der passende Betrieb dabei, können Bewerber auch schon während der Praktikumszeit nachfragen, ob im kommenden Jahr Auszubildende eingestellt werden und wann der Bewerbungsschluss ist. Der persönliche Kontakt zum potenziellen Arbeitgeber sei für Glaser immer noch der beste.
Wer diesen Kontakt zu seiner Wunschfirma noch nicht hat, kann mit einem Gespräch vor der Bewerbung punkten - indem er persönlich oder am Telefon wichtige Eckdaten erfragt. Bewerbungstrainerin Silke Buchner warnt aber davor, überflüssige Fragen zu stellen: "Bevor ich bei einer Firma anrufe, muss ich mich unbedingt umfassend über die Arbeitssituation dort informieren. Zum Beispiel: Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen? Welche Produkte stellen sie her? Wie viele Standorte gibt es? Alles, was ich über das Internet, über Bekannte, Broschüren oder die Zeitung erfahren kann, sollte ich nicht nachfragen." Sinnvolle Fragen seien aber - sofern es nicht in der Stellenanzeige angeben ist - an wen die Bewerbung adressiert werden soll, ob die Auszubildenden während ihrer Lehrzeit mehrere Abteilungen durchlaufen oder ob Chancen auf eine Übernahme nach der Ausbildung bestehen.
Mehrere Unternehmen anschreiben
Erst wer alle wichtigen Informationen über die Firma recherchiert hat, kann die Bewerbung schreiben. "Der Arbeitgeber liest aus den Unterlagen heraus, ob der Bewerber informiert ist oder ob er eine Standard-Mappe verschickt", warnt Silke Buchner. "Obwohl man mehrere Bewerbungen auf einmal wegschickt, sollte jede für sich einzigartig sein und zum Arbeitgeber passen." Unterschiedliche Unternehmen anzuschreiben, sei dabei nicht nur erlaubt, sondern zwingend notwendig. "Das ist sogar sehr wichtig", findet die Expertin. "Jeder hat überall nur eine Chance. Wenn es bei der einen Firma nicht gereicht hat, braucht jeder Schulabgänger mehrere Möglichkeiten."
Perfekte Bewerbungen gibt es nicht
Welcher Teil der Bewerbung für den Firmenchef ausschlaggebend ist, können die Bewerbungstrainer nicht beantworten. "Die perfekte Bewerbung gibt es nicht", findet Rupert Glaser. "Jeder Chef setzt andere Schwerpunkte. Es ist immer eine Einzelfallentscheidung." Auch Silke Buchner betont, dass jeder Teil der Bewerbung - ob Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse oder Vorstellungsgespräch - nur als Ganzes wirkt. "Die Persönlichkeit spielt dabei noch die größte Rolle. Doch um zum Gespräch eingeladen zu werden, muss schon die schriftliche Bewerbung überzeugen."
Wer übrigens nicht den richtigen Schulabschluss für die Stelle mitbringt, kann trotzdem sein Glück bei der Firma versuchen, findet Silke Buchner. "Oft werden höhere Anforderungen gestellt, die nicht den Tatsachen entsprechen. Es kann aber auch passieren, dass die Bewerbung gar nicht angenommen wird, wenn der Abschluss nicht passt. Das hängt von der Firma ab. Ich rate allen, sich trotzdem zu trauen - auch wenn man nicht alle Kriterien erfüllt", meint die Expertin.
Wenn die Bewerbung beim Unternehmen eingegangen ist, bekommt der Bewerber in der Regel eine Bestätigung und einen Hinweis, wie lange er sich bis zur Entscheidung gedulden muss. Bekommt man keine Antwort, ist es laut Silke Buchner durchaus legitim, nach etwa drei bis vier Wochen nachzufragen, wie der Stand der Dinge ist. "Dabei geht es schließlich um die eigene Zukunft. Da muss man Bescheid wissen. Solange der Ton freundlich bleibt, zeigt das auch, wie konsequent man ist."