Ein Jahr später

Vor der Abiturprüfung positiv denken


Ein Jahr nach dem Abi: Jessica Hirtreiter aus Schwarzach studiert Wirtschaftsinformatik an der Technischen Hochschule in Deggendorf. (Fotos: privat)

Ein Jahr nach dem Abi: Jessica Hirtreiter aus Schwarzach studiert Wirtschaftsinformatik an der Technischen Hochschule in Deggendorf. (Fotos: privat)

Ein Jahr ist es jetzt her. Ich bin mit Freunden in der Sporthalle des Veit-Höser-Gymnasiums in Bogen zu unserer vorerst letzten großen Prüfung angetreten: dem Abitur. Am Freitag - ein Jahr später - beginnen wieder die Abiturprüfungen in Bayern. Ich habe nach meinem Abschluss in der Jugendredaktion des Straubinger Tagblatts angefangen. Aber was ist aus meinen Freunden geworden?

Ich treffe mich mit Jessica aus Schwarzach. Mit ihr habe ich zum Beispiel die letzten zwei Schuljahre in Chemie und Mathe bestritten. Jessica ist 19 Jahre alt und studiert jetzt Wirtschaftsinformatik an der technischen Hochschule in Deggendorf (THD). Warum? "Informatik hat mir in der Schule schon immer Spaß gemacht, aber reine Informatik wäre mir zu trocken. Deswegen wollte ich ein Zwischending", sagt sie. Und das war die richtige Entscheidung, betont sie. Das Studium mache ihr Spaß, man sei viel selbstständiger als in der Schule. "Ich werde nicht gezwungen, hinzugehen. Und für das Studium sucht man sich ja etwas aus, das einen wirklich interessiert", meint Jessica. Das Einzige, was sie bisher vermisst, sind ihre Freunde, die sie im Gymnasium fast täglich gesehen hat. "Der Kontakt ist doch ziemlich abgerissen", findet sie.

Als wir auf unsere Abiturprüfung zu sprechen kommen, erinnert sich Jessica sofort: "Ich hatte viele Selbstzweifel, ich hab' mir oft eingeredet, dass ich es nicht schaffe", erzählt sie. Sie sagt, sie habe kurz vor jeder Prüfung überlegt, was sie noch weiß. "Alles war weg, bis das Blatt vor mir lag."

Ablenkung ist die beste Medizin

In den Wochen vor unserem schriftlichen Deutschabitur hat sie sich abgelenkt. "Ich habe regelmäßig Tennis gespielt und so getan, als wäre nichts", erzählt sie. Ablenkung war für sie vor allem am Tag vor der Prüfung die beste Medizin. "Und man sollte unbedingt positiv denken und nicht zu sehr an sich zweifeln", rät sie den diesjährigen Abiturienten. Außerdem kann man sich auf die Zeit danach freuen. "Man feiert mit Freunden und beginnt einen neuen Lebensabschnitt", sagt Jessica. Wir beide erinnern uns gerne an diese unbeschwerte Zeit.

Für Rebekka begann die Zeit nach dem Abitur erst mal mit einem Nebenjob, erzählt sie mir bei unserem Telefonat. Ich kann sie leider nicht persönlich treffen, denn die 18-Jährige ist nach dem Abitur nach Jena an die Friedrich-Schiller-Universität gegangen. "Ich studiere dort Jura, weil die juristische Faktultät in Jena einen sehr guten Ruf hat", sagt sie. "Außerdem muss ich im fünften Semester einen Schwerpunkt wählen und da hat die Uni in Jena eine gute Auswahl." Anfangs war der Abstand zu ihrer Familie und ihrer Heimat Elisabethszell groß, aber im vergangenen Jahr hat sich das eingependelt. "Ich habe oft auch so viel zu tun, dass ich keine Zeit für Heimweh habe", erzählt sie.

Vor dem Abitur erging es ihr anders als Jessica: "Ich habe mich bis zum letzten Tag vorher in mein Zimmer verkrochen und gelernt", erzählt Rebekka. Ihre Eltern seien dabei jederzeit für sie da gewesen und haben ihr den Rücken gestärkt. Richtig aufgeregt war die 18-Jährige nicht. "Ich war mir eigentlich vor jeder Prüfung sicher, dass ich es kann. Nur vor Mathe habe ich etwas gezittert", sagt sie. Für die Abiturprüfung schwört Rebekka auf genug Essen und viel Trinken. "Dann kann man immer, wenn man gerade eine Flaute hat, etwas essen." Sie selbst hatte unter anderem Müsliriegel und Traubenzucker dabei. Und sie rät: "Entweder es geht schief oder es klappt. Jedem sollte bewusst sein, dass sich später niemand mehr für den Abiturschnitt interessiert."

Ich frage beide schließlich, ob sie mit ihren Entscheidungen für die Zeit nach dem Abitur zufrieden sind. Die Antwort lautet: Ja. Und auch für mich gilt das. Es war richtig, nach dem Abitur in der Jugendredaktion des Verlages anzufangen. Ich habe mich für das entschieden, was mir Spaß macht und es nicht bereut.

Ich plaudere mit beiden noch ein bisschen über die "alten" Zeiten. Irgendwie vermisse ich meine Schulzeit schon. Denn genau diese Gespräche fehlen mir.

Ein Jahr nach dem Abi: Rebekka Götz (links) aus Elisabethszell studiert Jura in Jena. (Foto: Julia Hofmann)

Ein Jahr nach dem Abi: Rebekka Götz (links) aus Elisabethszell studiert Jura in Jena. (Foto: Julia Hofmann)