Junge Kirche
Prayerfestival – Religion feiern
24. Mai 2018, 10:50 Uhr aktualisiert am 24. Mai 2018, 10:50 Uhr
Immer mehr junge Katholiken sind begeistert von Gebetskreisen und Prayerfestivals. Warum das so ist, haben uns Sabrina, Katharina, Christina und Lukas erklärt.
Der Glaube gehört zu ihrem Alltag. Sie reden darüber, lesen in der Bibel, besuchen Gottesdienste. Sabrina, Katharina, Christina und Lukas. Vier junge Menschen aus unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Freunden. Als sie sich in der Freistunde-Redaktion zum ersten Mal begegnen, merkt man, dass sie eine Sache eng verbindet: Sie sind katholisch. Jedoch nicht verkrampft und demütig, sondern offen und aufmerksam. Sie kommen sofort ins Gespräch, erzählen von ihren Erfahrungen im Gebetshaus Augsburg und bei Gebetskreisen. Stefan Meyer, erster Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung Straubing, hat sie zusammengebracht. Er kennt sie von Treffen im Gebetshaus Augsburg.
Die Angebote des Ehepaars Jutta und Johannes Hartl, einem katholischen Theologen, finden alle einzigartig. Denn sie waren öfter auf der Mehr-Konferenz, einem Event mit über 11.000 Teilnehmern aus verschiedenen Glaubensrichtungen. "Hier wird nicht von oben herab gepredigt", sagt Sabrina. Katharina ergänzt: "Wir hören spannende Vorträge, in denen Referenten berichten, wie Bibeltexte in unser Leben wirken. Wir singen Lieder, die mitreißen." Das Gebetshaus Augsburg bietet auch Live-Streams sowie Beten rund um die Uhr in einem speziellen Raum.
Unter www.gebetshaus.org ist zu lesen: Es zählt nur der Blick auf Gott, der hier erfahrbar ist.
Christina Wurm (19) aus Straßkirchen, Lukas Gahleitner (19) aus Wels in Österreich, Sabrina Albrecht (16) aus Altenthann und Katharina Schmid (16) aus Arrach (von links) in der Freistunde-Redaktion. Foto: Florian Wende
"Den Glauben gut rüberbringen"
Wie steht das Bistum Augsburg zu der Einrichtung, die sich seit 2005 als geistliches Zentrum sieht und besonders junge Menschen ansprechen will? Man habe das Gebetshaus prüfen lassen, heißt es in einer Erklärung. Dort werde nichts verkündet, was im Gegensatz zur Lehre der katholischen Kirche stehe. Ein Bischöflicher Beauftragter begleitet den Verein Gebetshaus. Katharina, Sabrina, Lukas und Christina kritisieren die Amtskirche nicht. Aber sie wünschen sich mehr Priester, die "den Glauben gut rüberbringen". Viele ihrer Freunde sind nicht gläubig. "Manchmal gibt es blöde Kommentare", sagt Katharina. "Aber ich bin doch nicht uncool, weil ich katholisch bin." Auf der Suche nach Gott haben die Vier ihre Kraftquellen gefunden. Lukas ist sich sicher: "Es braucht Orte, an denen man Gott begegnen kann. Das muss nicht eine traditionelle Kirche sein."
Gebetskreis und Nightfever
"Ich verstehe den Gebetskreis als Ergänzung zum Traditionsglauben," sagt Christina Wurm. Mit ihrer Familie lädt sie regelmäßig zu Gebetskreisen ein. Im Wohnzimmer versammeln sich Freunde und Gäste, um zu beten und ihre Anliegen vor Gott zu bringen. Zur Ruhe kommen, über die Botschaft Jesu nachdenken, singen und darüber sprechen - daraus schöpft Christina Kraft.
Wie läuft ein Gebetskreis ab? Es gibt keine Regeln. Zu Beginn beten die Teilnehmer ein Gesätz aus dem Rosenkranz, also eine Gebetsfolge daraus. Dann folgen Lobpreis (gesungenes Gebet) und ein Impulsvortrag. Das kann ein Bibeltext oder ein geistlicher Text sein. Darüber tauschen sich die Mitwirkenden aus und erläutern, was die Worte für sie bedeuten. Mit Fürbitten und Lobpreis endet der Kreis. Christina lacht und ergänzt: "Bei Essen und Trinken sitzen wir noch lange zusammen." Eine andere Form ist das Nightfever. Es findet regelmäßig in Regensburg statt, ist Teil einer internationalen Initiative von jungen Christen in der katholischen Kirche. Mit Kerzen laden die Organisatoren abends zum Mitbeten in eine Kirche ein.
Termine unter www.nightfever.org.
Prayerfestival
Die Idee zu einem Prayerfestival hatte Ernest Williams aus England. Er war 1989 beim Weltjugendtag in Santiago de Compostela. Dort rief Papst Johannes Paul II. die Jugend der Welt zur Neuevangelisierung auf. Junge Menschen sollten sich Gedanken machen, wie sie das Evangelium an Gleichaltrige weitergeben können. Ein Jahr später veranstaltete Ernest Williams das erste Jugendfestival in Medjugorje (Bosnien und Herzegowina). Seit 2002 finden in der Diözese Regensburg Prayerfestivals statt.
Die Gruppe Jugend 2000 betreut die Aktionen. Das nächste Festival ist vom 26. bis 28. Oktober 2018 in Leiblfing im Landkreis Straubing-Bogen. Gebet, Diskussion und Sport Ein Prayerfestival ist ein offenes Glaubenswochenende. Das Allerheiligste wird 40 Stunden lang ausgesetzt für die Anbetung. "Wir starten mit einem Lobpreiskonzert, dann feiern wir Heilige Messe. Am nächsten Tag sind Impulsvorträge, Gesprächskreise, Speed-Datings und Workshops zu bibelbezogenen Themen. Zum Beispiel: Wer ist Jesus Christus, was bedeutet er in meinem Leben?", erklärt Josef Irl, Leiter von Jugend 2000 in der Diözese Regensburg.
Josef Irl ist 28 Jahre alt, Lehrer an der FOS/BOS Kelheim und Leiter von Jugend 2000 in der Diözese Regensburg. Foto: privat
In der Gemeinschaft wollen die Organisatoren "etwas Zeitgemäßes bieten, das das Herz berührt." Das Format stehe nicht in Konkurrenz zu anderen Glaubensangeboten. Oft berichten Ordensangehörige bei den Veranstaltungen über ihr Leben und Wirken in einem Kloster. Daneben diskutieren die Teilnehmer über Beziehungsthemen, Liebe und Sexualität. Fußball und andere Sportangebote lockern auf. Rund 400 junge Menschen kommen zu einem Prayerfestival in der Diözese Regensburg.
Die Teilnahme inklusive Verpflegung und Unterkunft ist kostenlos. Wer spenden will, kann das tun. Alle übernachten in Klassenzimmern. Gemeinde und Landjugend helfen mit. Die Diözese unterstützt die Veranstaltung mit fünf Euro pro Teilnehmer und Tag. Josef Irl engagiert sich seit 13 Jahren bei Jugend 2000. Grund war der Weltjugendtag in Köln. Dort hat er eine tiefe Glaubenserfahrung gemacht: "Es war meine Initialzündung. Ich weiß nun, der Herrgott ist da. Das möchte ich weitertragen."
Mehr Infos gibt es unter www.jugend2000.org.