[Frei]stunde!

„Mein Kind war wie eine kleine Schwester für mich“


Patricia hat eine kleine Tochter: Selina-Sophie. (Foto: Tanja Pfeffer)

Patricia hat eine kleine Tochter: Selina-Sophie. (Foto: Tanja Pfeffer)

Von Redaktion idowa

Wie ein einziger unachtsamer Moment das Leben verändern kann, hat Patricia aus Straubing vor knapp zwei Jahren gemerkt. Die damals 16-Jährige ist schwanger geworden und hat im Oktober 2010 ihre Tochter Selina-Sophie zur Welt gebracht. Für Patricia war nichts mehr wie vorher. Sie musste Partys und Alkohol gegen Babygeschrei und Milchflasche tauschen. So früh schwanger zu sein, hat sie zunächst überfordert - im vergangenen Jahr aber hat sie sich mehr und mehr in ihre Mamarolle eingefunden.

Heute ist Patricia 19 Jahre alt. Wenn sie von ihrer Tochter Selina-Sophie spricht, strahlen ihre braunen Augen und sie sagt als erstes: "Ich bereue gar nichts. Ich bin sehr froh, meine Kleine bekommen zu haben." Ihre Einstellung habe sich vor allem im Laufe des letzten Jahres geändert. "Anfangs hatte ich keine Beziehung zu Selina-Sophie", erinnert sie sich. "Sie war für mich eher eine kleine Schwester." Die Zeit während der Schwangerschaft und auch das erste Jahr habe sie nicht wirklich realisiert, dass das "Würmchen", wie sie ihre Tochter liebevoll nennt, wirklich da ist. Auch über eine Abtreibung hat die 19-Jährige nachgedacht. Ihre Freunde haben sie aber immer unterstützt und ihr Mut gemacht. "Jetzt aber habe ich Verantwortung für mein Kind übernommen und dabei bleibe ich", sagt sie heute überzeugt.

Mehr als ein Schock

Auch der Vater des Kindes musste sich erst mit der Situation arrangieren. Patricia und er waren etwa ein halbes Jahr ein Paar, als sie erfahren haben, dass sie ein Kind erwarten. "Dass wir geschockt waren, wäre untertrieben", erzählt sie. "Aber er hat die ganze Schwangerschaft zu mir gehalten." Die Beziehung ist mittlerweile in die Brüche gegangen. "Wir sind aber noch Freunde", sagt sie. Dass Selina-Sophies Eltern nicht wie andere Familien zusammenleben und sie nur die Mama täglich sieht, ist der knapp Zweijährigen erst vor Kurzem bewusst geworden. "Bei ihren Freundinnen auf dem Spielplatz ist das anders. Jetzt fragt sie ständig nach Papa."

Ob sich Patricias Tochter im vergangenen Jahr verändert hat? Auf jeden Fall. Wir haben jetzt eine viel engere Beziehung und meine Tochter ist sehr selbstständig geworden", sagt Patricia. Selina-Sophie weiß genau, was sie will. "Sie bringt neue Windeln, wenn sie gewickelt werden will, oder ihren Schlafsack, wenn sie schlafen will", sagt Patricia schmunzelnd. "Und wehe wenn ich ihr nicht die Schuhe anziehe, die sie möchte." Das junge Mädchen habe nämlich einen Schuhtick. Und auch die Vorliebe für rosafarbene Kleidungsstücke haben Mutter und Tochter gemeinsam. "Sie trägt nur Hello-Kitty-Sachen und will auch nichts anderes anziehen."

Das letzte Jahr war für Patricia und Selina-Sophie voll von vielen ersten Malen: Das erste Mal "Mama"-Sagen, die ersten Gehversuche, der erste Geburtstag mit eigenem Kuchen und Geschenken und das erste Mal Planschen im Pool. "Es ist so schön, zu sehen wie sie sich entwickelt", schwärmt die junge Mutter. Um ihr viel bieten zu können, strengt sich Patricia auch in der Schule wieder mehr an. Früher habe sie das schleifen lassen. Jetzt will sie nach der Mittleren Reife noch an der Fachoberschule Straubing das Abitur nachholen. "Ich möchte für meine Tochter auf eigenen Beinen stehen, ihr kaufen können, was sie möchte, und vor allem eine eigene Wohnung haben", sagt Patricia.

Eltern helfen mit

Dankbar ist Patricia vor allem ihren Eltern. Sie helfen ihr, wo sie können, und entlasten ihre Tochter auch mal von den Mutterpflichten. "Einmal am Wochenende kann ich nun endlich wieder weggehen und mich mit Freunden treffen", sagt Patricia. "Da passen meine Eltern auf." Selina-Sophie scheint das nicht zu stören. "Sie weiß, dass ich immer wiederkomme."

Von Tanja Pfeffer