„Bin ich denn ein Hase?“
Marina Kräh (15) aus Bogen lebte eine Woche vegan
24. August 2014, 16:39 Uhr aktualisiert am 24. August 2014, 16:39 Uhr
Es ist 18 Uhr und ich esse gerade mit meinen Eltern zu Abend. Neben mir duftet es herrlich nach Pizza mit Salami. Leider ist das aber nicht meine, denn ich darf mich an einer Karotte erfreuen. In diesem Moment taucht nur eine Frage in meinem Kopf auf: Bin ich denn ein Hase? Trotzdem beiße ich voller Euphorie in meine Karotte, denn ich habe mich nun einmal entschieden, eine Woche vegan zu leben.
Wer das Wort "vegan" hört, runzelt meist erst einmal die Stirn. Die vegane Ernährung beinhaltet leider viele Vorurteile und Irrtümer. Man verzichtet dabei auf jegliche tierische Produkte: Fleisch, Eier, Milch, Butter und einiges mehr. Dass jemand darauf freiwillig verzichtet, können viele Menschen zunächst nicht nachvollziehen. Man könnte meinen, bei der veganen Ernährung würden viele Vitamine oder essenzielle Nährstoffe fehlen. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn man es richtig macht. Auch ich hatte anfangs meine Bedenken, ob diese Lebensweise wirklich gesund sei. Mit der Zeit stellte ich aber fest, dass es eben nicht immer nur die Käsesemmel oder die sehr kohlenhydratreichen Eiernudeln sein müssen. Wer erstmal gezwungen ist, sich gesünder zu ernähren, dem fällt auch die Vielfalt der Rohkostprodukte auf. Beliebt auf diesem Gebiet sind zum Beispiel die Gemüsepfanne mit Tofu oder schlicht und einfach Hartweizennudeln mit pflanzlicher Bolognese-Soße. In dieser Soße steckt einfach Tofu statt Hackfleisch.
Kein Leder, keine Kosmetik, keine Autos
Die meisten Veganer ernähren sich aber nicht nur ohne tierische Produkte, sie leben den Veganismus aus purer Überzeugung: kein Leder, keine Kosmetik, Autos so gut wie möglich vermeiden. Deshalb ist das vegane Leben in einem Dorf auch wesentlich komplizierter als zum Beispiel in einer Großstadt. Dort gibt es meist eine größere Auswahl an komplett veganen Restaurants oder Bio-Läden.
Ich habe dieses Experiment nicht aus Jux und Tollerei gestartet. Ich bin bereits seit einem knappen Jahr überzeugte Vegetarierin, weil ich die Tiermast und das anschließende grausame Abschlachten nicht reinen Gewissens unterstützen kann und will. Im Prinzip konnte ich mir schon vorstellen, dass es zur veganen Lebensweise viel Willenskraft und Überzeugung braucht, aber so viel? Damit habe ich absolut nicht gerechnet. Deshalb habe ich es leider auch nicht länger als diese sieben Tage geschafft.
Aber um nun zu den positiven Aspekten zu kommen: Meiner Meinung nach ist es einfach gesund. Ich habe bemerkt, dass ich viel mehr Vitamine zu mir nehme, da ich bei Hunger öfter mal in einen Apfel oder eine Banane gebissen habe, was ich sonst nicht sehr häufig mache.
Und meinem Gewissen bezüglich der Tiere ist es in dieser Woche auch bestens gegangen, somit kann ich den Schritt zur veganen Ernährung nur empfehlen. Möglicherweise konnten meine Worte den einen oder anderen ja motivieren, sich mal vegan zu ernähren - und vielleicht sogar dabei zu bleiben.